Detaillierte Grünen-Pläne für Umgehung"Es wird die Trasse gebaut, die das Ökosystem am geringsten belastet"Strenge Vorschriften zum Schutz der Natur

Besseringen/Losheim. Grüne Politiker fordern eine neue Planung für die Ortsumgehung Besseringen und machen einen Vorschlag. Für diese alternative Strecke müsste, argumentieren sie, weniger Wald zerschnitten werden als für die derzeit geplante Trasse der Ortsumgehung

Besseringen/Losheim. Grüne Politiker fordern eine neue Planung für die Ortsumgehung Besseringen und machen einen Vorschlag. Für diese alternative Strecke müsste, argumentieren sie, weniger Wald zerschnitten werden als für die derzeit geplante Trasse der Ortsumgehung. Auch käme diese Lösung billiger, weil die Alternativ-Trasse weitgehend vorhandene Wege nutzt, die entsprechend ausgebaut würden.Dennoch könnte Besseringen insbesondere vom Schwerlastverkehr entlastet werden - und noch weitere Ortschaften mehr. Klaus Borger, der Merziger Grünen-Chef, meint: "Nicht nur die Stadt Merzig hat ein Verkehrsproblem, sondern auch umliegende Kommunen, wie etwa Losheim. Viele Stadt- und Ortsteile leiden unter dem Zielverkehr aus dem Hochwaldraum in Richtung A 8." Jürgen Millen, Kreistags-Mitglied der Grünen, erläutert den alternativen Vorschlag: "Ausgehend vom Kleinen Potsdamer Platz, wo ein Kreisel gebaut werden sollte, müsste die L 158 nach Mettlach so ausgebaut werden, dass sie den Zielverkehr in Richtung Autobahn aufnehmen kann." An der Abzweigung nach Brotdorf würde der Verkehr mittels eines weiteren Kreisels aufgeteilt: Wer Richtung A 8 unterwegs ist, befährt die Straße nach Brotdorf, Fahrzeuge in Richtung Mettlach bleiben auf der L 158. Borger: "Hinter dem Hunde-Dressurplatz würde die Umleitung auf einer neu zu bauenden Strecke am Wald entlang abzweigen, so dass der Verkehr am Ort vorbeigeführt wird." Über BundeswehrgeländeIn diesem Bereich würde die Straße teilweise über Bundeswehrgelände verlaufen. "Diese Trasse würde sich über eine weite Strecke in einer tiefen Mulde befinden, was dem Lärmschutz der dortigen Anwohner dient", sagt Borger. Dort, wo die Straße über freie Flächen führt, müssten entsprechende Lärmschutz-Maßnahmen eingeplant werden. Im weiteren Verlauf würde die Umgehung in die Straße zur Kaserne auf der Ell einmünden. Von dort aus könnte der Verkehr weiter zum Kreisel vor Besseringen fließen und über die Saar-Querspange auf die Autobahn gelangen. Borger: "Die Bundeswehrstraße muss ohnehin saniert werden, da könnte man sie in diesem Zuge entsprechend ausbauen." In Grundzügen entspricht dieser Vorschlag den Plänen für eine Nordumfahrung von Merzig, die ebenfalls seit längerem diskutiert wird."Feldweg ist nutzbar"Und wie soll Besseringen nach den grünen Plänen vom Verkehr entlastet werden? Millen: "Wir schlagen vor, dass von der B 51 auf der Anhöhe zwischen Mettlach und Besseringen im Bereich Auf der Haardt eine neue Trasse über einen bestehenden Feldweg bis auf die L 158 gebaut wird." Dieser Feldweg sei bis zu sechs Metern breit. "Von der Abzweigung der B 51 auf diese Trasse müsste in Richtung Besseringen ein Durchfahrtverbot für Lkw über 3,5 Tonnen gelten", erläutert Millen. Der Schwerlastverkehr, der von Mettlach aus zur Autobahn möchte (und umgekehrt), müsste also die neue Umgehung bei Brotdorf nutzen. Mit der Alternativtrasse lassen sich nach Überzeugung der Grünen mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen: "Wir bekommen eine Entlastung für Bachem, Brotdorf, Merzig und Besseringen, mittelbar auch für Mettlach und Losheim." Borger zählt die Vorteile der grünen Umgehung auf: "Wir können uns zwei teure Talbrücken sparen, die Straße würde billiger werden. Es müsste weniger Aufwand für Lärmschutz und Wasserschutz betrieben werden, und es wären keine Wildquerungshilfen erforderlich." Besseringen. Vor kurzem hatten einzelne Anwohner der Wohngebiete Kreimertsberg und Schinderberg kritisiert, dass für die Umgehung zahllose Bäume gefällt werden müssten. Nach Abwägung aller Einwände von Naturschützern und Anwohnern sowie sonstiger relevanter Aspekte stellt für den Sprecher der Bürgerinitiative "Ortsumgehung Besseringen", Detlef Welsch, dennoch "die jetzt geplante Trasse die bestmögliche Variante mit dem geringsten Eingriff in die Natur und die einzig technisch machbare Lösung dar". Die Kritiker der Umgehung hätten sich auf eine Umweltverträglichkeitsstudie berufen, die empfehle, die Umgehungsstraße nicht zu bauen. Für Welsch ist die zitierte Studie aus dem Jahre 1991 