Merzig Ein Loblied auf die Arbeit im Team

Merzig · Zu Reggae-Musik besingen Mitarbeiter der Barmer in Merzig das Leben am Strand. Sie wollen mit Musik auf Teamaktivitäten aufmerksam machen.

Eine Gruppe bunt angezogener Menschen steht vor einem Waldstück, einige stehen auf Heuballen, andere sitzen davor. Angezogen sind sie so bunt, als wollten sie in den Karibik-Urlaub. Die Truppe hat sichtlich Spaß und ist bester Laune. Zu chilliger Reggae-Musik singen sie vom Entspannen am Strand. Einen Strand gibt es in Merzig nicht, aber die fröhlichen Sänger stört das nicht. Was geht hier vor sich?

Die Sänger sind 17 Mitarbeiter der Barmer-Telefongeschäftsstelle in Merzig. Sie haben sich die Mais-Alm am Merziger Saarufer für den Dreh ihres Musikvideos ausgesucht. Den Anstoß dafür hat die Mitsing-Aktion „Klingt nach Teamwork“ gegeben, zu der das Wissenschaftsjahr 2018 aufgerufen hat. Hinter dem Wissenschaftsjahr, das seit 2000 jährlich wechselnde Themen behandelt, stehen das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Initiative „Wissenschaft im Dialog“ (WiD). Das Wissenschaftsjahr 2018 widmet sich dem Thema „Arbeitswelten der Zukunft“. In diesem Zusammenhang will die Aktion „Klingt nach Teamwork“ Arbeitskollegen zum gemeinsamen Musizieren bringen. Denn: „Teamaktivitäten beeinflussen das Arbeitsklima positiv und unterstützen damit einen erfolgreichen und erfüllenden Berufsalltag. Gemeinsame Aktivitäten wie das Singen stärken das Teamgefüge und geben uns neue Inspiration“, so beschreibt das Wissenschaftsjahr den Hintergrund.

Die Aktion sucht in verschiedenen Kategorien nach Gesangs-Teams. Teilnehmer sind Gruppen ab zwei Personen, die im Kollegenkreis Lieder mit einem Bezug zu ihrer Arbeit singen, diese auf Video aufnehmen und auf der Webseite der Aktion hochladen. Die Beiträge können dort von jedem Besucher angesehen und bewertet werden. Das Video, das am Ende die meisten Stimmen hat, gewinnt den Publikumspreis.

Zudem bestimmt eine Expertenjury aus allen Beiträgen einen Gewinner. Dabei sollen die Teilnehmer nicht am Maßstab musikalischer Klasse gemessen werden, sondern daran, ob sie zeigen können, wie wichtig die Zusammenarbeit in ihrem Unternehmen ist. Die Ausschreibung des Wissenschaftsjahres sucht dabei nach Darbietungen mit etwas besonders Originellem, etwa einem Dreh an ungewöhnlichen Orten.

Einen ungewöhnlichen Ort haben sich die Mitarbeiter der Barmer-Telefongeschäftsstelle in Merzig ohne Frage ausgesucht. Telefon-Agentin Sabine Werner erfuhr durch das interne Mitarbeiter-Portal der Krankenkasse von dem Projekt, wie sie im SZ-Interview verrät. Sie überzeugte ihren guten Freund und Kollegen Jürgen Sorg von der Idee, dass sie ihr Team bei der Mitsing-Aktion anmelden sollten. Werner schaffte es ihrer Darstellung zufolge, die Mitarbeiter auf ihrer Etage für die Teilnahme an dem Wettbewerb zu begeistern. Für den Dreh auf der Mais-Alm konnte sie auch ihren Ehemann als Kameramann gewinnen, der wiederum über einen Kollegen eine Drohne besorgte. Mit dieser wurden die Barmer-Mitarbeiter im Mais-Labyrinth von oben gefilmt.

