Eine Friedenskirche für alle Merziger

Merzig · In der evangelischen Kirche in Merzig entsteht derzeit ein Gesamtkunstwerk. Der freischaffende Künstler Eberhard Münch gestaltet dort derzeit mit seiner Frau Maria den Kirchenraum völlig neu.

 Eberhard Münch (rechts) mit seiner Frau Maria bei der Arbeit.

Eberhard Münch (rechts) mit seiner Frau Maria bei der Arbeit.

 Blick in den Altarraum der Kirche. Fotos: K. Künhaupt

Blick in den Altarraum der Kirche. Fotos: K. Künhaupt

In der kleinen evangelischen Kirche an der Hochwaldstaße entsteht in diesen Tagen etwas wirklich Großes. Eberhard Münch, freischaffender Künstler aus Wiesbaden , arbeitet zusammen mit seiner Frau Maria an einer völligen Neugestaltung des Kirchenraumes. Dabei kommen ungewöhnliche Techniken zum Einsatz, und kreative Ideen werden umgesetzt. Ein Gesamtkunstwerk entsteht.

Bereits seit einiger Zeit suchten Pfarrer Klaus Künhaupt und das Presbyterium der Gemeinde nach Ideen, wie man die evangelische Kirche in Merzig umgestalten könnte. "Wir hatten im Chorraum seit dem Jahre 1948 die Tafeln der Gefallenen des Zweiten Weltkriegs. Sie waren in einer Mosaikarbeit ausgeführt. Es ist auch heute noch gut und wichtig, an die Toten des Krieges zu erinnern, aber die große Dominanz der Tafeln störte uns. In der Kirche muss doch in erster Linie von Hoffnung und Auferstehung die Rede sein. Dass Tafeln von Gefallenen aufgehängt werden, war üblich, aber das der gesamte Chorraum damit ausgefüllt wird, habe ich sonst in keiner Kirche gesehen", beschreibt Künhaupt die Ausgangssituation. Es sollte eine Friedenskirche entstehen.

Zunächst aber fehlte die zündende Idee, was gemacht werden sollte. Doch dann hörte die Gemeinde nach ihrer Darstellung von der wunderschönen Arbeit, die Eberhard Münch für die Überherrner ausgeführt hatte. In dem Ort hatte die evangelische Gemeinde eine alte Post gekauft und ein Gemeindezentrum mit Gottesdienstraum daraus entwickelt. "Die dortigen Arbeiten gefielen uns gut, und mein Kollege Christian Puschke berichtete begeistert von der Kreativität und Präzision von Eberhard Münch aus Wiesbaden ." Die Gemeinde entschloss sich nach Worten von Künhaupt, ihn auch um Ideen für die Merziger Kirche zu bitten. "Was er präsentierte, überraschte alle.

Münch legte ein Gesamtkonzept für das Gotteshaus vor. Das ging bis hin zu Überlegungen über die Farbe der Orgel, die Sitzpolster, die Lampen und so weiter. Kein noch so kleines Detail, über das er nicht nachgedacht hatte. Ein echter Profi."

Eberhard Münch hat eine umfassende Ausbildung genossen, darunter historische Maltechniken, italienische Wandmalerei. Er besuchte renommierte Kunsthochschulen. "Vor allem kann er auf eine breite Erfahrung in der Gestaltung von sakralen Räumen zurückgreifen." Die Liste seiner Referenzen ist lang. "Nicht einfach ein Maler, sondern ein Mensch, der umfassend versteht, worauf es in sakralen Räumen ankommt, auch von seinem eigenen Glaubenshintergrund aus", so Künhaupt.

Münch wurde von der Gemeinde engagiert und fertigte zunächst ein großes Modell der Kirche an. "Als ich ihn in seinem Atelier in Wiesbaden besuchte, habe ich mich fast erschreckt: Da steht ja unserer Kirche", lacht Künhaupt. Dieses Modell wurde nach Merzig geschafft, und Münch stellte verschiedene Alternativen vor. Diese wurden eingegrenzt und präzisiert. Schließlich wurde das Modell der Gemeinde und der Öffentlichkeit im Foyer des Gemeindehauses vorgestellt.

"Nicht alle waren begeistert, als klar wurde, dass das Konzept die Überbauung der Mosaike und komplette Neuausmalung des Choraumes beinhaltete. Aber eine übergroße Mehrheit nahm die Pläne sehr positiv auf, und wir beschlossen, sie umzusetzen."

Zunächst wurden von einem örtlichen Malerbetrieb die Vorarbeiten geleistet. Die gesamte Kirche wurde in einer mit Münch abgestimmten Farbe bis hinauf ins Gewölbe gestrichen. Das Gold in den Kapitellen und an der Kanzel wurde nachgezogen. Dann trat Münch in Aktion. Assistiert von seiner Frau Maria, begab er sich zunächst an die Ausmalung des Chors. Es dominieren jetzt Orange- und Gelbtöne, die die Auferstehung symbolisieren. Im hinteren Teil der Kirche wird in zwei bislang ungenutzten Nischen auf das "Woher" eingegangen. Es wird von Münch gestaltete Glaskunst installiert. "Das Leiden des Krieges einerseits, die Zehn Gebote und ein Satz aus den Seligpreisungen Jesu andererseits sind Thema. Vor der Glaskunst wird ein Gedenkbuch installiert, in dem die Namen der Kriegsopfer vermerkt sind." Verbunden werde das "Vorne" und "Hinten" durch eine Bemalung der rechten Seitenwand. Neben einem Übergang vom Violett zum Orange werde dort der Bibelvers "Der Gerechtigkeit Frucht wird Friede sein" dargestellt.

Über dem Bogen zum Altarraum stehe der Spruch "Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und schenke dir Frieden"

Alles soll fertig sein zum 9. November, wenn die Gemeinde das Festjahr zum 150. Bestehen der Kirche eröffnet. "Ein Jahr lang gibt es dann unterschiedlichstes Programm. Und am 8. und 9. November 2015 feiern wir dann als Höhepunkt und Abschluss Geburtstag", sagt Künhaupt.

Die Arbeiten versprächen schon jetzt, dass da ein Kleinod entstehe, auf das die Gemeinde, aber auch die ganze Kreisstadt, stolz sein könnten. Eine "Friedenskirche", nicht nur für Protestanten, sondern für alle Merziger. "Wer bei seiner Entstehung Zeuge sein will, ist willkommen. Herr Münch lässt sich gern über die Schulter schauen", lädt der Pfarrer ein.

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