Die Schule der Zukunft wird Realität

Merzig · Aus drei Säulen besteht das Konzept einer „Smart School“. Die Kriterien wurden Lehrern in einem Praxis-Workshop vermittelt.

Der Bildschirm in der Größe eines überdimensionalen Fernsehers zeigt eine kahle Landschaft: Keine Wiese, keine Bäume, keine Blumen, nur ein paar Berge aus roter Erde sind im Hintergrund zu sehen - wir sind auf dem Mars. Zwei bunte Raumschiffe landen auf dem unbekannten Planeten, eins trägt die Aufschrift "Obst", auf dem anderen steht "Gemüse". Am unteren Rand des Bildschirms sind Kästchen, die mit verschiedenen Lebensmitteln beschriftet sind. "Erdbeeren", "Kohl" oder "Apfel" sind darauf zu finden. Dann erscheint ein Name: "Miriam" steht gut lesbar in der Mitte des Bildschirms. Miriam, eine Grundschülerin, kommt nach vorne und versucht die Lebensmittel "Obst" oder "Gemüse" zuzuordnen. Mit dem Finger tippt sie "Erdbeere" an und zieht das Wort in das Raumschiff "Obst".

So oder so ähnliche könnte schon bald der Unterricht an saarländischen Schulen ablaufen. Sogenannte Smartboards, interaktive Tafeln, finden sich mittlerweile in immer mehr Klassenräumen. Das Wendalinum-Gymnasium in St. Wendel und die Gemeinschaftsschule Bellevue in Saarbrücken gehörten zu den Ersten, die moderne Technik in ihren Unterrichtsalltag integrierten. Dafür wurden sie auf dem IT-Gipfel im November 2016 in Saarbrücken als Modell für das Konzept "Smart School" ausgewählt. Was genau eine Smart School auszeichnet, das verkündete vor wenigen Tagen in Merzig der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom). Dort fand an der Christian-Kretzschmar-Gemeinschaftsschule ein zweitägiger Praxis-Workshop für Lehrer und Vertreter der Schulträger zu Smart Schools statt. Bei diesem Anlass wurden die Kriterien formuliert.

Thomas Schmidt, Geschäftsführer der Agentur 21 CCC, stellte den Katalog vor. "Das Konzept besteht im Wesentlichen aus drei Säulen", erklärte er. "Zum einen die Infrastruktur, dann pädagogische Inhalte und Konzepte und zu guter Letzt die Lehrerfortbildung." Der Punkt Infrastruktur beinhaltet einen Breitbandanschluss der Schule, W-Lan im gesamten Schulgebäude, Smart boards (interaktive, digitale Tafeln), mobile Endgeräte wie Laptops, Smartphones oder Tablets, Cloudservices, Makerspaces und eine intelligente Schulverwaltung. Bei einem Cloudservice wie zum Beispiel Dropbox kann man Dateien in einer Cloud (auf Deutsch: Wolke), also auf einem externen Server, speichern. Die Dateien in der Cloud sind dann von anderen Geräten wieder abrufbar. Unter Makerspaces versteht man - vereinfacht gesagt - moderne Hobby- oder Bastelräume. Den Nutzern stehen dort zum Beispiel 3D-Drucker, iPads und Laser-Cutter zur Verfügung. So soll jeder Interessent Zugang zu modernen und fortschrittlichen Technologien erhalten, die in der Regel nur einem kleinen Kreis von Menschen zur Verfügung stehen.

Die zweite Säule einer Smart School besteht aus pädagogischen Inhalten und Konzepten. Dazu gehört ein schulindividuelles Medienkonzept, eine Lernsoftware, innovative Lernmethoden und digitale Lerninhalte. Lehrerfortbildungen bilden die dritte Säule einer Smart School. Darin enthalten sind die Entwicklung von Fortbildungsangeboten, ein schulinternes Gremium zum Thema "Smart School" und schulinterne Fortbildungsveranstaltungen.

Ergänzend zu den drei Säulen gibt es sieben weitere Elemente einer Smart School. Dazu zählen unter anderem ein digitales Schulkonzept, eine professionelle Infrastruktur, der Einsatz von innovativen Technologien und Medien, kreative Unterrichtsmethoden und individuelles Lernen. "Zu einem digitalen Schulkonzept gehört, dass die Digitalisierung als wesentliche Dimension der Schulentwicklung gesehen wird und dass digitale Kompetenzen im Schulprogramm verankert sind", sagt Schmidt.

Landrätin Daniela Schlegel-Friedrich freut sich über die Digitalisierung an Schulen: "Ich finde es wichtig, dass Einigkeit darüber besteht, dass Schulen digitalisiert werden. Hier sollten Schulträger, Schulleiter, Lehrer und Schüler an einem Strang ziehen." Dass das Thema auch an anderen Schulen auf großes Interesse stößt, zeigte die Resonanz auf dem zweitägigen Workshop: Daran nahmen 140 Lehrer aus 38 verschiedenen Schulen sowie etwa 100 Schüler und 50 weitere Gäste teil (siehe separaten Text).

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Schüler wünschen sich W-Lan Wie das Konzept einer Smart School im Unterricht verwirklicht wird, demonstrierten drei Schüler der Gemeinschaftsschule Bellevue. So komme die digitale Technik vor allem in den naturwissenschaftlichen Fächern zum Einsatz. Bei Sprachen wie Englisch oder Französisch werde sie vor allem beim Lernen von Vokabeln helfen. Was sich die Schüler für ihre Schule noch wünschen würden, wurden die Saarbrücker Schüler gefragt. Ihr dringlichster Wunsch: W-Lan im gesamten Schulgebäude, denn oft würde die Internetverbindung der Smartphones der Schüler nicht ausreichen.

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