veraltet. "Sie bezieht sich auf völlig andere Trassenvarianten, auf andere Naturschutz- und Umweltgesetze und auf eine viel geringere Anzahl von Fahrzeugen in der Bezirkstraße." Diese Studie in Relation zu dem Bau der jetzt geplanten Ortsumgehung zu setzen, ist für Welsch "eine ganz gezielte Irreführung und Verdrehung der Tatsachen". Er verstehe auch nicht, wieso erst jetzt nach dem Planfeststellungsbeschluss vereinzelte Kritiker sich zu Wort melden. "Der Plan für die aktuelle Trasse wurde 2005 offengelegt, es fanden danach mehrere Erörterungstermine statt.""Auf neuestem Stand"Aus dem Beschluss gehe hervor, dass es eine aktuelle Umweltverträglichkeitsstudie gebe, die das Planungsvorhaben in den letzten Trassenvarianten und nach neuesten Umweltgesetzen dem aktuellen Stand der Bautechnik und den aktuellen Verkehrssituationen untersucht habe, erklärt Welsch. Jedes Bauprojekt stelle einen Eingriff in die Natur dar, das räumt die BI ein. "Allerdings wird eine Trasse gebaut, die die geringste Belastung für das Ökosystem darstellt", ist Welsch überzeugt. Auch bei der Streckenführung im Wasserschutzgebiet seien alle Anforderungen der Gewässerschützer erfüllt, "sogar über das gesetzlich geforderte Maß hinaus". Die Umgehung werde in den relevanten Bereichen in einer Art Wanne gebaut, die alle Abwässer direkt auffängt. Das gesamte Gewerbegebiet Siebend und der halbe Ort Besseringen liege in einer Wasserschutzzone. Hier geht für die BI eine viel größere Gefährdung beispielsweise von bestehenden Ölheizungen aus. Mit der Ortsumgehung werde auch nicht ein großes Waldgebiet zerschnitten. Welsch: "Die geplante Trasse verläuft über offenes Feld, und die bestehende Waldschneise unter oder neben der Stromleitung von Mettlach nach Merzig, so dass nur verhältnismäßig wenige Bäume gefällt werden müssen." Die bestehenden Wege und Wildwechsel bleiben offen. An vielen Stellen liege die Trasse bis zu vier Meter tiefer als das jetzige Gelände. "Dadurch kann man zum einen die Straße vom Wald aus gar nicht sehen, zum anderen werden damit die dort lebenden Fledermäuse in ihren Flugbahnen nicht behindert." Durch die Tieferlegung sei eigentlich gar kein Lärmschutz erforderlich. Dennoch werden Lärmschutzmaßnahmen gebaut, "so dass der Verkehr kaum wahrzunehmen sein wird". Die Straße befinde sich mindestens 200 Meter von den Wohngebieten entfernt - dazwischen sei dichter Wald.Kritiker in der Minderheit?"Viele Anwohner aus den Wohngebieten Kreimertsberg und Schinderberg fühlen sich auch nicht durch die wenigen Kritiker vertreten", meint der BI-Sprecher. In der Bevölkerung habe man, meint Welsch, "überwiegend den Eindruck, bei den Kritikern stehen eigennützliche Interessen weitaus im Vordergrund und der Naturschutz ist nur vorgeschoben". Besseringen. Schon während der Bauarbeiten an der geplanten Umgehung Besseringen sollen nach Darstellung der Bürgerinitiative strenge Vorschriften zum Schutz der Natur gelten. "So wird beispielsweise vor konkreten Arbeiten jedes Gehölz auf mögliche Nist-, Brut- und Schlafplätze durch einen Tierökologen abgesucht." Der Bauzeitenplan habe sich nach tierökologischen Belangen zu richten. BI-Sprecher Detlef Welsch: "Bei der Planung wurde der Schutz von Tierarten berücksichtigt. Unter anderem wurde darauf geachtet, dass die Flugbahnen der Fledermäuse nicht beeinträchtigt werden." Zudem gebe es ganz genaue Regelungen, wie Erdmassen entsprechend der ökologischen Schichten abgebaut, gelagert und wiederverwendet werden. Der BI-Sprecher: "Es ist festgelegt, welche Wege die Baufahrzeuge nehmen können, wie und wo sie betankt werden dürfen, welche Baumaschinen benutzt werden sollen (elektrische sind motorgetriebenen vorzuziehen) und vieles mehr." cbe

Auf einen blickDie BI informiert auf der Internetseite http://ortsumgehung.besseringen-online.de/ über die Ortsumgehung. Kontakt zur BI Ortsumgehung Besseringen über: Detlef Welsch Bezirkstraße 141, Merzig Telefon: (06861) 2896 Mobil (00352) 621173355 E-Mail: ortsumgehung@yahoo.de.http://ortsumgehung.besseringen-online.dehintergrund Der Vorwurf, alternative Trassen seien bei der Planung der Ortsumgehung Besseringen nicht betrachtet worden, sei auch nicht begründet, betont Detlef Welsch. Die Verkehrsströme im Kreis Merzig-Wadern seien für die Planung ganzheitlich betrachtet worden. "Und es hat sich dabei gezeigt, dass der Verkehr in Besseringen nicht mit der Nordumgehung von Merzig entlastet werden kann." cbe

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