Merzig Wie ein Niederrheiner seine Viezfest-Premiere erlebte

Merzig · SZ-Mitarbeiter Mauritius te Dorsthorst war am Samstag zum ersten Mal auf dem Merziger Traditionsfest. Hier erzählt er, wie es ihm dort erging.

Viel Arbeit gab es für die Helfer am Stand des Brotdorfer Carnevals-Vereins „Die Quakenbacher“.

Viel Arbeit gab es für die Helfer am Stand des Brotdorfer Carnevals-Vereins „Die Quakenbacher“.

Foto: Mauritius te Dorsthorst

Wie heißt es in dem bekannten Song von Sting so schön: „I’m an Englishman in New York“. So ähnlich erging es mir am Wochenende beim 50. Merziger Viezfest. Denn für mich als Niederrheiner, der erst seit kurzem in der Lokalredaktion in Merzig arbeitet, ist vieles, was es hier in der Region gibt, neu. Daher war mir Viez bislang auch nicht wirklich ein Begriff. Denn bei mir in der Heimat verbindet man mit Apfelwein höchstens die französische Variante, den Cidre. Aber um als „Neuzugang“ in Merzig die Stadt, Kultur und Leute kennen zu lernen, gibt es wohl keine bessere Gelegenheit als ein Stadtfest. Und was bietet sich mehr an, als im Jubiläumsjahr das Viezfest zu besuchen?

Die Bedeutung des Festes zeigt sich alleine schon an den prominenten Schirmherren. In diesem Jahr übernahm die Aufgabe Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD). Vor 30 Jahren, im Jahr des Mauerfalls, hatte der damalige Außenminister Hans-Dietrich Genscher (FDP) das Amt der Schirmherrschaft inne. Damals hatte Genscher wenige Tage vor seinem Erscheinen in Merzig noch in Prag die berühmte Balkonrede gehalten.

Bei der Eröffnungsrede auf der Treppe des historischen Stadthauses war Heiko Maas die Freude über die Vielzahl der erschienenen Viezköniginnen deutlich anzusehen. Denn nicht nur die amtierende Königin Laura II. hatte sich neben dem Staatsmann eingefunden, sondern auch viele ihrer Vorgängerinnen. Was Maas zu dem Bonmot animierte, dass er es als Außenminister oft mit gekrönten Häuptern zu tun habe.

Aber beim 50. Viezfest ging es nicht um Politik, sondern um die Stadt und ihren Apfelwein. Und den Stolz der Merziger auf ihren Viez zeigten sie an jedem der 35 Stände auf der Viezmeile. Für mich als Neuling in Merzig war es zunächst ungewohnt, dass es fast ausschließlich den Apfelwein gab. Denn bisher kannte ich es von Stadtfesten, dass auch Bier oder Wein angeboten wurden. Dafür gab es den Viez aber in den verschiedensten Variationen. Ob feinherb oder süß, kalt oder heiß und gelegentlich mit verschiedenen Gewürzen oder Honig versetzt. Besonders in den kühlen Abendstunden hatte ich schnell einen Favoriten gefunden. Nämlich den heißen Viez. Der zwar überall etwas anders geschmeckt hat, aber immer gut war. Denn ehrlich gesagt war mir das erste Glas kalter, feinherber Viez ein gutes Stück zu sauer und zu ungewohnt. Und auch das zweite konnte mich nicht wirklich überzeugen. Zum Viez boten die verschiedenen Stände auch diverse regionale Spezialitäten. Neben Boudin gab es Reibekuchen und „den klassischen Schwenker vom Schwenker, der am Schwenker stand“, wie mir gesagt wurde. Für Abwechslung sorgte auch der Stand vom Café Lottaleben, an dem saarländischer Gin ausgeschenkt wurde.

 Im Atrium der Sparkasse versammelten sich die amtierenden und alle ehemaligen Viezköniginnnen und ihre Prinzessinnen zum Gruppenbild.

Im Atrium der Sparkasse versammelten sich die amtierenden und alle ehemaligen Viezköniginnnen und ihre Prinzessinnen zum Gruppenbild.

Foto: leis/Tina Leistenschneider

Das Besondere an diesem 50. Jubiläum war die gute und ausgelassene Stimmung der Merziger. Man kam schnell mit ins Gespräch, sei es beim Essen oder am Viezstand. Wodurch ich mich am Ende des Abends nicht mehr ganz so fremd in der neuen Stadt gefühlt habe. Und ich habe das Fest um die Erkenntnis reicher verlassen, dass bei den herbstlichen Temperaturen der heiße Viez einfach am besten schmeckt.

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