„Die goldenen 80er sind wieder en vogue”

Seit 2003 ist Produzent Werner Leonard mit seiner Tribute-Show „Abba Gold – The Concert Show” auf der ganzen Welt unterwegs. Bevor sie am Freitag zum ersten Mal nach Merzig kommt, wollte SZ-Redaktionsmitglied Jasmin Kohl von Leonard wissen, wie er auf die Show-Idee gekommen ist und was die Zuschauer in der Stadthalle erwartet.

 Vier britische Musiker rocken die Bühne, und das Publikum meint tatsächlich, Abba live erlebt zu haben – Abba Gold ist aktuell unerreicht.

Vier britische Musiker rocken die Bühne, und das Publikum meint tatsächlich, Abba live erlebt zu haben – Abba Gold ist aktuell unerreicht.

Foto: Agentur

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, eine Abba-Tribute-Show zu veranstalten?

Leonard: Meine Frau ist ein großer Abba-Fan. Als Geburtstagsüberraschung sind wir dann vor Jahren gemeinsam auf einer Veranstaltung eines Abba-Fanclubs in Berlin gewesen. Das Strahlen meiner Frau zusammen mit der tollen Musik von Abba hat mich an diesem Abend mit dem Abba-Virus infiziert. Die Idee zu einer eigenen Abba - Show war geboren.

Abba-Tribute-Shows gibt es wie Sand am Meer. Warum sollte man sich gerade Ihre Show anschauen?

Leonard: Das Stichwort heißt Authentizität. Das Konzept der Show ist darauf ausgelegt, das originale "Abba-Feeling" ins "Hier und Jetzt" zu transportieren. Mit heutigen technischen und musikalischen Mitteln wird so die Show des Originalquartetts nachempfunden - das geht bis ins kleinste Detail. Ein Beispiel: Wie das Original präsentieren unsere Künstler die Songs sogar mit schwedischem Akzent.

Sind Sie selbst eingefleischter Abba-Fan und mit der Musik aufgewachsen?

Leonard: Ich bin nicht damit aufgewachsen. Ich bin vor allem mit klassischer Musik groß geworden, was an meinen Eltern lag. Hätte ich von ihnen aber einen Einblick in die Musik von Abba bekommen, hätte ich mich wohl schon früher dafür interessiert. Die waren damals schon "state of the art" (Stand der Kunst, Anm. d. Red.) und einfach sensationell. Ihre Mischtechniken wie die Doppelung der Stimmen, dienen heute noch als Grundlage moderner Produktionstechnik. Entdeckt habe ich Abba erst mit weit über 30 Jahren. Durch die intensive Beschäftigung mit ihrer Musik bin ich heute ein Fan.

Sie sind mit "Abba Gold - The Concert Show" schon durch über 20 Länder getourt und haben über 1000 Auftritte gespielt. Welcher Auftritt ist Ihnen in besonderer Bedeutung geblieben?

Leonard: Es gab einige ungewöhnliche Spielorte, an die ich mich erinnere. Zum Beispiel an das Olympia in Paris, in dem schon die Stones oder Charles Aznavour Konzerte gespielt haben, an die Leipziger Oper oder einen Auftritt im Kreml, direkt nach dem Fall des Eisernen Vorhangs. Das war schon etwas Besonderes. Der letzte besondere Auftritt ist gar nicht lange her: Ende Oktober 2015 sind wir im Erlebnisbergwerk Merkers (Thüringen, Anm. d. Red.) ein paar hundert Meter unter der Erde aufgetreten.

Wie unterscheiden sich die Shows der jeweiligen Tourneen?

Leonard: Wir entwickeln die Shows jährlich weiter und arbeiten an den Arrangements sowie an der Video- und der Lichtshow. Die Leute kommen aber vor allem, um die großen Hits wie "Waterloo", "Dancing Queen" oder "Thank you for the music" zu hören, die bleiben also immer im Programm. Jedes Jahr kommen aber auch neue Titel dazu.

