Interview „Die größte Stärke unserer Stadt ist der Bürgersinn“

In seiner zweiten Amtszeit will der Amtsinhaber Merzig für die Zukunft stark machen, damit die nächsten Generationen hier gerne leben und arbeiten.

 Marcus Hoffeld 

Marcus Hoffeld 

Foto: Klaus Kulle/KLAUS KULLE

Welche Probleme sind in Merzig die größten?

MARCUS HOFFELD Wir können insgesamt positiv in die Zukunft blicken. Wir sind auf einem erfolgreichen Weg.  Vieles wurde angepackt, natürlich ist noch vieles zu verbessern. Das größte Problem aller Kommunen sind die fehlenden Investitionsmittel. Die saarländischen Städte und Gemeinden brauchen vom Land und vom Bund mehr finanzielle Unterstützung, um ihren vielfältigen Aufgaben nachkommen zu können. Der Saarlandpakt kann nur ein Anfang sein, auf die gemeinsame Initiative der saarländischen Bürgermeister gegenüber der Bundesregierung setze ich große Hoffnung: Auch wir brauchen Strukturhilfen! Ein weiteres drängendes Problem: die Belastung der Bürger durch Staus, Abgase und Verkehrsgefahren. Damit muss Schluss sein: Die versprochene Nordumfahrung muss kommen. Mit aller Kraft werde ich darauf drängen, ebenso wie auf den Ausbau sicherer Radwege.

Was würden Sie anders machen, wenn Sie die Chance hätten?

HOFFELD Unser Weg ist bisher schon erfolgreich. Mit noch mehr Kraft und Selbstvertrauen soll ganz Merzig für die Zukunft stark gemacht werden, denn auch die nächsten Generationen sollen hier gerne leben, wohnen und arbeiten. Hier deutliche Akzente zu setzen habe ich mir für die nächsten Jahre vorgenommen. Hohe Achtsamkeit gilt bei allem Fortschritt auch dem Ziel, unsere Stadt lebens- und liebenswürdig zu erhalten.

Wenn sie für die Kreisstadt 3 Wünsche frei hätten, welche wären das?

HOFFELD Ein Anliegen möchte ich den Wünschen voranstellen: Wir haben den Ordnungsdienst verstärkt, werden Videoüberwachungen an neuralgischen Punkten installieren, haben eine Sicherheitspartnerschaft abgeschlossen und werden zukünftig auch Streetworker einsetzen. Diese teuren Maßnahmen sind notwendig, weil sich einige wenige Uneinsichtige dem Gemeinwohl nicht verpflichtet fühlen. Ich habe den Wunsch, dass diese sich ein Beispiel an den verantwortungsvollen Bürgerinnen und Bürgern nehmen – dann könnten wir Geld sparen und niemand müsste sich mehr über illegale Müllablagerungen oder Graffiti-Schmierereien und vieles andere ärgern. Mein Appell mag idealistisch sein – aber ich setze weiterhin auf die Wirkung des guten Beispiels und der Vernunft. Ein Wunsch ist, dass die Bürger auch in unserer ländlichen Region weitgehend auf die Benutzung des Autos verzichten und auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen können. Das schont Umwelt und Geldbeutel. Deshalb verfolge ich den Aufbau einer Stadtlinie mit kleinen Elektrobussen im regelmäßigen Taktverkehr, mit bezahlbaren Preisen und mit einem verlässlichen Fahrplan. In diesem Zusammenhang wünsche ich mir an jedem Ortseingang Tempo-Messtafeln zur Erhöhung der Verkehrssicherheit. Ein weiterer Wunsch ist, dass wir in Zusammenarbeit mit dem Stadtrat unser 2016 beschlossenes Konzept „Saarpark“ schnell umsetzen, denn wir haben entlang der Saar sehr viel Potenzial. Den ersten Schritt haben wir mit dem neuen Stadtpark getan – als Nächstes werden wir die Saarufer und den Sport- und Freizeitpark attraktiver gestalten. Ausgehend vom neugestalteten Stadtpark bis hin zu den Weihern bei Schwemlingen kann hier ein Eldorado für Sport- und Fitnessbegeisterte, aber auch für Naturliebhaber entstehen. Meine Vorstellung ist, dass diese einzigartige Umgebung durch eine Internationale Saar-Lor-Lux-Gartenschau zum Vorzeigeobjekt wird. In Abstimmung mit den Eigentümern sollte es gelingen, an zentralen Stellen der Stadt positive städtebauliche Energie zu entfalten, um die Innenstadt attraktiver zu machen – auch architektonisch. Das gilt ebenso für den Bereich am Seffersbach, wie für das Markthallengelände in der Stadtmitte. Hier wurde in enger Abstimmung mit dem Eigentümer und mit der Barmer ein wichtiger Arbeitgeber angesiedelt und ein ansprechendes Gebäude errichtet. Mit Landratsamt und Sparkasse setzt es an prominenter städtebaulicher Stelle einen wegweisenden architektonischen Akzent. Ich wünsche mir, dass in diesem Stil auch der zentrale Bereich der Markthalle gestaltet wird.

