Eingepfercht war gestern

Nennig/Perl. Ermittlungen, Verhöre, Büroarbeit, Funk bedienen - und das auf 150 Quadratmetern. Seit Jahren sind 15 Bundespolizisten an der Nenniger Moselbrücke wie in einer Sardinenbüchse eingepfercht. Mitte der 80er Jahre war der Grenzschutz, Vorgänger der Bundespolizei, in das Gebäude gezogen - für eine Schicht von zwei bis drei Mann durchaus ausreichend

 Edwin Kohl (v.r.), Peter Fuchs und Bürgermeister Bruno Schmitt vor dem neuen Dienstgebäude in Perl.

Edwin Kohl (v.r.), Peter Fuchs und Bürgermeister Bruno Schmitt vor dem neuen Dienstgebäude in Perl.

Nennig/Perl. Ermittlungen, Verhöre, Büroarbeit, Funk bedienen - und das auf 150 Quadratmetern. Seit Jahren sind 15 Bundespolizisten an der Nenniger Moselbrücke wie in einer Sardinenbüchse eingepfercht. Mitte der 80er Jahre war der Grenzschutz, Vorgänger der Bundespolizei, in das Gebäude gezogen - für eine Schicht von zwei bis drei Mann durchaus ausreichend. Doch mittlerweile muss die fünffache Anzahl an Beamten in dem Haus Dienst verrichten - ermitteln, recherchieren, den Funk bedienen, vernehmen. Versprochen wurde ihnen von Seiten der Politik schon viel - vor allem auch neue Räume. Die Saarbrücker Zeitung hatte umfassend über die unhaltbaren Zustände der Unterbringung der Beamten berichtet.

Doch nichts hält eben so lange wie ein Provisorium - eine bittere Erfahrung, die die Beamten lange Zeit machen mussten. Doch bald werden die "Grenzschützer" dem alten, unisolierten Haus den Rücken kehren können. Noch in dieser Woche soll der Mietvertrag mit Hausbesitzer Professor Edwin Kohl in trockene Tücher gebracht werden. Die neue Adresse: das Gebäude von Kohlpharma in der Perler Bahnhofstraße (wir berichteten bereits). Mit rund 350 Quadratmetern wird das Team aus Nennig mehr als doppelt soviel Platz haben, wenn es im Sommer einen Teil des Erdgeschosses in Besitz nehmen wird. "Wir sind begeistert, das nicht isolierte Gebäude endlich verlassen zu können", kommentiert Jörg Zenner, Mitglied bei der Polizeigewerkschaft GdP, den baldigen Umzug.

"Im Sommer weist das Thermometer im Erdgeschoss des Hauses an der Moselbrücke an die 30 Grad auf, im ersten Stock schnellt es bis auf 40 Grad hoch", sagt er auf SZ-Anfrage. "Im Winter haben wir schon Dienst bei 15, 16 Grad geschoben." Die Heizungen und Klimaanlagen, zusätzlich angeschafft, helfen zwar und sparen Platz. Doch sie können in der Enge zur zusätzlichen Belastung werden. Den Aufenthaltsraum haben die Bundespolizisten zum Multifunktionsraum umgewandelt - für Pausen, fürs Essen und für Vernehmungen.

"Wenn wir jemanden zum Revier bringen, müssen die Kollegen samt ihren Utensilien den Platz räumen", sagt der Gewerkschafter auf SZ-Anfrage. Schließlich sollen die Rechte des zu Vernehmenden gewahrt werden. Die Küchenzeile ist im Flur aufgebaut. Der Gewahrsamsraum ist längst tabu. Grund: Die Zelle entspricht nicht mehr den modernen Vorschriften. Die Sanitäreinrichtungen sind mehr als bescheiden. Platznot herrscht auch in den beiden Kabinen, in denen sich die Bundespolizisten umkleiden müssen.

Das neue Domizil in Perl nennt Zenner eine deutliche Verbesserung und eine Voraussetzung für eine personelle Aufstockung, die seit langem versprochen wurde. Der langfristige Mietvertrag, der nun abgeschlossen werden soll, beweist auch, dass die Bundespolizei sich nicht aus dem Dreiländereck zurückzieht. "Wir bleiben in Grenznähe", hatte Peter Fuchs, Leiter der Bundespolizei Bexbach, bei der Pressekonferenz am vergangenen Freitag angekündigt. Und von Perl aus sei man schnell auf der Autobahn, die das Saarland mit Luxemburg verbinde - einem Aufgabenbereich der Grenzschützer.

Die A 8 ist das Revier der Bundespolizisten, ebenso die Moselstrecke von Frankreich in Richtung Trier, die Bahnhöfe im Kreis, die Liegenschaften der Bahn und natürlich ein Teil der Bahnstrecke im Saartal. Züge haben sie vor allem im Visier. Denn Schleuser bringen ihre Kunden immer seltener in Autos auf den Weg nach Europa, sondern in Zügen, wissen die Bundespolizisten. "Hier sitzen sie weit von ihren Leuten weg, meist in einem anderen Abteil, könnten unerkannt untertauchen, wenn es brenzlig wird", sagen sie. Das Saarland liege nun einmal an einer der Haupt-Migrationsrouten. "Die Strecke führt von Südeuropa über Frankreich durchs Saarland" - "Uniform zeigen" sei daher unabdingbar.

Derweil steht für Edwin Kohl fest: Durch die Präsenz der "Uniformierten" rund um die Uhr werde Perl sicherer. Denn sie unterstützen auch die Landespolizei. "Wir werden einen guten Pachtvertrag mit der Bundespolizei in dem ökologischen Anwesen aushandeln", meint Kohl.

"Wir

bleiben in Grenznähe."

Peter Fuchs, Leiter der Bundespolizei Bexbach

Hintergrund

 Die Dienststelle in Nennig war zu eng geworden. Fotos: Ruppenthal

Die Dienststelle in Nennig war zu eng geworden. Fotos: Ruppenthal

Sie sind für die Luftsicherheit zuständig, sind Grenzpolizisten und Bahnpolizisten: Drei Aufgabenbereiche haben die Bundespolizisten zu erfüllen. Inspektionschef ist Peter Fuchs. Neben der Inspektion in Bexbach gibt es Reviere am Saarbrücker Flughafen, am Saarbrücker Bahnhof, am Autobahnübergang Goldene Bremm und in Nennig. Die Bundespolizei gehört zum Geschäftsbereich des Bundesinnenministeriums. Sie nimmt vielfältige sonderpolizeiliche Aufgaben wahr. red

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