Die Welt der Düfte

Merzig · Sie lesen gerade beim Frühstück die Zeitung? Schließen Sie doch mal einen Moment lang die Augen. Atmen Sie tief ein. Was riechen sie? Kaffee, frische Brötchen? Ein Hauch von Druckerschwärze? An diesem Samstag ist Weltdufttag. Die SZ hat sich dafür auf eine kleine Sinnesreise begeben.

Die dezente Note bahnt sich aus der Ferne ihren Weg durch die Luft. Sie lockt die Nase, und mit jedem Schritt verstärkt sich das Aroma. Bis er einen vollkommen umhüllt. Hier inmitten des Rosengartens im Merziger Garten der Sinne. "Der Rosengarten bietet das stärkste Dufterlebnis in der Anlage", erklärt Ulrike Heffinger, Leiterin des Projektbüros Gärten ohne Grenzen. "Mein Lieblingsduft ist der von Mme Boll", verrät sie. Die Sorte, die bereits im Jahr 1850 auf den Markt kam, riecht ganz klassisch nach Rose. Ehrwürdig, zart, rein und lieblich steigt die starke Note in die Nase. Duft, ebenso wie Aussehen, wirken erhaben.

Der Weg führt durch ein Meer aus Rosen in allen erdenklichen Rosa- und Pinktönen, dazwischen mischen sich weiße Blüten. Die Sinne bleibt bei Chapeau de Napoleon hängen, bei Mme Knorr und der Damaszener-Rose. Ganz dezent nur duftet zum Beispiel Pomponella, eine recht neue Sorte aus dem Jahr 2007. "Nicht alle Rosen haben einen Duft", sagt Heffinger. Zwischen den Stöcken wachsen Lavendel , Salbei und Blüten-Oregano. Doch gegen den tragenden Rosengeruch kommen sie nicht an.

In jedem Teil der Gartenanlage sollen alle Sinnen angesprochen werden, so das Konzept. "Auf dem Rundgang gibt es immer etwas zu riechen", sagt Heffinger. Es duftet frisch, rein und nach gemähtem Gras. "Im Kies- und im Tastgarten haben wir auch verschiedene Duftkräuter", erklärt sie. Ein Feld von Sommersalbei empfängt den Besucher im Kiesgarten, mit lila Blüten und einem intensiven, würzigen Aroma. Die ebenfalls würzig riechende Schafgarbe beißt ein bisschen in der Nase, ebenso das Winterbohnenkraut. Die Katzenminze riecht angenehm herb und ein bisschen zitronig. Ein dominanter Duft stiehlt sich in die Luft. Folgt man der Nase, gelangt man zum Currykraut, das sehr aromatisch und tatsächlich wie Curry riecht.

Im Tastgarten erkennt das ungeübte Riechorgan kaum den Unterschied zwischen Salbei und Sommer-Salbei. Die Zitronenmelisse strömt einen sehr fruchtigen, spritzigen, ein bisschen säuerlichen Hauch aus. Ein bisschen dezenter, aber ebenfalls spritzig, präsentiert sich das Zitronen-Bohnenkraut. Der weiche Frauenmantel kommt dezent blumig daher, der Lavendel breitet sich bekannt betörend aus. Die Eberraute-Colapflanze duftet süßlich, genau wie die Gummibärchen in Form von kleinen Colaflaschen. Dezenter, herber und ebenfalls süßlich riecht die Schokoladenblume, deren Duft ein bisschen an dunkle Schokolade erinnert. Es ist faszinierend, welche Welt sich eröffnet, wenn die Augen sich schließen. Es duftet frisch, wohlig warm, nach Asphalt. Der Sommerregen hat die Luft gereinigt. In der Kaffeerösterei füllen die vollmundigen Röstaromen den gesamten Raum aus, strömen in jeden Winkel. Fruchtig, herb und exotisch empfängt ein Schwall den Besucher im Teeladen. Dezenter duftet es in der Bäckerei, nach frisch gebackenem Brot. Der herbe Geruch von Leder herrscht im Schuhladen vor. Frisch und holzig strömt es aus neuen Schriftwerken in der Buchhandlung. Und überall mischt sich eine weitere Note bei: Parfüm.

Initiator des Weltdufttages, der seit 2004 jährlich am 27. Juni gefeiert wird, ist der Geschäftsführer eines Parfümunternehmens, Matti Niebelschütz. Der Weltdufttag solle dazu anregen, die Welt der Düfte bewusster wahrzunehmen, so Niebelschütz. Eine Vielfalt an Aromen schwängert die Luft in der Parfümerie.

Welche Düfte besonders beliebt sind, sei sehr unterschiedlich und ändere sich je nach Jahreszeit, sagt Laura Köster, die bei der Parfümerie CB in Merzig arbeitet. Frauen griffen im Sommer zu blumigen und frischen Noten, die die Weiblichkeit unterstreichen. Im Winter wählen sie eher schwere und pudrige Aromen. Männer bevorzugen würzige Noten, im Sommer auch sportliche. "Die Geschmäcker sind sehr verschieden", sagt Köster. Am häufigsten gingen Parfüms über die Ladentheke, die beworben werden. Köster weist auch auf ein Nischenprodukt hin: Die Düfte von Atelier Cologne, die im Gegensatz zu herkömmlichem Eau de Cologne einen hohen Anteil an Duftölen haben. Die Palette der frisch riechenden Aromen reiche von Orange über Rose bis hin zu Pomelo.

Die Parfümerie Pierre in Merzig bestätigt, dass die Kunden im Sommer eher fruchtige und frische Noten bevorzugen, im Winter eher herbe und süßliche. Klassiker, die oft verkauft werden, seien bei den Frauen Chanel und bei den Männern Jean Paul Gaultier.

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