Kolumne Apropos Es war einmal ein Leberwurstbrot

Es war einmal ein Hund, der hieß Ben. Ben war ein schöner Hund mit einem ganz seidigen Fell, denn Ben war ein ungarischer Jagdhund, und die haben immer ein schönes Fell. Ben hatte eine große Schwäche für alles, was gut schmeckt.

 Jörg Wingertszahn

Jörg Wingertszahn

Foto: Robby Lorenz

Am liebsten aber mochte er Leberwurstbrote. Sein Herrchen auch. Und so geschah es eines Tages, dass sein Herrchen ihm ein Leberwurstbrot schmierte, das er fressen durfte. „Oh, wie schmeckt das toll“, dachte Ben sich und schleckte sich danach das Maul ab.

Dabei war ihm völlig egal, ob die Leberwurst auf seinem Brot beleidigt war oder nicht. Ben wusste nicht einmal, dass es beleidigte Leberwürste gab. Er kannte auch nicht die Geschichte, wie die Leberwurst beleidigt wurde. Das war nämlich so: Eines Tages ist eine Leberwurst im kochenden Wasser eines Kessels vor Wut geplatzt. Denn der Metzger hatte alle anderen Würste,  zum Beispiel die Blutwurst, vor der Leberwurst herausgenommen, weil sie nicht so lange kochen mussten. Und weil die Leberwurst allein im Kochtopf bleiben sollte, war sie beleidigt.

Bens Herrchen war aber nicht der Einzige, der für seinen Hund Leberwurstbrote schmierte. Da war einmal eine Frau, die auch einen Hund hatte, der gerne die Brote fraß. Doch dann wurde der Hund krank und durfte keine Leberwurst mehr fressen. Die Frau aber liebte Leberwurstbrote. Nun wollte die Frau nicht darauf verzichten, ihrem Hund aber auch nicht die Nase lang machen, wenn er ihr beim Leberwurstbrotessen zusehen musste. Da ging die Frau jeden Morgen in den Keller und aß dort ihr Brot.

Und wenn sie nicht gestorben ist, dann isst sie heute noch im Keller Leberwurstbrote.

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