Ein kleines Gerät mit großer Wirkung

Merzig · Über einen Defibrillator, kurz AED (Automatisierter Externer Defibrillator), verfügt seit Kurzem das Rathaus der Kreisstadt Merzig (wir berichteten). Der Verein Deutsche Herzwacht hat ihn der Stadtverwaltung zur Verfügung gestellt.

 Ersthelferin Heike Braun, Bürgermeister Marcus Hoffeld, Alexander Pfabel, Jan-Georg Wojtyniak, Christian Watzlawik (alle von der Deutschen Herzwacht), Dr. Wolfgang Vogt sowie Michael Klein (beide vom Malteser Hilfsdienst) (von links) mit dem neuen Defibrillator im Rathaus. Foto: Stephan Fandel

Ersthelferin Heike Braun, Bürgermeister Marcus Hoffeld, Alexander Pfabel, Jan-Georg Wojtyniak, Christian Watzlawik (alle von der Deutschen Herzwacht), Dr. Wolfgang Vogt sowie Michael Klein (beide vom Malteser Hilfsdienst) (von links) mit dem neuen Defibrillator im Rathaus. Foto: Stephan Fandel

Foto: Stephan Fandel

Neben der Anschaffung des Gerätes hat sich der Verein Deutsche Herzwacht in Kooperation mit dem Malteser Hilfsdienst auch um die Erste-Hilfe-Schulung und Einweisung der Rathausmitarbeiter gekümmert. Für die ärztliche Projektverantwortung konnte Dr. Wolfgang Vogt gewonnen werden.

Ersthelfer geschult

Bürgermeister Marcus Hoffeld bedankt sich bei der offiziellen Übergabe des Defibrillator für das verantwortungsvolle Engagement und wertet die Anschaffung des Gerätes zusammen mit den Schulungsmaßnahmen der Ersthelfer im Merziger Rathaus als einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der gesundheitlichen Sicherheit und Vorsorge.

Mit einem Defibrillator können Sofortmaßnahmen im Rahmen der Herz-Lungen-Wiederbelebung ergriffen werden, um lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen , wie das Herzkammerflimmern, in den Griff zu bekommen und das therapiefreie Intervall bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes und Notarztes entscheidend zu verkürzen. Durch das Gerät werden Stromstöße an den bewusstlosen Patienten abgegeben, in deren Folge die normale Herzaktivität wieder hergestellt wird. Die AEDs analysieren selbsttätig, ob eine Defibrillation im aktuellen Fall notwendig ist. Ist das Ergebnis positiv, wird die Funktion freigeschaltet und der geschulte Ersthelfer kann mit der Defibrillation beginnen. Andernfalls unterstützt das Gerät per Sprachanweisung den Ersthelfer bei den Wiederbelebungsmaßnahmen. Im Rathaus ist der überlebenswichtige Erste-Hilfe-Defi im Eingangsfoyer zu finden. "Das Gerät ist somit auch bei Notfällen in der angrenzenden Fußgängerzone oder an der Bushaltestelle vor dem Rathaus schnell erreichbar", unterstreicht der Bürgermeister den Vorteil des zentralen Standortes.

Wie der Projektleiter, der Merziger Alexander Pfabel von der Deutschen Herzwacht bei der offiziellen Vorstellung des AED im Rathaus informierte, erleiden nach einer aktuellen Studie des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung in Berlin in Deutschland jedes Jahr rund 65.000 Menschen einen plötzlichen Herztod. Im Saarland kommt es bei rund 1000 Herzen jährlich zum lebensbedrohlichen Kammerflimmern. Der Studie zufolge sterben die Meisten ohne klar erkennbare Warnhinweise. In rund 80 Prozent der Fälle sind Herzrhythmusstörungen bei einem unvorhersehbaren Herzinfarkt der Grund. Nach ein bis zwei Minuten verlieren die Betroffenen ihr Bewusstsein.

Sofern nicht sehr schnell lebensrettende Sofortmaßnahmen eingeleitet werden, ist nach drei bis fünf Minuten mit bleibenden Schäden zu rechnen, nach durchschnittlich zehn Minuten tritt der Hirntod ein.

In Deutschland liegt die Überlebensrate bei plötzlichem Herzstillstand unter zehn Prozent. Da die Überlebenschance der Betroffenen mit jeder Minute, die ohne Defibrillation verstreicht, um circa 10 Prozent sinkt, soll das therapiefreie Intervall bis zur Versorgung des Betroffenen durch Rettungsdienst und Notarzt durch eine möglichst frühzeitige Defibrillation verkürzt werden. Der Einsatz eines AED durch Ersthelfer im Rahmen der Ersten Hilfe ist dabei rechtlich unbedenklich.

Die Deutsche Herzwacht wirbt seit 2003 für die Einführung und Optimierung neuer Rettungskonzepte bei medizinischen Notfällen, insbesondere bei Herzerkrankungen und für Prävention durch Sport, ausgewogene Ernährung und gezielten Stressabbau. Der Verein setzte 2005 mit einem Pilotprojekt im Landkreis Merzig-Wadern den Impuls für die Ausstattung aller Krankenwagen im Saarland mit Defis. Die Non-Profit-Organisation hat ihren Sitz in Merzig .

Zahl der AEDs erhöhen



Die Projektbeteiligten gehen davon aus, dass dieses Leuchtturmprojekt einen Impulscharakter auch für andere öffentlich-rechtliche Einrichtungen sowie private Unternehmen hat. "Wir hoffen, dass sich noch weitere Nachahmer, beispielsweise Merziger Gewerbetreibende oder Behörden, finden werden, damit sich die Zahl der stationären AEDs in Merzig weiter erhöht", erklärt Hoffeld .

Interessenten können sich an die Deutsche Herzwacht e.V., Jan-Georg Wojtyniak (Präsident), Telefon: (0681) 96 59 58 03, wenden.

www.herzwacht.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort