Die Beschleunigung der Politik"Sarkozy kann ausgezeichnet zuhören"

Merzig. Der 70-Jährige ist Träger des französischen Verdienstordens und des Bundesverdienstkreuzes, hat jetzt mit "Nicolas Sarkozy und die Beschleunigung der Politik" im Merziger Gollenstein-Verlag ein Buch veröffentlicht, das authentisch und unverfälscht einen Einblick in die französische Polit-Szene gewährt

Merzig. Der 70-Jährige ist Träger des französischen Verdienstordens und des Bundesverdienstkreuzes, hat jetzt mit "Nicolas Sarkozy und die Beschleunigung der Politik" im Merziger Gollenstein-Verlag ein Buch veröffentlicht, das authentisch und unverfälscht einen Einblick in die französische Polit-Szene gewährt. Mit viel Esprit mit feinem Humor, amüsant, witzig und auch gepfeffert, präsentierte Picaper seinem Publikum - das Museum war voll besetzt - die politische und soziale Landschaft unserer Nachbarn und stellte den amtierenden Staatspräsidenten sowohl als politisches Schwergewicht vor als auch als Privatmann, der monatlich 19 000 Euro verdient und brav versteuert.Er habe ein "psychedelisches Buch" geschrieben, "manchmal ganz schön frech". Das könne er sich jetzt erlauben, wo er nicht mehr in Diensten des "Figaro" stehe. Im Saarland könne man ungestraft ein positives Buch über Sarkozy schreiben und herausgeben, "in Preußen nicht". Die Deutschen hätten den kleinen Mann zunächst nicht ernst genommen. Schlimmer noch: Sarkozys gewagte Coups und seine gelegentliche Hauruck-Politik hätten die Deutschen zunächst an einen ihnen bestens in Erinnerung gebliebenen Psychopathen gemahnt. Aber das habe gottlob niemand laut auszusprechen gewagt. Zum Glück habe der Präsident ja seine Frau gefunden. Carla Bruni habe Nicolas Sarkozy nicht nur in den Umfragen stark nach oben gezogen. Die Präsidenten-Gattin beherrsche drei Fremdsprachen, singe annehmbar und sehe ja auch ganz gut aus. Die Heirat habe die Prozentzahlen nach oben katapultiert. "Die Frau kommt an."Erst in der Hälfte der 440 Seiten des Buches taucht die Bundeskanzlerin auf, dann aber mit einem ganzen Kapitel: "Ich liebe Angela". Gattin Carla erscheint noch später. "Die Franzosen haben lange gebraucht, mit ihrer eigenen Kühnheit fertig zu werden, die sie bewogen hat, mehrheitlich Nicolas Sarkozy zum Präsidenten zu wählen", sagte Picaper. "Er ist kein unumstrittener Präsident, aber der beste Sarkozy aller Zeiten." Jean-Paul Picaper: "Nicolas Sarkozy und die Beschleunigung der Politik"; 24,90 Euro; ISBN 978-3-938823-36-1. 440 Seiten, 48 Farbfotos.Monsieur Picaper, wie schätzen Sie das deutsch-französische Verhältnis abseits der großen Politik ein? Jean-Paul Picaper: Die Deutschen lieben Frankreich - ohne die Franzosen. Umgekehrt ist es genauso. Beide Länder verfügen jedoch über viele gebildete Leute, die sich sehr schätzen, aber nur, wenn der andere einzeln auftritt.Eine Leserin unserer Zeitung findet große Ähnlichkeiten in der Mimik und Gestik von Nicolas Sarkozy und Lino Ventura. Was meinen Sie dazu? Jean-Paul Picaper: Der Vergleich ist gar nicht übel. Bei Sarkozy ist immer ein Körperteil in Bewegung. Sind es nicht Hände oder Beine, sind es die Augen. Nur die Ohren bewegt er nicht. Er kann aber ausgezeichnet zuhören, im Gegensatz zu vielen anderen Politikern. Sarkozy ist ein Aktivist, der lernfähig ist. Dennoch hat er sich seit Beginn seiner Amtszeit sehr verändert. Auch die Meinungen über ihn haben sich geändert, besonders durch die EU-Präsidentschaft. Man hat gesehen, dass er in Krisen schnell und richtig reagieren kann. Und Krisen gibt es ja genug im Augenblick. Die braucht Sarkozy, um sein Talent zu entfalten.Monsieur Picaper, Präsident Sarkozy hat dem neuen amerikanischen Präsidenten gratuliert und ihm Zusammenarbeit angeboten, mit dem offen ausgesprochenen Gedanken, dass beide zusammen viel auf dieser Welt verändern könnten. Was meinen Sie dazu? Jean-Paul Picaper: "Viele Deutsche haben Sarkozy vorgeworfen, dass er sich überschätze, wenn er Obama eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe anbiete. Selbst die unterschiedlichen Körpergrößen mussten als Argument herhalten. Obama ist 1,88 groß, Sarkozy nur 1,65. Dennoch haben beide starke Gemeinsamkeiten. Beide sind Quereinsteiger, beide sind Kinder von Emigranten, beide haben Abstand zur politischen Kaste ihres Landes. Sie wollen das Land, das sie lieben, verändern. Und beide lieben den Frieden."

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