Wie gehen Sie bei der Rollenbesetzung der Abba-Stars Agnetha, Anni-Frid, Björn und Benny vor?

Leonard: Wir veranstalten dreitägige Castings in Amsterdam und London, um die passenden Künstler zu finden. Die, die es dabei in die engere Auswahl schaffen, laden wir in unseren Proberaum nach Bremen ein. Uns ist ein gutes Verhältnis zu den Künstlern wichtig, deswegen nehmen wir uns bei der Auswahl Zeit. Bei der Besetzung gibt es immer mal wieder kleine Wechsel, also eine natürliche Fluktuation, die sich durch die verschiedenen Lebensphasen ergibt. Familiengründung oder die Lust auf etwas Neues sind Gründe dafür. Das Rumtouren ist natürlich auch irgendwann anstrengend, gerade mit Familie. Unser längstes Mitglied ist Dale Forbes, der in der aktuellen Show Benny verkörpert und seit neun Jahren dabei ist.

Haben Sie einen Abba-Lieblingssong und wenn ja, warum ausgerechnet dieser?

Leonard: Hmm, das ist eine wirklich schwierige Frage, es gibt so viele tolle Abba-Songs. Ich würde sagen "When I kiss a teacher". Das ist ein Song, der zwar kein Mega-Hit ist, dessen Melodie mir aber nicht mehr aus dem Kopf ging. Der hat mich einfach am meisten berührt. Ich glaube, mit dem Lieblingssong ist es einfach wie beim Wein. Entweder er schmeckt oder er schmeckt nicht.

Wen wollen Sie mit Ihrer Show ansprechen? Den eingefleischten Abba-Fan oder ein ganz gemischtes Publikum?

Leonard: Unsere Kernzielgruppe ist 50 plus, also die Golden Ager. Es kommen auch viele Familien, Oma, Opa, Eltern mit ihren Kindern, Enkel oder Neffe inklusive. Aber in den letzten Jahren stellen wir fest, dass auch immer mehr junge Leute zwischen 25 und 30 zu den Shows kommen. Früher bestand rund 95 Prozent unseres Publikums aus unserer Kernzielgruppe, heute sind um die 30 Prozent junge Leute dabei.

Woran liegt das?

Leonard: Ich glaube, dass die jungen Leute neugierig sind. So kommen sie auf die Hits von Abba . Das kommt auch durch die Diskotheken, heute nennt man die ja Clubs (lacht), die die Musik der 70er und 80er Jahre wieder aufnehmen. Die goldenen 80er sind also wieder en vogue. Das hat ja auch Madonna gezeigt, die vor ein paar Jahren eine bekannte Abba-Melodie in ihrem Song "Hung up" integriert hat. Vor kurzem hat uns sogar ein Gymnasium angesprochen, ob wir nicht zwei Titel für ihre Abschlussfeier einspielen könnten.

"Abba Gold - The Concert Show" kommt am Freitag, 20. Mai, um 20 Uhr in die Merziger Stadthalle. Die Show dauert mit Pause rund zweieinhalb Stunden. Karten gibt es in allen bekannten Vorverkaufsstellen, unter der Ticket-Hotline (06 51) 9 79 07 70 oder online unter www.kultopolis.com .

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 Abba nach dem Sieg mit Waterloo. Foto: dpa

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Zur Person Werner Leonard, 1962 in Walsrode geboren, ist seit vielen Jahren als Produzent und Manager erfolgreich. Zu den von ihm betreuten Künstlern zählen Formationen wie Max Raabes Palast-Orchester, dessen Mitbegründer er gleichzeitig ist, sowie die jungen Tenöre oder die Jazzkantine. Er wurde bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, so etwa mit Platin in Deutschland und Russland für das Max Raabe Palast-Orchester, ebenfalls Platin in Österreich für "Die jungen Tenöre " oder für "Abba-Mania" als die bestverkaufte Theaterproduktion in Deutschland. koj

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