„Eine fast intime Geschichte von Arbeitsplätzen“

Merzig · „Glühende Wiege“ – unter diesem Titel ist eine Ausstellung der Fotografin Doris Schmidt in der Hauptstelle Merzig der Sparkasse Merzig-Wadern zu sehen. Die aus Güdingen stammende Künstlerin zeigt dabei eine fotografische Zeitreise von 1992 bis heute, bei der sie vor allem Industrieanlagen aus teils ungewöhnlichen Perspektiven abbildet.

 Fotos aus dem Produktionsprozess von V&B, wie „TellerTransport2“, bilden einen Schwerpunkt der Ausstellung. FOTO: Schmidt

Fotos aus dem Produktionsprozess von V&B, wie „TellerTransport2“, bilden einen Schwerpunkt der Ausstellung. FOTO: Schmidt

Sparkassenchef Frank Jakobs schlug bei der Vernissage einen Bogen von der dunklen, grauen Jahreszeit zu den Werken der Künstlerin, die "so viele einzelne Elemente kompositorisch zusammen bringen, die eigentlich recht wenig miteinander zu tun haben". Da seien einerseits die Fotografien dunkler Industrielandschaften, die im Herbst und Winter noch einsamer und bedrohlicher wirkten als im Sommer. "Da sehen wir aber auch inmitten von Stahlkonstruktionen glühende Brennöfen, in deren Hitze Geschirr gebrannt wird. Der Kreislauf industrieller Produktionsprozesse, zusammengeführt und zugespitzt dargestellt, machen das Besondere an dieser Ausstellung aus", erklärte der Vorstandsvorsitzende. Als Gästen hieß Jakobs, auch im Namen seines Vorstandskollegen Wolfgang Fritz, unter anderem den Merziger Beigeordneten Dieter Ernst und Musikschule-Leiter Dieter Boden.

Mit einem Zitat der Autorin Nadine Petry lenkte der Sparkassendirektor den Blick auf eine "beeindruckende Eigenschaft" von Doris Schmidt: "In dem Moment, in dem die Kamera ein Teil von dir wird, in dem du aufhörst, Schnappschüsse zu machen und anfängst in Winkeln, Belichtungen und Blenden zu denken, hast du auf wunderbare Art ein zweites Mal sehen gelernt."

Ursula Bauer aus Perl bezeichnete in ihrer Laudatio die Ausstellerin als "Fotografin aus Leidenschaft". Ihr gelinge es, inhaltlich-dokumentarisch angelegte Bilder zu schaffen, die gleichzeitig künstlerisch-ästhetischen Kriterien genügten. Rostige Oberflächenstrukturen, achtlos weggeworfene Gegenstände, unscheinbare Details - die Arrangements erzählten "eine fast intime Geschichte von Arbeitsplätzen".

Mit der Ausstellung in der Sparkasse führt Doris Schmidt, die hauptberuflich als Redakteurin arbeitet, ihren Industriekultur-Zyklus fort, der mit "Phönix aus der Asche - Industriefotografie von Doris Schmidt" 1992 begann. Fotos stillgelegter Gruben, von der Alten Völklinger Hütte, der Neunkircher Hütte sowie Aufnahmen im Stabstahlwerk und im Walzwerk von Saarstahl gehören ebenso dazu wie Motive aus der Keramik-Industrie. Dabei präsentiert die 57-Jährige erstmals großformatige Abzüge aus dem Produktionsprozess von Villeroy & Boch. Alle haben eines gemeinsam: die "Glühende Wiege" - ohne Feuer hätte keiner dieser Industriezweige entwickelt werden können. Musikalisch umrahmt wurde die Feier von Tobias und Tabea Sparmann mit ihren Blockflöten. Bei einem kleinen Umtrunk nutzten zahlreiche Gäste die Gelegenheit, sich von Doris Schmidt ihre Arbeiten erklären lassen.

Die Ausstellung "Glühende Wiege" im ImmobilienCenter der Sparkasse in der Merziger Schankstraße ist noch bis zum 17. Januar von montags bis freitags in der Zeit zwischen 8.30 und 17 Uhr zu sehen.

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