Hobbymusiker Sorg fiel indessen die Aufgabe zu, ein Lied zu schreiben, das vermittelt, wie sehr die Mitarbeiter der Telefongeschäftsstelle Teamwork leben, wie er im Gespräch erzählt. Ein Lied mit dem einfachen Titel „Joy“ – Freude –, das Sorg bereits einige Zeit zuvor komponiert hatte, übersetzte er ins Deutsche und passte den Text an, so dass er vom Arbeitsalltag der Telefon-Agenten handelt. Das Stück aufzunehmen, sei nicht so leicht gewesen, erinnern sich die beiden. „Jürgen hat zu Hause ein kleines Tonstudio, dort haben einige wenige von uns den Song eingesungen“, verrät Werner. „Alle anderen haben wir nacheinander in den Pausen mit meinem Handy aufgenommen. Ich habe die Tonspuren an Jürgen geschickt, und er hat sie dann alle zu einem Lied zusammengepackt. Insgesamt 20 von uns sind im fertigen Song zu hören.“

Die Mühen der Barmer-Mitarbeiter in Merzig haben sich gelohnt: Ihr Video „Joy“ ist derzeit einer der Beiträge mit den meisten Stimmen (rund 30 000) auf der Webseite der „Klingt nach Teamwork“-Aktion – eine Situation, die sich täglich ändern kann. Der ärgste Konkurrent liegt nur ein paar 100 Stimmen davor: Es ist der „Putzhelden-Song“ der Firma „Heinrichs Putzhelden“ aus Berlin.

Sabina Werner und Jürgen Sorg kümmert das aktuelle Ranking indes wenig. Sie hätten zwar den Ehrgeiz, zu gewinnen, sagen sie, aber letztendlich gehe es ihnen um das, was auch die Aktion in Vordergrund stellt: Die Zusammenarbeit unter Kollegen. Das sei gelungen, bestätigen die beiden: „Wir wollten vor allem Spaß haben und zeigen, dass wir Teamwork leben“, versichert Werner. „Wir waren immer schon ein Super-Team“, betont Sorg, „aber durch das Projekt sind unsere Zusammenarbeit und der Zusammenhalt im Team noch intensiver geworden. Das Beste: Unser Chef ist auch mit dabei.“ Seine Kollegin Werner fügt hinzu: „Viele meiner Kollegen kenne ich jetzt viel besser. Eine meiner Kolleginnen etwa war vor dem Dreh ein bisschen unsicher und meinte, sie würde sich lieber etwas im Hintergrund halten. Beim Dreh stand sie dann mit ausgebreiteten Armen lauthals singend ganz vorne. Sie hat danach zu mir gesagt: Das war wie Therapie für mich, können wir das bald nochmal machen?“ Auch teamübergreifend sei die Aktion gut aufgenommen worden.

 Die Mitarbeiter der Telefongeschäftsstelle der Barmer in Merzig beim Videodreh für die Mitsing-Aktion „Klingt nach Teamwork“.

Die Mitarbeiter der Telefongeschäftsstelle der Barmer in Merzig beim Videodreh für die Mitsing-Aktion „Klingt nach Teamwork“.

Foto: Timo Werner

Damit möglichst viele Leute für sie stimmten, haben die Barmer-Mitarbeiter die Aktion und ihre Teilnahme daran bereits wie wild in den Sozialen Medien geteilt. „Wir bekommen ständig Nachrichten von Leuten, die das toll finden, was wir machen. Und wir wollen auch möglichst viele Leute auf unsere Seite ziehen. Am besten, das ganze Saarland stimmt für uns“, meint Sorg begeistert. Ein solches gemeinsames musikalisches Projekt würden die Barmer-Mitarbeiter jederzeit gerne wieder stemmen, sagen Werner und Sorg. „Jetzt ist die Hemmschwelle für alle niedriger, und keiner hat mehr Angst, sich zu blamieren, weil er vielleicht nicht gut singen kann. Wir wollen das gemeinsame Singen auf jeden Fall wiederholen. Also liebes Saarland, herzt alle für uns!“, ruft Werner auf.

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