Ein Hauch von St. Tropez in Merzig

Merzig · Die Hafenansicht von St. Tropez bringt Johannes Fischer als Kulisse für das Broadway-Musical „La Cage aux Folles“ im Merziger Zeltpalast auf die Bühne. Das Stück feiert am Freitag, 17. Juli, Premiere. Mit dem Sohn der bekannten Schauspielerin Nicole Heesters und dem Enkel von Johannes Heesters hat sich SZ-Redakteurin Margit Stark vorab unterhalten.

 Johannes Fischer und Intendant Joachim Arnold (rechts) vor Fischers Bühnenbild. Fotos: Rolf Ruppenthal

Johannes Fischer und Intendant Joachim Arnold (rechts) vor Fischers Bühnenbild. Fotos: Rolf Ruppenthal

 Das Modell hat Johannes Fischer für Merzig entworfen.

Das Modell hat Johannes Fischer für Merzig entworfen.

Was hat Sie dazu bewogen, das Bühnenbild für das Musical "La Cage aux Folles" in Merzig zu entwerfen?

Johannes Fischer : Ich habe lange für den Stella Musical Konzern und internationale Musicalproduktionen gearbeitet. Für Gestalter ist das Theater ein idealer Ort, der die Realisierung von Visionen und Gefühlen ermöglicht. "La Cage aux Folles" ist extrem turbulent und abwechslungsreich und insofern ist auch die Entwicklung des passenden Bühnenbilds eine aufregende Herausforderung.

Wie kam die Verbindung zu Produzent Joachim Arnold zustande?

Johannes Fischer : Ich bin dem Regisseur Holger Hauer empfohlen worden, der bereits erfolgreiche Produktionen mit Joachim Arnold in Merzig realisiert hat. Den konnte ich mit meinem Entwurf überzeugen.

Für das Musical "Ich will Spaß" in Essen haben Sie ein Bühnenbild geschaffen, das die 80er Jahre als Kaleidoskope in einem fahrbaren, sich stets verändernden Zauberwürfel zeigt. Wird es in Merzig ebenfalls eine drehbare Bühne mit den Räumen Club und Zuhause von Albin, Georges und Jean-Michel geben?

Johannes Fischer : In Essen war ich für die Dekoration, also Einrichtung der Szenen, zuständig. Das Konzept für Merzig ist eine permanente Großkulisse, die in einer romantischen Hafenansicht von St. Tropez alle Spielorte des Musicals miteinander verbindet. Auf über 30 Metern Breite und sieben Metern Höhe treten dann durch Beleuchtung und Verwandlungen die jeweiligen Spielorte und Szenen aus dem Panorama hervor.

Über Ihre Arbeit schreiben Sie auf Ihrer Homepage "Das Veranstaltungsdesign transportiert Kommunikationsinhalte in räumlich erlebbare Installationen." Wie machen Sie die Story um Albin, der sich in seinem Titelsong "Ich bin, was ich bin, und was ich bin, ist ungewöhnlich", charakterisiert, erlebbar?

Johannes Fischer : Für mich ist das Ambiente von Albin und George auch exaltiert und ungewöhnlich, aber dabei voller Stil und mit lebensfrohem Geschmack. Die beiden nur als ein verrücktes Tuntenpaar darzustellen, wird den Figuren und ihrer großen Leidenschaft nicht gerecht.

Sie haben Ausstellungen einen Rahmen geboten, ebenso Roadshows und Messen, Sonderbauten entworfen und unter anderem einen Musikclub in Sankt Pauli entworfen. Was hat am meisten Spaß gemacht?

Johannes Fischer : Ich finde die Arbeit im Theater besonders spannend, da es um ein Gesamtkunstwerk geht, das nur gemeinschaftlich mit Kostümbild, Choreographie, den Darstellern und der Musik funktioniert und damit über die Leistung des einzelnen hinauswächst.

Was hat Sie dazu inspiriert, Ihrem Großvater Johannes Heesters mit mehr als 300 Fotos eine Ausstellung zu widmen?

Johannes Fischer : Er hatte ein Gartenhaus, in dem sich kartonweise unbeachtete Zeitdokumente wie Fotos, Programmhefte, Briefe, Kritiken aus 70 Jahren Theatergeschichte befanden. Ich hatte bereits Ausstellungen konzipiert und der Akademie der Künste in Berlin das Material als Zeitreise durch die Theater- und Filmgeschichte angeboten. Jopie selbst interessierte sich nicht für die Vergangenheit und dementsprechend war die Ausstellung auch eine Rettung der einmaligen Dokumente. Die Ausstellung zeigte über 1000 Dokumente.

