Das Leben ist nicht so schön

Merzig · Unter großer Anteilnahme hat sich Merzig am Donnerstag in der Pfarrkirche St. Peter von seinem ehemaligen Oberbürgermeister Alfons Lauer verabschiedet. Lauer, rund 20 Jahre OB in der Kreisstadt, hatte sich am 21. Januar im Alter von 57 Jahren das Leben genommen.

 Rund 800 Menschen nahmen in der Kirche St. Peter von Ex-OB Alfons Lauer Abschied. Fotos: rup

Rund 800 Menschen nahmen in der Kirche St. Peter von Ex-OB Alfons Lauer Abschied. Fotos: rup

 Bürgermeister Marcus Hoffeld erinnerte an Alfons Lauer.

Bürgermeister Marcus Hoffeld erinnerte an Alfons Lauer.

So viele Menschen fanden sich am Donnerstag zum Trauergottesdienst von Ex-OB Alfons Lauer ein, dass die Kirche St. Peter komplett gefüllt war. Bereits eine halbe Stunde vor Beginn der Zeremonie waren sämtliche Bänke besetzt, weshalb viele Besucher die anderthalbstündige Trauerfeier stehend und dicht an dicht gedrängt verfolgen mussten. Was aber niemanden, auch Personen höheren Alters, davon abhalten konnte, bis zum Ende der Feier beizuwohnen.

Bewegend war vor allem die Predigt von Pfarrer Bernd Schneider, der den Suizid Lauers nicht allein mit Fassungslosigkeit bedachte, sondern über dessen Bedeutung reflektierte, darüber, was er uns als Gesellschaft zeigt. "Das Leben ist schön", das sei, was uns tagtäglich vermittelt werde. Die Gewinner, die Erfolgsmenschen stünden auf den Titelseiten, würden als Vorbild beleuchtet, als das, was wir sein sollen. Aber, so Schneider, die Realität passe da nicht immer rein: "Das Leben ist in Wirklichkeit nicht so schön." Es war eine sanfte, aber beeindruckende Kritik an der Art, wie wir miteinander umgehen, welche Erwartungen wir schüren, welchem Druck wir einander aussetzen: Stark sollst du sein, Schwäche ist nicht vorgesehen. Dabei sei das, was wir von einem Menschen sähen, bloß "die Spitze des Eisbergs", wie es Schneider formulierte. Es ist die altbekannte Metapher: Vieles liegt unter der Oberfläche, im Verborgenen. Und über das, was wir nicht sehen, sagte Schneider, darüber sollten wir lieber schweigen. Und nicht schlecht reden.

Schneider fand die richtigen Worte. "Der Mensch, sein Tag, sein Werk vergeht", so hat er die Trauerfeier überschrieben. Es ist ein Zitat von Jochen Klepper , einem Pfarrerssohn, der sich ebenfalls tötete, 1942, gemeinsam mit Frau und Tochter, weil seine Frau Jüdin war und die Familie der drohenden Deportation nicht entgehen konnte. Es passte, weil, das betonte Schneider, sich Lauer dafür einsetzte, die Erinnerung an die Konzentrationslager und die Gräuel des Nationalsozialismus nicht verblassen zu lassen.

Im Anschluss an den Gottesdienst übernahmen noch andere das Wort. Georg Fahrenschon , Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes - Lauer stand dem Verband bis zuletzt im Saarland vor -, würdigte Lauers Verdienste für die Sparkassen. Der saarländische SPD-Chef und Bundesjustizminister Heiko Maas trauerte um "eine der prägenden Persönlichkeiten" der Saar-SPD. Und wurde persönlich: "Alfons Lauer war ein kluger Mensch, ein feiner Kerl, und mir ein lieber Freund." Auch Annegret Kramp-Karrenbauer sprach, die Ministerpräsidentin. Sie knüpfte an Maas an und erinnerte sich an ihre Treffen mit Lauer. Die hätten immer eine persönliche Note gehabt, immer hätten sie gemeinsam scherzen können, das habe die Begegnungen mit ihm herausgehoben.

Sie alle hielten sich angemessen kurz, auch Merzigs Bürgermeister Marcus Hoffeld , der als letzter sprach. Ein "schmerzlicher Verlust für die Stadt" sei der Tod Lauers, der seine Amtszeit als Oberbürgermeister als Lebensaufgabe betrachtet und diese mit Hingabe und Leidenschaft bewältigt habe. Entsprechend groß sei sein Anteil an der positiven Entwicklung Merzigs. Respekt und Anerkennung der Kreisstadt seien ihm gewiss. "Du hast Spuren hinterlassen", schloss Hoffeld, "die dich nie vergessen lassen."

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