Jetzt ist gerade so eine Zeit: Der deutsche invierno duro (ihr sagt wohl strenger Winter dazu) ist doch nix für einen kurzhaarigen Feingeist wie mich, dessen Wurzeln in dauerwarmen südlichen Gefilden liegen. Anfang der Woche lag da plötzlich so weißes Zeugs überall draußen rum, so dass ich bei meinen ausgedehnten morgendlichen und abendlichen Spaziergängen ziemlich nasse und kalte Pfoten bekam. Zu allem Überfluss kamen meine Menschen dann auch noch mit diesem albernen roten Mäntelchen an - damit ich mir nicht noch una gripe, wie wir Spanier sie nennen, einfange. Eigentlich haben sie ja Recht: Denn ab Dienstag wurde es zwar schön sonnig in meiner neuen Wahlheimat, aber dafür auch fürchterlich kalt. Da habe ich dann allein schon vom eisigen Wind gefroren wie der sprichwörtliche Schneider unter meinem kurzhaarigen Windhundefell. Aber trotzdem: Wie sehe ich mit dem Ding denn aus? Wie der Nikolaus auf vier Beinen und nach einer Hungersnot. Dass die Winter hier aber auch so streng sein müssen!

Da bin ich richtig froh, dass ich in der gut geheizten Redaktion in Merzig den Tag verbringen kann. Und in der Mittagspause geht wer mit mir spazieren. Dann trifft man viele meiner Artverwandten. Die müssen bei den Temperaturen im Moment allerdings mächtig aufpassen, dass sie nicht festfrieren, wenn sie an der nächstbesten Häuserwand nach alter Gewohnheit das Bein heben. Und so hoffe ich, dass dieser ungemütliche Winter bald zu Ende ist und es draußen wieder angenehmer für uns Iberer wird. Ich gehe jetzt mal wieder auf meine Redaktionsdecke, mache die Augen zu und träume von warmen galizischen Wäldern voll wilder Karnickel, die zum Jagen einladen . . .

Redaktionshund Chandler Bing, als Podenco gebürtiger Spanier, dessen Geburtsname der Legende nach El gatero guapo y listo de raza hambrienta de los Podencos Galicianos lautet, meldet sich immer montags zu Wort.