Mit dieser Galerie haben Sie den Besuchern ermöglicht, das Phänomen Heesters von seinen Anfängen in Holland über die umstrittene Ufa-Zeit in Berlin bis zu einem Konzert in seinem Heimatort Amersfoort nachzuvollziehen. Warum haben Sie die Nazi-Zeit nicht ausgespart?

Johannes Fischer : Es ist erstaunlich, welchen Vorwürfen mein Großvater im Nachhinein ausgesetzt wurde, obwohl er weder Propagandafilme gedreht hat, noch Parteimitglied war und sogar die deutsche Staatsbürgerschaft verweigerte. Wer Menschen in einem diktaturgeführten Land mit Gesang und Schauspiel unterhält, wird im Nachhinein zum Mittäter, obwohl die Inhalte der Operetten immer dieselben waren. Er fühlte sich nur seinem Publikum und seinem religiösem Glauben verpflichtet, nicht der politischen Führung.

Ihr Großvater stand auf der Bühne, Ihre Mutter Nicole Heesters ist eine bekannte Schauspielerin, ebenso Ihre Schwester Saskia. Warum haben Sie nicht den Beruf des Schauspielers ergriffen?

Johannes Fischer : Mir liegt der gestaltende, bildende Bereich einfach mehr.

Welche Auswirkungen hatte es für Sie in Ihrer Jugendzeit, in einer berühmten Familie groß geworden zu sein?

Johannes Fischer : Für mich waren Prominente erstmal Menschen wie alle anderen auch.

Karten gibt es unter Ticket-Hotline: (0 68 61) 9 91 00.

www.musik-theater.de

Die Rollen an der großen Freitreppe sitzen, Grund für einen Test. Wie von Zauberhand fährt sie aus - samt dem Farbenspiel, das sich an den Stiegen entzündet - blau-gelb, blau-gelb-rot, grün-blau-rot. "Wir arbeiten mit LED-Wänden, die das Cabaret je nach Showszene beleuchten", verrät Johannes Fischer , der das Bühnenbild für das Musical "La Cage aux Folles", den Käfig voller Narren, im Zeltpalast entworfen hat - für eine Fläche von 30 Metern Breite und sieben Meter Höhe. Von Freitag, 17. Juli, bis Sonntag, 9. August, wird sich der Vorhang im Merziger Zeltpalast für das preisgekrönte Musical heben, das die Zuschauer in die schillernde Welt der Travestie versetzt. "Der Einfall macht ein Viertel der gesamten Arbeit aus", verrät der Enkel des legendären Johannes Heesters und Sohn der bekannten Schauspielerin Nicole Heesters. "Zunächst muss man sich eine Vorstellung vor Ort machen, man muss das Stück kennen", nennt der Veranstaltungsdesigner als wichtige Voraussetzung. Natürlich würden auch die Ideen des Regisseurs mit einfließen. Exakt nach seinem Modell gehen Bühnenbauer Frank Steinmetz und dessen Helfer ans Werk.

"Die Zuschauer werden auf das Meer vor St. Tropez entführt, blicken auf eine Hafenstraße mit dem Travestieclub, auf die Wohnung von Albin und Georges und das kleine Café, in dem die Musiker Platz nehmen werden", sagt er. Selbst Palmen und ein glitzernder Vorhang für das Cabaret fehlen in der Vorlage ebenso wenig wie die Sonnenschirme. Viel gespielt wird mit Licht - bei der Veränderung der Tageszeiten, den Wechseln vom Cabaret zu den vier Wänden von Georges und Albin. Ein weinrotes Plüsch-Sofa, ein kuscheliger Sessel und ein Glastisch, für den Fischer als Sockel eine Palme gewählt hat, sind bislang das einzige Mobilar. "Die Wohnung wird noch eingerichtet - etwas schrill, aber die beiden haben Geschmack", schmunzelt der Mann, der in Hamburg sein Büro hat. Der Auftrag von Intendant Joachim Arnold brachte das Nordlicht nach seinen Worten erstmals ins Saarland.

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