Der Mais gibt Vollgas

Merzig-Wadern · Kein Frost im Winter und ein warmes Frühjahr. Eigentlich optimale Bedingungen für die Landwirtschaft. Doch die Bauern im Kreis rechnen nur mit durchschnittlichen Ernten. Und weil es andernorts besser lief, bereiten die Weltmarktpreise Sorgen.

"Zumindest rückblickend war es ein gutes Jahr." Peter Hoffmann, der Kreisvorsitzende des Bauernverbandes zögert ein wenig mit seinem Fazit: "Wenn man das gute Wetter in diesem Jahr betrachtet, darf man nicht vergessen, dass für uns das Jahr eigentlich schon früher beginnt. Wir beginnen ja schon in zwei bis drei Wochen wieder mit der Aussaat." Das Jahr für die Bauern deckt sich eben nicht mit dem Kalenderjahr. "Und der Winter war nichts für die Aussaat", erklärt Hoffmann. Denn Temperaturen unter dem Gefrierpunkt schützen die Pflanzen nicht nur vor Pilzen und anderen Schädlingen, sondern viele Pflanzen brauchen den Frost überhaupt erst als Wachstumsreiz. "Und dann waren da ja noch die trockenen und heißen Monate April und Mai. Da musste man schon um die Saat bangen." Doch die meisten Pflanzen haben das Wetter gut weggesteckt, sagt Hoffmann: "Die Natur kann einiges aushalten. Gerade beim Mais merkt man das. Der gibt jetzt richtig Vollgas. Wenn man durch die Felder fährt, sieht man, wie der zwei bis drei Zentimeter am Tag wächst."

Ähnlich sieht es bei Rüben, Kartoffeln und Gras aus. Wobei Kartoffeln und Rüben hierzulande allerdings kaum noch angepflanzt werden, sagt Hoffmann: "Rüben sind ja eigentlich Exoten geworden." Dafür war die Getreide-Ernte nur "durchschnittlich", auch wenn noch nicht überall die Ernte eingeholt ist. "An die Erträge der vergangenen Jahre kommen wir nicht ran", sagt Hoffmann: "Wobei man natürlich auch hier im Kreis noch einmal unterscheiden muss. Im Hochwald kann es ganz anders aussehen als hier in Perl." Immerhin beim Obst kann Hoffmann zufrieden sein: "Wir haben ja auch eine Brennerei, und die Bäume biegen sich im Moment unter der Last. Wobei es nicht überall so ist. Viele Obstbauern klagen über schlechte Ernten."

Doch den Bauern im Kreis, wie im ganzen Saarland, bereitet weniger die eigene durchschnittliche Ernte Sorgen, sondern viel mehr das gute Jahr der Konkurrenz. "In Deutschland und überall auf der Welt gibt es Rekord-Ernten. Und die drücken die Preise", sagt Hoffmann. Und während der Markt mit günstigen Produkten überflutet wird, leiden hiesige Landwirte unter den Preisen.

Winzer zufrieden

Bei den saarländischen Winzern hingegen deutet vieles auf ein gutes Jahr hin. "Im Moment sieht es sehr gut aus, solange wir von Unwettern verschont bleiben", sagt Helmut Herber, Präsident der saarländischen Winzervereinigung. Was den Bauern Probleme bereitete, war der Vorteil der Winzer: "Dadurch, dass wir praktisch keinen Winter hatten, fiel die Blüte dieses Jahr schon auf Pfingsten."

Ein paar junge Reben hätten zwar mit der großen Trockenheit zu kämpfen gehabt, doch den älteren Stöcken habe die nichts anhaben können. Deshalb wird auch die Lese in diesem Jahr relativ früh beginnen, vermutet Herber: "Ich gehe davon aus, dass es spätestens am 20. September losgeht." Es deutet also viel auf ein außerordentlich gutes Jahr für die saarländischen Winzer hin. Auch wenn sich Herber nicht zu weit aus dem Fenster lehnen will: "Ob es gut wird, wissen wir erst, wenn die Trauben im Keller sind. Das ist wie beim Fußball. Erst wenn abgepfiffen ist, weiß man, wie es ausgegangen ist."

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