Die Bayern fliegen schon früh raus
Merzig · Neuer Ort, neue Qualität, gleicher Sieger: Benfica Lissabon hat in Merzig den Talents-Cup für U14-Mannschaften gewonnen. Andere namhafte Teams mussten früh die Segel streichen. Auch der FC Bayern.
Der "Béla-Guttmann-Fluch" ist jedem Fußball-Kenner ein Begriff: Der ungarische Trainer gewann 1961 und 1962 mit Benfica Lissabon den Landesmeister-Cup. Weil ihm Portugals Rekordmeister daraufhin eine Gehaltserhöhung verweigerte, schied er im Zorn und soll gesagt haben, Benfica werde 100 Jahre keinen Europapokal mehr gewinnen.
Während die Profis daran bis heute knabbern, feiert Lissabons Nachwuchs internationale Erfolge: Am Montag gewann Benfica die elfte Auflage des renommierten U14-Turniers um den Zender-Talents-Cup. Im gut besuchten Blättelbornstadion in Merzig verteidigten "Eusébios Erben" mit ihrem 3:2 im Elfmeterschießen über Galatasaray Istanbul den im Vorjahr in Besseringen errungenen Titel. Im ersten Finale ohne deutsche Beteiligung avancierte Torwart André Mendes mit einer Parade gegen Özgür Baran Aksaka zum Helden.
"Campeão, Campeão" - Champion, sangen die Portugiesen danach, während bei den jungen Türken die Tränen kullerten. "Ich bin glücklich, freue mich für die Jungs. Es war verdient, weil wir mehr fürs Spiel getan haben", meint Filipe Coelho. Die große Freude unterstreicht, was Benficas Trainer schon nach dem Viertelfinal-Sieg gegen Borussia Dortmund gesagt hatte: "Wir wollen wieder gewinnen, aber die Qualität ist diesmal höher. Es ist ein verdammt hartes Turnier."
So fand das Viertelfinale zum Beispiel ohne die U14 des ruhmreichen FC Bayern statt. Nach dem 0:1 gegen den 1. FC Kaiserslautern waren Siege über Arsenal London (2:1), das die K.o.-Phase ebenfalls verpasste, und Ausrichter FC Besseringen (5:0) sowie ein 1:1 gegen Istanbul zu wenig. Nach dem Viertelfinal-Aus gegen den VfB Stuttgart (0:1) betonte auch Gaetan Lenert, Trainer des FC Metz: "2015 waren wir im Finale. Diesmal ist das Feld aber sehr viel stärker."
Doch gerade das ist von den Vereinen so erwünscht: Der Nachwuchs soll gefordert werden. Auch die Besseringer Jungs sammelten gegen Schalke 04, Werder Bremen, Galatasaray und Bayern wichtige Erfahrungen: "Es war aufregend. Dass es schwer werden würde, war uns klar. Gerade körperlich ging es richtig zur Sache", sagte Lukas Welsch (12). Der Sohn von Besseringens Jugendleiter Uwe Welsch fand: "Schalke war der schwerste Gegner." Das sah Mitspieler Adrian von Boch genauso und ergänzte: "Es hat Spaß gemacht, auch wenn die Gegner echt gut waren." Eulen-Stürmer David Giannetta (13) meinte: "Es war cool, mal gegen solche Teams zu spielen und an seine Grenzen zu stoßen."
Für Schalke war im Halbfinale mit 1:2 gegen Lissabon Endstation. Istanbul zog durch ein spätes Tor von Ferhat Durmus zum 1:0-Sieg über Stuttgart nach (29.). Zuvor hatte "Gala" schon den FCK um Bambasé Conté, den besten Spieler des Turniers, mit 2:0 besiegt. Der Saarbrücker in Lauterer Diensten sagte: "Wir hätten mutiger spielen müssen. Aber gegen so einen Gegner darf man auch mal verlieren. Ich bin nicht zu sehr enttäuscht." Viel schlimmer wäre es für "Bamba", wenn sein großer Wunsch nicht in Erfüllung ginge: "Es ist mein Traum, Profi zu werden. Wo, ist egal - Hauptsache Bundesliga", sagt der 13-Jährige.
Die meisten Talente beim Talents-Cup, der an zwei Tagen stolze 4500 Zuschauer anlockte, dürften das genauso sehen. Der erwähnte Guttmann gilt übrigens als Entdecker von Benfica-Legende Eusébio. Und vielleicht werden ja Bruno Santos, der beste Torjäger des Cups, der lange Luís Semedo oder Flügelflitzer David Quenda, mal ähnlich erfolgreich sein. "Ich hoffe, dass es so kommt. Einige haben wirklich enormes Potenzial", sagt Coelho. Und dann dürfte Benficas Europacup-Fluch wohl doch noch vor den prognostizierten 100 Jahren zu Ende gehen.
Bestes Saar-Team wurde der SV Saar 05 Jugend, der AZ Alkmaar 2:0 besiegte, Stuttgart ein 0:0 abtrotzte, dann aber nach einem 2:0 über den SC Roden durch ein 0:3 gegen Metz ausschied.
Arsenal Londons Jugendtrainer Greg Lincoln lobte das Turnier. "Wir sind hier in einem wunderschönen Teil Deutschlands mit sehr netten Leuten. Es war ein sehr guter Wettkampf mit Spitzenteams wie Benfica, Galatasaray oder den deutschen Topmannschaften Bayern und Dortmund. Deshalb war es für unsere Jungs eine sehr gute Erfahrung und eine Freude, hier dabei gewesen zu sein. Wenn mein Chef nichts dagegen hat, kommen wir gerne wieder", sagte er - trotz des frühen Aus nach Niederlagen gegen den FCK (0:1), Bayern (1:2) und Bremen (0:1) und einem 1:1 gegen Darmstadt.