Wie wollen Sie die finanziellen Probleme in den Griff bekommen?

HOFFELD Die bisherigen Konsolidierungsmaßnahmen sollen fortgeführt werden. Das heißt: zusätzliche Einnahmen generieren und Ausgaben reduzieren. Den Weg, eine Erhöhung der Einnahmen durch zusätzliche Ansiedlungen und Schaffung von Arbeitsplätzen zu erreichen, hat auch in den nächsten Jahren Priorität. Deshalb brauchen wir auch zusätzliche Gewerbeflächen.
Wichtig wird es sein, sich weiterhin mit interessanten Projekten um Fördermittel des Landes zu bemühen und zusätzliche Bundesmittel einzuwerben. Das Saarland darf nicht mit Krümeln abgespeist werden. Derzeit profitieren verstärkt andere Bundesländer. Das ist ungerecht und kann nicht hingenommen werden.

Welche Stärken hat Merzig aus ihrer Sicht?

HOFFELD Die größte Stärke unserer Stadt ist der Bürgersinn. Die Menschen wollen ihre Stadt voranbringen. Sie sind ehrenamtlich tätig in Vereinen, Verbänden, Initiativen und Parteien. In schwierigen Situationen ist der Zusammenhalt besonders groß: So ist es Merzig in Zusammenarbeit mit vielen Menschen und Firmen so gut wie kaum einer anderen Stadt gelungen, die Flüchtlingssituation und die Integration der neuen Mitbürger zu meistern. Darauf können wir mit Recht stolz sein. Eine weitere Stärke ist unsere internationale Lage: Grenzüberschreitendes Denken und Handeln muss zukünftig noch stärker in den Blick. Vor wenigen Tagen haben wir daher mit elf weiteren Kommunen aus dem Dreiländereck vereinbart, über Grenzen hinweg stärker zusammenzuarbeiten, im ersten Schritt in den Bereichen Tourismus und Marketing. Ein weiteres Plus unserer Stadt: Unsere Lage mitten im Grünen, die Auenlandschaft, der Saargau mit seinen Streuobstwiesen – man kennt die „Merziger Äppelkischd“. Sie zu hegen und zu pflegen, ist im Interesse der gesamten Region. Die Mistelplage droht den Charme dieser Landschaft zu vernichten: Dagegen möchte ich mit einem Pflegeprogramm vorgehen.

Welche Aufgabe wollen Sie als erstes nach der Wahl anpacken?

HOFFELD Merzig braucht nach außen noch mehr Gewicht – im Saarland und darüber hinaus. Das Potenzial von Luxemburg, dem führenden europäischen Wirtschaftsstandort  in unserer unmittelbaren Nachbarschaft, wird noch viel zu wenig genutzt. Diese internationale Perspektive will ich zukünftig stärker forcieren. Unsere Stadt muss auch im Innern in den nächsten Jahren weiter nach vorn. Einige Projekte habe ich dargelegt. Diese und weitere, wie die Fortführung der Sanierung der Kitas und Grundschulen, der Einsatz für einen Grundschulstandort in Bietzen, die Belebung der Ortskerne, die Stärkung der Vereine, die Schaffung weiterer Gewerbeflächen und zusätzlicher sozialer Wohnungsbau sowie anderes mehr möchte ich in den nächsten zehn Jahren mit den Bürgern und unserer Verwaltung umsetzen. Ganz wichtig ist und bleibt, mich auch zukünftig um die vielfältigen Anliegen zu kümmern, die an mich herangetragen werden. Wo immer es geht, werde ich die Anliegen und Wünsche umsetzen. Ich habe mir viel vorgenommen, denn Ich möchte weiterhin für Merzig arbeiten und unsere Stadt nachhaltig, modern und zukunftsfähig gestalten.

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