Der Beruf Soldat wird greifbar

Merzig · Von Montag bis Freitag erlebten 30 Jugendliche aus ganz Deutschland den Alltag eines Soldaten in der Kaserne „Auf der Ell“. Sie möchten später auch Soldat werden. Bei den Schnuppertagen sammelten sie wichtige Erfahrungen.

 Daria Stachowa aus Neuenstadt hat viel Spaß beim Abseilen vom Sprungturm. Foto: Achim Thiel

Daria Stachowa aus Neuenstadt hat viel Spaß beim Abseilen vom Sprungturm. Foto: Achim Thiel

Foto: Achim Thiel

Dicke Nebelschwaden hängen in der Luft. Der zwölf Meter hohe Holzturm ist aus der Distanz kaum zu erkennen. Aber beim Näherkommen taucht ein mutiger junger Mann aus dem Nichts auf, der sich vom Turm abseilt. Er möchte Soldat werden, wie die anderen 29 Teilnehmer, die unten auf der Wiese warten, bis sie an der Reihe sind. Was das Abseilen bringt? Vorbereitung auf einen echten Fallschirmsprung aus dem Flugzeug.

Tag fünf als Probe-Soldat. Und noch immer sind alle hochmotiviert. Von Montag bis Freitag erlebten 30 Jugendliche aus ganz Deutschland den Alltag eines Soldaten . Wie marschiert ein Soldat? Wie überwindet er Hindernisse? Wie macht ein Soldat Feuer und wo kriegt er mitten auf dem Feld Wasser her? Wie geht er mit Waffen um? Wie ist es, ein Nachtsichtgerät zu bedienen? Das und vieles mehr probierten die Jugendlichen aus. "Was es bedeutet von Beruf Soldat zu sein, können wir den Jungs und Mädels in Beratungsgesprächen zwar erklären. Greifbar wird es aber erst, wenn sie es selbst erfahren und reinschnuppern können", erklärt Stabsfeldwebel Ronny Zippel, der als Berater im Karriereberatungsbüro Saarlouis arbeitet. In einem der 110 Beratungsbüros in Deutschland konnten sich die Jugendlichen vorher für die Schnuppertage bei den Merziger Fallschirmjägern anmelden. Zweimal im Jahr, jeweils in den Oster- und Herbstferien, öffnet die Kaserne "Auf der Ell" ihre Tore. Die 30 Plätze sind sehr begehrt. "Wir hätten noch mehr Anmeldungen. Leider lassen die Kapazitäten aber nicht mehr Teilnehmer zu", bedauert Zippel.

Die letzten Tage hieß es für die Jugendlichen also Vollgas geben. Manch einer hatte unterschätzt, wie anstrengend der Soldaten-Alltag sein kann. "Am härtesten war die Kälte, die irgendwann durch und durch geht", gesteht der 16-jährige Mathias Günther aus Bitburg. Auch an diesem nebligen Morgen hat er seinen Schal bis über die Ohren gezogen. Lucca Dziewior fand es sogar schade, dass die Gruppe nicht auch im Freien übernachtet hat. "Am Anfang war es sehr schwer, beim Marschieren den Gleichschritt zu finden. Wenn einer aus dem Rhythmus kommt, bringt er die anderen auch raus", schildert der 16-Jährige aus dem Mainzer Raum seine Erfahrungen der letzten Tage. Von Anfang an begeistert hat die Jungs aber der Kameradschaftsgeist. "Wir kannten uns alle nicht, aber haben direkt füreinander gesorgt", erzählt Lucca. Zum Beispiel geguckt, dass bei den anderen die Uniform richtig sitzt. Dass die beiden Schüler bei den Schnuppertagen mitmachen wollen, stand für sie außer Frage. Vater und Stiefvater waren auch schon bei der Bundeswehr. "Ich bin so begeistert, dass ich jetzt entschlossen bin, Soldat zu werden", sagt Lucca zielstrebig.

Nicht schlecht haben sich auch die beiden Mädchen in der Gruppe geschlagen. Den Körper an die Grenze zu treiben und danach die schweren Beine zu spüren, fand die 18-jährige Daria Stachova "geil". "Wir gehören, glaube ich, sogar zu denen, die am meisten motiviert sind", behauptet sie grinsend.

Nachdem alle den Fallschirmsprungturm hinter sich gelassen haben, warten zum Abschluss die Hindernisse.

Helm auf, Handschuhe an und los - über Holzwände, Erdwalle, Sprunggeräte und Balken geht es, mal kriechend, mal kletternd. "Wenn Sie frontal auf die Wand zulaufen, tun Sie sich weh", warnt Zippel die möglichen Nachwuchs-Soldaten. Den Anweisungen zu folgen, ist wichtig. Denn Verletzte soll es in diesen Tagen nicht geben.

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