„Der eingebildete Kranke“ – entstaubt und zeitlos

Merzig · Für ein volles Haus sorgte die Theater-AG des Peter-Wust-Gymnasiums Merzig an zwei Abenden im Bürgerhaus Fitten-Ballern. Aufgeführt wurde eine modernisierte Fassung der bekannten Komödie „Der eingebildete Kranke“ von Molière.

 Die Akteure der Theatergruppe am Peter-Wust-Gymnasium, die „Der eingebildete Kranke“ auf die Bühne brachten. Foto: Schule

Die Akteure der Theatergruppe am Peter-Wust-Gymnasium, die „Der eingebildete Kranke“ auf die Bühne brachten. Foto: Schule

Foto: Schule

Für die PWG-Theater-AG unter der Leitung von Deutschlehrerin Aline Utter war es die dritte Produktion nach der Tragikomödie "Ein Mord(s)geschäft" und dem gemeinschaftlichen Musicalprojekt "ZipZap - auf den Spuren von Peter Wust".

Besonderen Anteil an den diesjährigen Aufführungen hatte Abiturient Philipp Dewald, der nicht nur Teil des Schüler-Ensembles war, sondern auch für den Text und die Lieder verantwortlich zeichnete. "Als ich mir Molières Stück zum ersten Mal durchgelesen habe, war ich von der Kraft und Sinnbildlichkeit der Charaktere und Dialoge sehr beeindruckt", sagte Dewald.

"Allerdings ist der Humor des Stücks aus dem 17. Jahrhundert für heutige Gewohnheiten wohl an manchen Stellen etwas langatmig." Der Zwölftklässer weiter: "Relativ schnell bekam ich die Idee, die Komödie für unsere Theatergruppe anzupassen und auf die Gegenwart abzustimmen, die aber weiter vom Geist des Originals getragen werden sollte."

Im Mittelpunkt des Stückes steht der wohlhabende und geizige Familienvater Argan (Philipp Dewald/Robin Weirich), der angeblich unter vielen Krankheiten leidet. Ausgenutzt wird der Hypochonder von seiner geldgierigen Privatärztin Frau Dr. Purgis (Johanna Kühnhaupt), die Argan überflüssige Behandlungen gegen überteuerte Rechnungen verschreibt. Auch Apothekerin Frau Blumig (Alina Leidisch) verdient bestens daran.

Da Argan aber nicht nur ein Hypochonder, sondern auch ein extremer Geizhals ist, beschließt er, seine älteste Tochter Angelika (Jaqueline Riemenschneider/Alina Leidisch) mit dem frisch promovierten Arzt Thomas Difus (Pascal Schuster) zu verheiraten. Dies hat er auch schon mit dessen Mutter, Frau Dr. Difus (Lena Herber), vereinbart. Doch Angelika will von "diesem Tollpatsch" nichts wissen, denn sie ist in Klemens (Florian Prim) verliebt. Obwohl er von seiner jüngeren Tochter Luise (Jaclyn Axt) von Angelikas Verehrer weiß, bleibt Argan stur: "Wenn ein Arzt in der Familie wäre, wäre ich endlich nicht mehr von diesen Wucherern abhängig, die einem ständig das Geld aus der Tasche ziehen wollen." Der Geizhals ahnt zunächst nicht, dass gerade seine von ihm sehr verehrte, zweite Gattin Belinda (Claudia Rammal) nur an sein Geld will und zudem noch einen Liebhaber hat.

"Mir hat an meiner Rolle gefallen, dass ich mal richtig böse sein konnte", erzählt Claudia Rammal, "es war faszinierend, einmal die Grenzen auszutesten". Während Argans Bruder Bruno (Florian Prim/Pascal Schuster) mit seinen Bemühungen, Argan zu Verstand zu bringen, noch scheitert, gelingt es schließlich Argans pfiffiger Hausangestellten Tine (Meike Lenhof), ihrem Chef den wahren Charakter Belindas zu enthüllen.

Drei Lieder selbst geschrieben

Zu den schauspielerischen Darbietungen kamen noch drei Lieder ("Ich bin so krank" (Argans Lied), "Was du mir bist" und "Mein lieber Gatte"), ebenfalls geschrieben von Philipp Dewald. Um sie auf die Bühne zu bringen, mussten Claudia Rammal, Meike Lenhof, Jaqueline Riemenschneider, Philipp Dewald und Robin Weirich ihre Gesangsstimmen ans Äußerste bringen.

In der Funktion als Souffleuse war Annika Ullmann wieder Teil der Theatergruppe, während sie bei den bisherigen Aufführungen selbst auf der Bühne stand. Erneut konnte die Theater-AG auch auf die Unterstützung der Tontechnik-AG unter der Leitung von Frank Hahn zählen. Weitere Hilfe kam von Kunstlehrerin Bärbel Buchheit, die beim Entwerfen des Bühnenbildes half. Bei einem Gastauftritt auf der Bühne stellte Musiklehrer Thomas Berger sein Können am E-Piano unter Beweis.

Vorausgegangen war den Aufführungen eine mehrmonatige Probearbeit. Meike Lehnof berichtete von anstrengenden Proben, die, wie sie sagt, auch wieder viele schöne Momente gehabt hätten: "Vor allem dann, wenn wir alle zusammen das Skript noch etwas weiterentwickelten und so dem Stück unsere ganz persönliche Note gaben." Kurzfristig wurde so zum Beispiel aus dem "feurigen Italiener" im ursprünglichen Text der berühmt-berüchtigte Dieter Bohlen , dessen Darstellung Robin Weirich am Premierenabend übernommen hatte. In der zweiten Aufführung gab Philipp Dewald ähnlich spontan einen sächselnden Liebhaber.

"Wir haben hart gearbeitet, hatten aber auch viel Spaß", resümierte Utter.

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