Der Anteil krankhaft fettleibiger Menschen steigt

Merzig-Wadern · Die Krankenkasse Barmer hat ihren „Report Krankenhaus“ vorgelegt. Besorgnis erregend sind vor allem die Zahlen zu Adipositas-Erkrankungen.

 Fettleibigkeit betrifft auch Kinder und Jugendliche.

Fettleibigkeit betrifft auch Kinder und Jugendliche.

Foto: Ralf Hirschberger/dpa

Fast jeder vierte Einwohner des Grünen Kreises war 2015 einmal im Krankenhaus. Das ist das Ergebnis des "Reports Krankenhaus", den die Krankenkasse Barmer jetzt vorlegte. Demnach hat in ihrem Auftrag das Rheinisch Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung zusammen mit einer Gesellschaft für Forschung und Entwicklung im Gesundheitswesen die Untersuchung erstellt. So kamen auf 1000 Einwohner im Kreis durchschnittlich 239 stationäre Behandlungen (Vorjahr: 227 stationäre Behandlungen auf 1000 Einwohner), heißt es in einer Pressemitteilung.

Unter den sechs saarländischen Landkreisen bedeutet dies Platz zwei. Der Landkreis Merzig-Wadern liegt damit über dem Landesdurchschnitt (234 stationäre Behandlungen je 1000 Einwohner), aber unter dem Bundesdurchschnitt (223 stationäre Behandlungen je 1000 Einwohner). "Mit den Bevölkerungsstrukturen lassen sich die Unterschiede nicht erklären. Die Ergebnisse wurden nach Geschlecht und Alter standardisiert", sagt Olaf Marquardt, Regionalgeschäftsführer der Barmer in Merzig. Die häufigste Ursache für einen Krankenhausaufenthalt im Saarland ist eine Erkrankung des Kreislaufsystems.

Der Krankenhausreport weist auch die Kosten je Versicherten für vollstationäre Krankenhausbehandlungen aus. Sie liegen im Landkreis Merzig-Wadern bei 881 Euro (Vorjahr: 874 Euro). Damit liegt der Landkreis unter dem Landesdurchschnitt von 926 Euro und auch unter dem Bundesdurchschnitt von 899 Euro. Im Vergleich der sechs Landkreise im Saarland bedeutet dies Platz fünf.

"Sorge macht der Anteil krankhaft fettleibiger Menschen an der Bevölkerung", betont Marquardt. Im Saarland stieg er zwischen 2003 und 2013 von 11,2 Prozent auf 16,0 Prozent. Damit liegt das Saarland im Vergleich mit den anderen Bundesländern im Mittelfeld auf dem achten Platz. Das Saarland steht exemplarisch für eine bundesweite Zunahme krankhafter Fettleibigkeit.

Im Jahr 2014 mussten sich bundesweit rund sieben Millionen Menschen wegen Adipositas in Praxen behandeln lassen und damit 14 Prozent mehr als noch 2006. Von diesen haben immer mehr einen Eingriff zur Gewichtsreduktion vornehmen lassen. So hat sich die Anzahl der sogenannten bariatrischen Operationen im selben Zeitraum bei Barmer-Versicherten - nur auf deren Daten kann die Krankenkasse zurückgreifen - auf 1070 Fälle mehr als versechsfacht und bei allen Krankenkassen auf 9225 Eingriffe mehr als verfünffacht.

"Wenn eine bariatrische Operation unvermeidbar ist, sollte sie nur in einem zertifizierten Zentrum erfolgen. Dort hat sie einen besonders hohen Qualitätsstandard und ist sicherer", unterstreicht Marquardt. Der "Report Krankenhaus" legt eine Operation in einem Zentrum nahe, das von der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV) zertifiziert ist. Dies bedeutet, dass die Operateure nach den Vorgaben eines normierten Zertifizierungssystems der Fachgesellschaft besonders qualifiziert und die Kliniken für bariatrische Eingriffe entsprechend gut ausgerüstet sind.

Neben mehr Patientensicherheit sprechen auch wirtschaftliche Aspekte für den Eingriff in einem zertifizierten Zentrum. Dort seinen die Operation und die Folgebehandlungen nach fünf Jahren im Schnitt um mehr als 3 800 Euro günstiger als in nicht zertifizierten Einrichtungen. Allerdings habe im Jahr 2014 nur die Hälfte der betroffenen Barmer-Versicherten ihre Schlauchmagen-OP in einem zertifizierten Zentrum vornehmen lassen, sagt Marquardt. Bei einem Magenbypass waren es mehr als zwei Drittel.

Zum Thema:

Krankhafte Fettleibigkeit Bei der Adipositas, Fettleibigkeit oder Obesitas, umgangssprachlich auch Fettsucht, handelt es sich laut Wikipedia um eine Ernährungs- und Stoffwechselkrankheit mit starkem Übergewicht, die durch eine über das normale Maß hinausgehende Vermehrung des Körperfettes mit krankhaften Auswirkungen gekennzeichnet ist. Nach der Definition der Weltgesundheitsorganisation WHO liegt eine Adipositas ab einem Körpermasseindex (BMI) von 30 kg/m2 vor. Dabei wird in drei über den BMI voneinander abgegrenzte Schweregrade unterschieden. Indikatoren für den Anteil von Körperfett und dessen Verteilung sind der Bauchumfang und das Taille-Hüfte-Verhältnis.

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