Der Mensch im Mittelpunkt

Merzig · Zum 87. Mal fand am Mittwoch das Symposium Saar-Lor-Lux, eine grenzüberschreitende Fachtagung zur Klinischen Psychiatrie, in der Merziger Stadthalle statt. Dieses Mal stand die Veranstaltung ganz im Zeichen ihres Begründers: Professor Wolfgang Werner, früherer ärztlicher Direktor des Merziger Landeskrankenhauses und der späteren psychiatrischen Abteilung im Merziger SHG-Klinikum. Ihm sei der Fortbildungskongress gewidmet, sagte Dr. Martin Kaiser, Werners Nachfolger als Chefarzt der Psychiatrie. Werner feiert am heutigen Freitag seinen 75. Geburtstag.

 Professor Dr. Wolfgang Werner Foto: Rolf Ruppenthal

Professor Dr. Wolfgang Werner Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

Saar-Gesundheitsminister Andreas Storm würdigte die Verdienste von Professor Wolfgang Werner, der heute seinen 75. Geburtstag feiert: "Er hat sich wie kein anderer für eine Humanisierung der Psychiatrie und die wohnortnahe Versorgung psychisch Kranker eingesetzt." Und das von seinem Amtsantritt als ärztlicher Direktor des damaligen Landeskrankenhauses in der Kreisstadt am 1. Oktober 1978 an. Seine Bestrebungen um eine Dezentralisierung führten zwei Jahrzehnte später zur Auflösung des Landeskrankenhauses - "der ersten überhaupt in Deutschland", unterstrich Storm.

Alfons Vogtel, Geschäftsführer der Saarland Heilstätten GmbH (SHG), die Träger des Merziger Krankenhauses ist, nannte es "bemerkenswert, dass die Psychiatrie nach 35 Jahren in Form dieses Symposiums immer noch Wegbereiter einer dringend notwendigen grenzüberschreitenden Zusammenarbeit ist". Doch nicht nur auf diesem Gebiet habe Werner Vorbildliches geleistet: "Er hat vom Standort Merzig aus mit der Psychiatriereform etwas initiiert, was die größte gesundheitspolitische Leistung der letzten Jahrzehnte in diesem Lande ist."

Das Symposium selbst stand unter dem Motto "Und du bist du nicht willig, so brauch ich . . . Geduld". Es ging um psychiatrische Arbeit zwischen Zwang und Selbstbestimmung - ein hochaktuelles Thema, wie Storm befand. In der Psychiatrie werde der Mensch als Patient zwar anders behandelt als in fast allen anderen Bereichen der Medizin. Aber auch hier sei die klinische Arbeit noch geprägt von Druck und Gewalt: "Zum Wohle der Patienten sind mitunter Zwangsmaßnahmen unvermeidbar", räumte Storm ein. Es sei aber zu bedenken, "dies ist mit einem Gefühl der Ohnmacht und Würdelosigkeit für den Betroffenen verbunden". Auf dem Kongress referierte Dr. Martin Zinkler, von der Klinik für Psychiatrie , Psychotherapie und Psychosomatik am Klinikum Heidenheim über "Gewaltverzicht in der Psychiatrie - Menschenrechte und therapeutische Kulturen". Dr. Mac Grass, Direktor des Staatskrankenhauses Ettelbrück, stellte gemeindepsychiatrische Entwicklungen in Luxemburg vor. Rainer Höflacher, Geschäftsführer des Landesverbandes der Psychiatrieerfahrenen Baden-Württemberg, sprach über "Selbstbestimmung in Beziehungen und Strukturen im klinischen Kontext". Professor Karl Beine, Psychiatrie-Chefarzt am St. Marien-Hospital Hamm, präsentierte seine Gedanken zur "goldenen Regel" der Psychiatrie : "Was du nicht willst, das man dir tut . . .". Auch Professor Werner selbst steuerte einen Vortrag zu der Tagung bei.

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