Gipsabbau Der Gipsabbau hat in Merzig schon lange Tradition

Merzig · Die Firma Knauf prüft, ob sich Gipsabbau in Merzig lohnen könnte (wir berichteten). Der Abbau des Baustoffs hat in Merzig Tradition. Die Geschichte der Gipsgrube Mechern, besser bekannt als „Gipskaul“, kann in drei Zeitabschnitte eingeordnet werden. Die erste Abbauphase beginnt Ende 1897 und endet kurz vor dem 1. Weltkrieg. 1919 wird zum zweiten Mal der Betrieb für kaum fünf Jahre aufgenommen. Zwischen 1924 und 1936 ruht der Abbau. Im Herbst 1935 übernehmen die Gebr. Knauf den Betrieb. Erst mit der vollständigen Ausbeutung der Gipslager kommt im Frühjahr 1955 die endgültige Stilllegung der Gipsgrube „Auf Kappen“.Teil eins unserer Serie: Der Abbau von 1897 bis 1914.

 Die Dörrmühle kurz vor ihrem Abriss.

Die Dörrmühle kurz vor ihrem Abriss.

Foto: Stefan Siebenborn

Eng verbunden mit dieser Periode ist die Geschichte der kleinen Dörrmühle, deren Gebäude als letzte an der Straße nach Mondorf standen. Sie befindet sich seit 1859 im Besitz von Johann Quirin aus Saarwellingen. Um 1895 erwirbt die jüdische Familie Hanau aus Merzig die kleine Dörrmühle in Mechern.

In der bisher zur Herstellung von Öl und zum Mahlen von Getreide genutzten Mühle wird nun Gipsstein gemahlen. Bis 1907 kommen der oberhalb gelegene bewaldete Mühlenberg und der an der Banngrenze zu Mondorf gelegene Steinbruch ebenfalls in den Besitz der Firma Hanau - Bonnem.

Moises oder Moses Hanau – die Schreibweise variiert – wird am 25. April 1820 geboren. Er ist als Handelsmann eingetragen. Er engagiert sich in der jüdischen Gemeinde von Merzig. Moses Hanau stirbt am 27. November 1895. Zu diesem Zeitpunkt steht er an der Spitze der Repräsentanten der Synagogengemeinde.

Sein 1861 geborener Sohn Napthalie führt nach seinem Tod die Firma Hanau weiter. Die eigentliche Geschichte der Gipsgrube beginnt am 16. November 1897. An diesem Tag geht die Parzelle 19 im Flur 3, mit 144,31 ar das größte Flurstück, das zum Areal der späteren Gipsgrube gehört, in den Besitz der Fa. Moses Hanau über.  Die Parzelle Nr. 18 folgt am 25. April 1899. Mit dem Erwerb des dritten Grundstücks (Nr. 17) am 4. Mai 1901 zählen insgesamt 215,64 ar zum Gelände der Gipsgrube. Die Firma Hanau gräbt im Tagebau das Gipsgestein ab und transportiert es zu ihrer Gipsmühle auf der Dörrmühle. Die schweren sechsspännigen Pferdefuhrwerke benutzen dorthin einen Weg, der heute kaum noch bekannt ist. Er führt von der Gipsgrube in fast direkter Richtung zur Dörrrmühle.

Damit die schweren, talwärts geführten Gespanne nicht von den leer zur Gipsgrube zurückkehrenden Fuhrwerken behindert werden, beginnen am Hang über dem Dörrmühlenbach gegenüber dem ehemaligen Konz-Gelände zwei parallele höhenversetzte Wege, die direkt am Bach wieder zusammen geführt werden. Der Weg mündet an der Halle der Getränkefirma Reinert in die Hauptstraße. Die bis zu fünf Meter breiten Trassen sind im mittleren Teil noch gut erkennbar. Oberhalb des Baches sind die Böschungen abgerutscht, ganz oben hat der Bau der Bahnlinie Merzig-Bettsdorf um 1910 und der zur gleichen Zeit entstandene neue Anrainerweg die Spuren verwischt.

Anhand der tiefen Mulde ist leicht zu erkennen, dass man hauptsächlich am nördlichen Hang des Berges, an dem der spätere Stollenmund liegen wird, abbaut. Die dicht an der Oberfläche liegenden Vorkommen werden ausgebeutet, ein Abbau untertage wird nicht begonnen.

 Die Dörrmühle in Mechern im Laufe ihrer Entwicklung.

Die Dörrmühle in Mechern im Laufe ihrer Entwicklung.

Foto: Stefan Siebenborn
 Gipsabbau in Merzig. Foto: Stefan Siebenborn

Gipsabbau in Merzig. Foto: Stefan Siebenborn

Foto: Stefan Siebenborn

Noch vor dem 1. Weltkrieg wird der Gipsabbau und die Weiterverarbeitung in der Dörrmühle eingestellt. Gründe hierfür sind nicht bekannt, vermutlich waren jedoch die Gips-vorkommen nahe der Oberfläche erschöpft. Napthalie Hanau veräußert die kleine Dörrmühle1927 an den Brennereibesitzer Otto Zimmermann aus Grevenmacher. Die von ihm hier aufgebaute Schweinemast für 600 Schweine geht 1932 in Konkurs.

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