Radsport „Das Sport-Highlight des Jahres im Land“

Merzig/Dillingen · Nach zehn Jahren feiert die Deutschland-Tour der Radprofis im August ihre Wiedergeburt. Die vorletzte Etappe endet in Merzig – und führt davor auch durch den Kreis Saarlouis.

Dicht an dicht drängen sich die Zuschauer bei hochsommerlichen Temperaturen an der Strecke, jubeln den vorbeirasenden Fahrern zu. Merzig, 8. Juli 2002, es ist fast wie ein Feiertag: Die Tour de France ist zu Gast – und das halbe Saarland auf den Beinen. Kaum jemand, der sich nicht von dem Virus anstecken lässt. 1,1 Millionen Zuschauer sollen insgesamt an der Strecke stehen.

„Die Tour muss wieder kommen“, hörte man danach häufig. Doch sie kam nicht mehr. Auch weil wegen des Dopingsumpfs kaum noch jemand Lust auf Radsport hatte. 2003 und 2007 machte noch die Deutschland-Tour Station im Land, 2017 waren wir Zaungast, als die Tour de France durch Schengen rollte.

Doch nun soll es wieder „großen“ Radsport in der Region geben. Im August kommt immerhin die Deutschland-Tour zurück ins Saarland. Nach zehn Jahren Pause erlebt die Rundfahrt 2018 ihre Wiedergeburt. Start der dritten von insgesamt vier Etappen ist am 25. August an der Porta Nigra in Trier, danach führt die Strecke über insgesamt 177 Kilometer nach Merzig (siehe Grafiken).

Auf dem Weg dorthin macht die Tour auch einen Abstecher durch den Kreis Saarlouis: Von Düppenweiler kommend jagt das Feld zunächst durch Piesbach und dann über Diefflen nach Dillingen, wo am Ortseingang eine Sprintwertung stattfindet. Danach strampeln sich die Fahrer auf dem Saargau ab. Von Wallerfangen aus geht es bergauf nach St. Barbara, den höchsten Punkt der Etappe. Danach führt die Strecke über Gisingen, Hemmersdorf, Fürweiler und Gerlfangen nach Biringen – und von dort Richtung Merzig.

In Hilbringen angekommen geht es auf die so genannte Saarschleifen-Runde – über Schwemlingen nach Orscholz und Mettlach und wieder zurück nach Merzig. Weil dieser Teil nicht nur landschaftlich schön, sondern auch sportlich besonders herausfordernd ist, fahren die Profis diese Runde zwei Mal. In Nohn und Mettlach gibt es jeweils eine Bergwertung. Die Entscheidung über den Tagessieg fällt dann spätestens auf einer abschließenden „Stadtrundfahrt“ durch Merzig. Und auch die hat es in sich: Die Strecke führt hoch zur Kreuzbergkapelle, die über Merzig thront, bevor es über rund fünf Kilometer hinab zum Ziel in der Trierer Straße geht.

„Das ist das Sport-Highlight des Jahres im Saarland“, freut sich Merzigs Bürgermeister Marcus Hoffeld. Und auch über das reine Rennen hinaus gibt es an diesem Tag einiges zu erleben. Die Tour soll zum Fahrrad-Festival werden: mit einem Nachwuchsrennen und einem Kinder-Bike-Parcours. Auf der Festwiese an der Josefskirche gibt es eine große Expo-Fläche, auf der sich die Tour-Sponsoren präsentieren. Und um 17 Uhr beginnt in der Altstadt ein Open-Air-Konzert.

Innenminister Klaus Bouillon, selbst leidenschaftlicher Radsportfan, war bei der Vorstellung der Etappe sichtlich froh, „nach den ganzen Problemen mit dem Landessportverband endlich wieder über eine Sportveranstaltung reden zu können“. Er sei überzeugt, dass Merzig hier noch viel Potenzial hat: „Wir wollen die vorhandenen Strukturen und Events ausbauen und neue Veranstaltungen hierher holen“, sagte Bouillon. 120 000 Euro (plus Mehrwertsteuer) hat sich das Land die Tour-Etappe kosten lassen. Die Stadt steuert nochmal 45 000 Euro hinzu, der Landkreis weitere 25 000 Euro. Bouillon hält das Geld für gut angelegt. „Dafür kriegen wir drei Stunden Fernsehwerbung. Und auch die Hotels und Gaststätten profitieren.“ In 100 Länder soll die Tour übertragen werden.

Allerdings: Die meisten der 22 Teams (mit jeweils sechs Fahrern) werden Merzig vermutlich noch am gleichen Tag verlassen. Der Start zur vierten und letzten Etappe ist am nächsten Morgen in Lorsch. Von dort geht es nach Stuttgart.

Organisator der Deutschland-Tour ist die ASO, die auch die Tour de France veranstaltet. Ob angesichts der Dopingproblematik wirklich wieder Begeisterung für ein Radrennen in Deutschland zu entfachen ist? ASO-Projektmanager Matthias Pietsch glaubt ja. „Seit ich gesehen habe, wie viele Leute vergangenes Jahr beim Tour-de-France-Start in Düsseldorf bei schlechtem Wetter an der Strecke standen, weiß ich, dass wir das Richtige tun. Die Begeisterung ist da, die Leute standen in Fünfer-Reihen. Der Radsport hat wieder eine Chance verdient. Und auch Fahrer wie André Greipel und Marcel Kittel haben es verdient, sich in Deutschland vor großem Publikum zu präsentieren.“ Für Merzig, heißt es, könne man sich 30 000 Zuschauer vorstellen.

 Tourfieber: 2002 säumten Tausende Zuschauer bei der Tour de France die Straßen in Merzig. In diesem Jahr ist nun die Deutschland-Tour zu Gast.

Tourfieber: 2002 säumten Tausende Zuschauer bei der Tour de France die Straßen in Merzig. In diesem Jahr ist nun die Deutschland-Tour zu Gast.

Foto: rup/Ruppenthal

Dass die Deutschland-Tour parallel zur spanischen Vuelta stattfindet, sieht Pietsch nicht als Problem: „Die Vuelta hat sich in den letzten Jahren zu einer Rundfahrt für Bergspezialisten entwickelt. Wir gehen nicht ins Hochgebirge, sondern wollen zeigen, dass die Mittelgebirge auch spannend sind. Damit sprechen wir eher die Klassiker-Spezialisten und Sprinter an.“

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