Erst belächelt, jetzt begehrt

Merzig. Unterversorgte Regionen mit Breitband-Internet versorgen - mit dieser Idee machte sich der Jungunternehmer David Zimmer aus Merzig im Jahr 2007 daran, eine Nische zu besetzen, die andere Versorger wie die Telekom gelassen hatten. "Wir wollten in die Gebiete gehen, in denen die Telekom nicht aktiv ist, weil sie glaubt, dass man dort kein Geld verdienen kann

Merzig. Unterversorgte Regionen mit Breitband-Internet versorgen - mit dieser Idee machte sich der Jungunternehmer David Zimmer aus Merzig im Jahr 2007 daran, eine Nische zu besetzen, die andere Versorger wie die Telekom gelassen hatten. "Wir wollten in die Gebiete gehen, in denen die Telekom nicht aktiv ist, weil sie glaubt, dass man dort kein Geld verdienen kann. Wir waren anderer Meinung", erklärt der 39-Jährige.Was sich so einfach anhört, war in der Realität allerdings schon etwas schwerer umzusetzen. Denn nicht jeder teilte zu Beginn die Euphorie, die Zimmer zuzsammen mit seinem Bruder Tobias und seiner neu gegründeten Firma Inexio mit Sitz in Saarlouis versprühte. Allen voran die Banken, die bei dieser Idee erst einmal reihenweise den Kopf schüttelten. Denn: Vor allem der Netzausbau ist sehr teuer, die Kosten für den Tiefbau schrecken selbst größere Konzerne oft ab.

"Auch wir können natürlich nicht einfach mal ausbauen und hinterher darauf hoffen, dass wir genügend Kunden bekommen und es sich so rentiert. Große Konzerne können so etwas auffangen, wir nicht. Da bedarf es klarer Disziplin", macht Zimmer klar.

Sein Zauberwort heißt daher "Kommunikation". Im Vorfeld redet er mit Kommunen und versucht zu ermitteln, ob so viel Bedarf besteht, dass sich ein Ausbau lohnt. Ebenso steht Zimmer mit anderen Netzbetreibern und Anbietern in Verbindung. So wird schnell klar, wo ein entsprechender Bedarf besteht, die Anbieter profitieren vom Netzausbau, und Inexio hat dafür die Garantie, dass die Netze sich rentieren.

Auf der anderen Seite geht es vor allem darum, die Kosten für die Tiefbaumaßnahmen zu senken. Also versucht Inexio, wo es nur geht, sich an geplanten Maßnahmen wie beispielsweise Kanalarbeiten zu beteiligen und so quasi Huckepack den Ausbau voranzutreiben. Der Vorteil: Eine immense Kostenersparnis für alle Beteiligten.

Die vorläufige Bilanz nach fünf Jahren hat selbst die Erwartungen von David Zimmer übertroffen. "Wir sind vor fünf Jahren mit der Vorgabe angetreten, nach fünf Jahren etwa elf Millionen Euro Umsatz zu erwirtschaften. Dafür wurden wir belächelt", sagt Zimmer. Zu Unrecht: Im laufenden Geschäftsjahr, dem fünften, wird der Umsatz bei einer Zahl zwischen 19 und 20 Millionen Euro liegen. Tendenz steigend. Bis 2020 soll der Umsatz sogar auf knapp 100 Millionen Euro anwachsen. Derzeit beschäftigt Inexio rund 100 Mitarbeiter. Auch diese Zahl wird in den nächsten Jahren voraussichtlich auf bis zu 300 ansteigen.

Grund genug für die Unternehmensberatung Ernst & Young, David Zimmer als "Entrepreneur (Unternehmer) des Jahres" in der Kategorie "Start-up" auszuzeichnen. Dieser hoch renommierte Preis wird seit 16 Jahren an die besten Unternehmer Deutschlands vergeben. Er ist undotiert, doch er wird in Wirtschaftskreisen sehr wohl wahrgenommen. Für Inexio kann er ein Türöffner sein: Denn noch sind viele Gebiete in Deutschland nicht mit schnellem Internet versorgt. Und eine solche Auszeichnung kann Vertrauen schaffen und so manchen immer noch vorhandenen Zweifel zerstreuen. "Wir sind vor fünf Jahren mit der Vorgabe angetreten, nach fünf Jahren etwa elf Millionen Euro Umsatz zu erwirtschaften."

David Zimmer

Meinung

Mit Mut und Beharrlichkeit

Von SZ-RedakteurSascha Sprenger

Viele gute Geschäftsideen sind im Nachhinein betrachtet simpel und logisch, so dass man sich fragt: Warum ist eigentlich noch niemand vorher auf die Idee gekommen? David Zimmer hat - allen Unkenrufen zum Trotz - seine Idee mit Mut und Beharrlichkeit umgesetzt, weil er von ihr absolut überzeugt war.

In mancher Hinsicht ist Inexio damit sogar den Branchenriesen ein Stück voraus: Wo sich Konzerne partout aus dem Weg gehen und gegeneinander arbeiten, sucht er das Gespräch und damit sinnvolle Lösungen, von denen alle profitieren. Das ist kein Gutmenschentum, sondern gehört zur Verantwortung eines jeden Unternehmers.

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