Bodensee statt Rotes Meer

Merzig-Wadern · In der Türkei und Ägypten, in der Vergangenheit beliebte Urlaubziele der Deutschen, will zurzeit so gut wie keiner Urlaub machen. Beliebt sind Spanien, Griechenland – und Deutschland. Die SZ fragte in Reisebüros nach.

Die schönste Zeit des Jahres, seit Anfang der Woche ist sie auch für die Saarländer da: Seit Montag laufen die großen Ferien. Doch unmittelbar vor Ferienbeginn machten der Anschlag in Nizza mit über 80 Toten sowie der gescheiterte blutige Putschversuch in der Türkei Schlagzeilen. Terror, Gewalt, Tote und Verletzte in Südfrankreich und der Türkei an zwei beliebten Urlaubszielen der Deutschen. Wie hat sich das auf die Reiselust der Menschen im Kreis ausgewirkt?

Die SZ fragte bei Reisebüros in der Region nach. Deutlich wurde: Die wiederholten Terrorakte insbesondere in islamisch geprägten Ländern hinterlassen schon seit längerem Spuren in der Tourismusbranche: "Ich habe dieses Jahr erst zwei Mal Ägypten verkauft. Die Buchungen in die Türkei gehen nahezu auf Null", sagt Werner Schmitt vom Tui-Reise-Center in Merzig. Eine Umbuchung habe es am Samstag gegeben, unmittelbar nach dem gescheiterten Putsch. "Der Kunde hätte montags fliegen sollen, nach den Ereignissen am Freitag war er sich unsicher", sagte Schmitt. Auch im Reisebüro Schirra in Wadern gab es Umbuchungen nach den Unruhen in der Türkei. Allerdings war auch dort schon zuvor die Nachfrage nach Zielen in der Türkei, Tunesien oder Ägypten schwach.

Die Menschen im Kreis verlieren aber nicht generell ihre Reiselust . "Die Anfragen für Sommer und Herbst sind nach wie vor da", betont Helena Serwe, Reiseberaterin im Reisebüro Schirra: "Allerdings interessieren sich die Leute für andere Reiseziele". Am beliebesten seien dieses Jahr Griechenland und vor allem Spanien. "2016 ist ein Spanienjahr", betont Elisabeth Reinig vom Tui-Reisebüro in Merzig. "Auf den Balearen wird es eng. Hier sollten Urlauber aus Merzig deutlich mehr Flexibilität bei der Reisedauer sowie bei der Wahl des Flughafens mitbringen", informiert die Reisebüroleiterin. Auch Werner Schmitt schließt sich dieser Einschätzung an: "Den größten Zuwachs gab es in Spanien, insbesondere an der Costa de la Luz, wegen des gemäßigten Klimas. Ich sage immer: ,Es ist wie Sylt, nur wärmer'", schmunzelt er. Mallorca gehe immer. Außerdem sei dieses Jahr Deutschland sehr gefragt. "Ostsee und Bodensee sind komplett ausgebucht, und ich hätte es noch zig Mal mehr verkaufen können", sagt der Reisefachmann.

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