Ein Plädoyer gegen den Alkoholkonsum

Merzig · Um die Folgen von Alkohol- und Tabak-Konsum während der Schwangerschaft ging es bei einem Vortrag in Merzig. Dabei erklärte Jutta Klein vom Bundesmodellprojekt der Brigg in Neunkirchen, wie groß die Schädigungen für ein Baby sein können.

 Zahlreiche junge Frauen hörten sich den Vortrag von Jutta Klein mit großem Interesse an. Foto: Landkreis

Zahlreiche junge Frauen hörten sich den Vortrag von Jutta Klein mit großem Interesse an. Foto: Landkreis

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"Jedes Jahr werden schätzungsweise 10 000 Kinder mit einer fetalen Alkoholspektrumsstörung geboren, davon 4000 mit dem Vollbild des fetalen Alkoholsyndroms." Darauf wies Jutta Klein, Mitarbeiterin im Bundesmodellprojekt der Brigg in Neunkirchen , einer Beratungs- und Behandlungsstelle für Jugendliche und junge Erwachsene der Caritas , hin. Sie hielt vor kurzem am Internationalen Tag des alkoholgeschädigten Kindes einen Vortrag mit dem Titel "Schwanger ohne" im großen Sitzungssaal des Landratsamtes Merzig . Sie informierte die Zuhörer über die Folgen von Alkohol- und Tabak-Konsum während der Schwangerschaft.

"Schon geringe Mengen Alkohol können das ungeborene Kind nachhaltig und lebenslang schädigen. Eine unbedenkliche Trinkmenge während der Schwangerschaft gibt es nicht", warnte Klein. An zwei Puppen zeigte sie, welche äußerlichen Merkmale auf ein Alkoholsyndrom hinweisen können: "Die betroffenen Kinder zeigen häufig typische Auffälligkeiten, etwa geringes Wachstum und veränderte Gesichtszüge." Dramatischer als das Aussehen, das sich meist mit den Jahren auswächst, sind laut Klein Schäden in der geistigen und seelischen Entwicklung. "Solche Kinder leiden unter einer Vielzahl von Beeinträchtigungen wie Intelligenzminderung, Sprachstörungen, Distanzlosigkeit, Aggressivität und vielem mehr." Zur besseren Diagnostik seien inzwischen Leitlinien erstellt worden, die für alle Kinderärzte verbindlich sein sollten. "Der Umgang mit diesen Kindern ist schwierig, und stellt Eltern und Betreuungspersonal wie Erzieher und Lehrer vor große Herausforderungen", meinte Klein. "Daher ist eine schnelle Diagnose immens wichtig, wie Fachleute betonen." Eltern könnten sich so früh auf die Behinderung ihres Kindes einstellen und die dringend notwendige Hilfe organisieren. Noch wichtiger allerdings sei es, Frauen über die Folgen von Alkohol in der Schwangerschaft aufzuklären, hob Jutta Klein erneut hervor.

Ebenfalls besprochen wurden die gesundheitlichen Konsequenzen des Rauchens während der Schwangerschaft. So erhöhe sich beispielsweise die Gefahr von Eileiter- und Bauchhöhlenschwangerschaften. "Früh- und Fehlgeburten treten bei Raucherinnen häufiger auf. Bei einem Viertel der Fälle von plötzlichem Kindstod hat die Mutter auch während der Schwangerschaft geraucht", warnte die Referentin. Die Schäden bei den Kindern seien erheblich und reichten von Verhaltensauffälligkeiten bis hin zu körperlichen Beeinträchtigungen.

"Untergewicht, Fehlbildungen, Verhaltensstörungen und die Entwicklung von Übergewicht sind nur einige der Folgeerscheinungen von Tabakkonsum der Mutter während der Schwangerschaft", zählt Klein auf. Selbst das Passivrauchen habe negative Folgen auf die Entwicklung der Kinder. Die Brigg-Mitarbeiterin veranschaulichte, wie sich der Tabakkonsum auf das Ungeborene auswirkt: "Stellen Sie sich vor, Sie tauchen und jemand drückt ständig auf den Schlauch, der Sie mit Sauerstoff versorgt." Klein widersprach dem Mythos, dass ein plötzlicher Rauchstopp schwerwiegende Entzugserscheinungen beim Kind verursache.

"Ein plötzlicher Rauchstopp kann höchstens eine kurzfristige Befindlichkeitsstörung beim Kind verursachen. Tabakkonsum hingegen schädigt das Kind nachhaltig", unterstrich Klein zum Schluss.

Ansprechpartnerin für das Suchtforum ist Gabriele Wahlen, Mitarbeiterin im Gesundheitsamt des Landkreises Merzig-Wadern, E-Mail: g.wahlen@merzig-wadern.de oder Telefon (0 68 61) 8 04 10. Interessierte und Betroffene können sich auch an die örtlichen Beratungsstellen der AWO, Telefon (0 68 61) 9 34 80 oder des Caritasverbandes, Telefon (0 68 61) 93 97 50, wenden.

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