Betrug mit gefälschtem Schmuck

Merzig-Wadern. "Wir haben uns gewundert, woher der Mann plötzlich all das Gold hatte, ruckzuck war da eine Handvoll: Ringe, Armbänder, Halsketten, alles hat er sich abgezogen", erinnert sich ein Leser der Saarbrücker Zeitung aus Merzig, der anonym bleiben möchte, an die Begegnung auf einer Bundesstraßen-Auffahrt nahe Trier

Merzig-Wadern. "Wir haben uns gewundert, woher der Mann plötzlich all das Gold hatte, ruckzuck war da eine Handvoll: Ringe, Armbänder, Halsketten, alles hat er sich abgezogen", erinnert sich ein Leser der Saarbrücker Zeitung aus Merzig, der anonym bleiben möchte, an die Begegnung auf einer Bundesstraßen-Auffahrt nahe Trier. Eine rührselige GeschichteDer Merziger war in Begleitung seiner Ehefrau von Konz kommend in Richtung der Moselstadt unterwegs. Man habe plötzlich am Straßenrand ein rotes Auto mit Berliner Kennzeichen stehen sehen, und ein Mann habe auffällig gestikulierend auf der Straße gestanden. "Da haben wir schließlich angehalten und gefragt, was denn los sei", so der Leser. "Der Mann hat uns mit theatralischer Gestik, die wirklich beeindruckend war, eine rührselige Geschichte erzählt: von seiner schwerkranken Mutter, die in Frankreich lebt und die er dringend besuchen müsse, habe aber nur noch wenig Sprit im Tank." Erst wollte der Merziger nur fünf Euro geben, hat schließlich doch zehn herausgerückt: "Wir wollten einfach unsere Ruhe haben." Nach dieser Begegnung sei man weiter gefahren und habe später die Trierer Polizei über den Vorfall informiert. Denn für einen Bekannten des Merziger Ehepaares war nach dem Erzählen zuhause der Fall klar: Stichwort "Autobahngold". Unter dem Begriff ist zu verstehen, dass von Betrügern eine Notlage (hier: Autopanne) vorgetäuscht wird. Sobald ein Autofahrer in guter Hilfeabsicht anhält, wird er in ein Gespräch verwickelt. Die Polizei warnt vor solchen Machenschaften: Der angeblich Hilfsbedürftige gibt vor, kein Geld mehr für die Weiterfahrt zu haben und bietet dafür Schmuck zum Schnäppchenpreis an. Dieser ist trotz Abstempelung nicht echt, sondern besteht aus Messing mit einer ganz dünnen Legierung. Nikolaus Lorenz von der Polizeibezirksinspektion Merzig räumt allerdings ein: "Wir haben hier im Kreis bislang keine Erfahrungen mit diesen Vorgängen, uns sind keine Vorfälle bekannt."Weitere Opfer vermeidenNorbert Castor vom Landeskriminalamt in Saarbrücken, das für Delikte dieser Art zuständig ist, sagt: "Im Jahr 2010 wurden bislang 96 Personen und 80 Fahrzeuge einer Kontrolle unterzogen, in wenigen Fällen wurde auch unechter Schmuck sichergestellt." Die Zahl der eingeleiteten Ermittlungsverfahren ist niedrig. Dies habe, so Castor, folgenden Grund: "Viele Autofahrer haben ein Gespür dafür, ob die Bitte um Hilfeleistung bei einer Autopanne auch einen wahren Hintergrund hat. Und sie haben den Mut, ihre Feststellungen auch der Polizei mitzuteilen. So kommt es gar nicht erst zu den Betrugshandlungen, und die Mitteilsamen bewahren möglicherweise andere Menschen davor, Opfer dieser Betrugsmasche zu werden." Eine klare Lanze für die nicht oft genug zu beschwörende Zivilcourage: Denn jeder kann in eine solche Situation kommen, auf beherzte Unterstützung von Helfern und Zeugen angewiesen zu sein.

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