Inzidenz-Wert steigt über 2000 Landkreis Merzig-Wadern: „Kontaktnachverfolgung bei Veranstaltungen und in Gastronomie nicht mehr zielführend“

Merzig-Wadern · Im Landkreis Merzig-Wadern liegt der Inzidenz-Wert seit Freitag über 2000. Fragen und Antworten zur aktuellen Entwicklung und zu Veränderungen.

 Die vom National Institute of Allergy and Infectious Diseases zur Verfügung gestellte Elektronenmikroskopaufnahme zeigt das Coronavirus Sars-CoV-2.

Die vom National Institute of Allergy and Infectious Diseases zur Verfügung gestellte Elektronenmikroskopaufnahme zeigt das Coronavirus Sars-CoV-2.

Foto: dpa/Niaid-Rml

Der Landkreis Merzig-Wadern hat am Freitag als Erster im Saarland die Schwelle von 2000 bei der Sieben-Tage-Inzidenz überschritten (siehe Infokasten). Wie sich Gesundheitsamt und Kreisverwaltung das aktuelle Infektionsgeschehen erklären und was aus dieser Zahl für die Kontaktnachverfolgung im Kreis resultiert, das hat die SZ dort nachgefragt. Nachfolgend die Antworten, die uns seitens der Kreisverwaltung übermittelt wurden.

Die Zahl der täglichen Corona-Infektionen im Landkreis Merzig-Wadern ist in den letzten Tagen in bisher nicht erreichte Höhen gestiegen, an mehreren Tagen nacheinander wurden mehr als 300 Neuinfektionen im Landkreis verzeichnet. Jetzt hat der Landkreis als erster im Saarland die Schwelle von 2000 bei der Sieben-Tage-Inzidenz überschritten. Gibt es hierbei besondere Schwerpunkte?

LANDKREIS Durch den starken Anstieg der täglichen Neuinfektionen ist es zu einem Verzug beim Import der Daten gekommen. Dieser wurde von Samstag, 29. Januar, bis Montag, 31. Januar, abgearbeitet – somit ist die Anzahl der Neuinfektionen seither wieder tagesaktuell. Besondere Schwerpunkte sind bei den Corona-Fällen nicht zu beobachten, vielmehr ist quer durch die Bevölkerung ein rapider Anstieg zu erkennen. Die Meldungen von positiven Schnelltests sind rasant gestiegen, meist werden diese Fälle im PCR-Test bestätigt.

Zeichnen sich lokale Cluster ab?

LANDKREIS Derzeit gibt es im Landkreis Merzig-Wadern zwei größere Ausbrüche in einem Altenheim und in einer Kinder-/Jugendlichen-Wohngruppe.

Gibt es Auffälligkeiten in Bildungs- oder Betreuungseinrichtungen (Schulen und Kitas)?

LANDKREIS Die Fälle in den Schulen und Kitas spiegeln die allgemeine Situation und das hohe Fallgeschehen in der Bevölkerung wider.

Sind einzelne Gemeinden besonders betroffen, und wo liegen die Gründe hierfür?

LANDKREIS Einzelne Gemeinden sind nicht im besonderen Maße betroffen. Sofern es in einer Gemeinde oder Stadt höhere Fallzahlen gibt, so ist das Zufall und nicht durch ein besonderes Ereignis begründet.

Wie verteilen sich die aktuell hohen Werte auf die verschiedenen Altersgruppen? Lassen sich auch hier Schwerpunkte ausmachen?

LANDKREIS Mit Ausnahme der Altersgruppe über 60 Jahren ist in allen Altersklassen ein hohes Fallgeschehen zu beobachten.

Der Landkreis hat am Dienstag Änderungen bei der Kontaktnachverfolgung angekündigt. Künftig sollen nicht mehr alle positiv Getesteten direkt vom Gesundheitsamt kontaktiert werden. Die Kontaktnachverfolgung soll auf bestimmte Gruppen priorisiert werden. Für alle übrigen Betroffenen gibt es ein automatisiertes Verfahren. Worin unterscheidet sich dieses Verfahren von dem bisherigen?

LANDKREIS Die Kontaktaufnahme mit der Bevölkerung erfolgt primär auf digitalem oder postalischem Weg. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Gesundheitsamtes können nicht mehr alle Personen persönlich anrufen. Die Labore melden dem Gesundheitsamt die positiven Fälle mit den Kontaktdaten der Bürger. Sobald diese Fälle im Software-System erfasst sind, wird automatisch eine Meldung an die zuständige Ortspolizeibehörde generiert. Der Genesenen-Nachweis wird ebenfalls automatisch erstellt. Die Bürger erhalten auf dem Postweg zusammen mit einem Informationsschreiben einen Link sowie einen QR-Code. Diese führen zu einem Fragebogen, der online ausgefüllt werden kann. Zudem werden Informationen als automatische E-Mail versandt und die Homepage des Landkreises bietet Informationen.

Welche Angaben sollen in dem Fragebogen, der im Falle eines positiven Testergebnisses auszufüllen ist, ans Gesundheitsamt übermittelt werden?

LANDKREIS Die Kontaktdaten sollen angegeben werden, damit das Gesundheitsamt diese mit den Meldedaten abgleichen kann. Das Gesundheitsamt fragt nach den Covid-19-typischen Symptomen, nach einer eventuell notwendigen ärztlichen Behandlung oder ob die Person bereits früher schon einmal an Corona erkrankt war. Zudem wird der Impfstatus erfragt. Anzugeben ist außerdem, ob die Personen in vulnerablen Bereichen arbeiten und ob wissentlich Kontakt zu einer Corona-positiven Person bestand. Auch wird nach den Haushaltskontakten gefragt und danach, ob die betroffene Person an Vorerkrankungen leidet.

Zum Thema Kontaktnachverfolgung hatte es am Wochenende einen Vorstoß des SPD-Landtagsabgeordneten Magnus Jung gegeben. Er hatte sich dafür ausgesprochen, die Kontaktnachverfolgung auf Einrichtungen mit vulnerablen Gruppen zu konzentrieren und ansonsten verstärkt die Corona-Warn-App zu nutzen. Was ist aus Sicht des Kreis-Gesundheitsamtes von diesem Vorschlag zu halten?

LANDKREIS Bereits in den vergangenen Wochen hat sich das Gesundheitsamt Merzig-Wadern darauf beschränkt, Kontakte nur im engeren häuslichen Umfeld oder nach Einzelfallentscheidungen bei relevanten Kontakten nachzuverfolgen. Eine Kontaktnachverfolgung im Rahmen von Veranstaltungen oder der Gastronomie ist nicht mehr zielführend, sodass eine Erfassung der Daten in diesem Bereich nicht mehr sinnvoll ist. Die Corona-Warn-App sollte stattdessen ausgebaut und verstärkt eingesetzt werden.

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