Merziger Stadtrat billigt Entwurfsplanung. Bald wieder Schulbetrieb auf dem Bietzerberg
Bietzen · Die Grundschule in Bietzen wird zur Dependance der Merziger Kreuzbergschule. Der Stadtrat billigte die Entwurfsplanung.
Es sind nun fast 14 Jahre vergangen, seit die damals eigenständige Grundschule in Bietzen geschlossen wurde. Danach war dort einige Zeit lang eine Privatschule untergebracht, die 2019 auch schloss. Aber demnächst soll wieder Leben in das ungenutzte Schulgebäude zurückkehren. Die Schule in Bietzen soll als Zweigstelle (Dependance) der Kreuzbergschule in Merzig wieder in Betrieb gehen.
Diesen Grundsatzbeschluss hatte der Merziger Stadtrat schon vor längerem gefasst. In seiner jüngsten Sitzung hat das Gremium nun die Entwurfsplanung des Architekturbüros Bochem.Schmidt aus Merzig einstimmig gebilligt. Es sieht den Neubau eines Gebäudes für die Freiwillige Ganztagsschule (FGTS) auf einer Fläche vor, auf der sich aktuell das ehemalige Hausmeistergebäude und der asphaltierte Schulhof befinden – durch den Neubau wird also keine zusätzliche Fläche versiegelt. Außerdem wird das bestehende Schulgebäude umfassend renoviert und modernisiert. Künftig stehen dort vier Klassenzimmer sowie Büroräume fürs Lehrpersonal zur Verfügung. Im Neubau der FGTS sind ein Speisesaal, eine Küche, Lagerräume, drei Freizeiträume und weitere Büros untergebracht.
Die Kosten für die Ertüchtigung des bestehenden Schulgeländes werden seitens der Verwaltung auf rund 3,7 Millionen Euro geschätzt. Nach den ursprünglich vorgesehenen Plänen wäre das Vorhaben nach Auskunft der Verwaltung noch deutlich teurer geworden, nämlich fast 4,4 Millionen Euro – was auch den aktuell stark anziehenden Baukosten geschuldet ist. So musste die Verwaltung den Rotstift ansetzen, damit die Kosten nicht vollends aus dem Ruder laufen – auch wenn die Stadt nach eigenen Angaben eine Zuschussquote in Höhe von 85 Prozent (70 Prozent von Bundes- und 15 Prozent von Landesseite erwartet) erwartet. Zu den Abstrichen, die bei der Planung gemacht werden mussten, zählten ein geplantes „Grünes Klassenzimmer“ auf dem Schulhof oder der Wegfall einer vorgesehenen zentralen Lüftungsanlage im Neu- und Altbau. Stattdessen sollen nach dem Dafürhalten der Verwaltung wie in anderen Schulen mobile Lüftungsgeräte zum Einsatz kommen – ein Punkt, der in der Ratssitzung noch für Diskussionen sorgen sollte.
Doch zunächst herrschte allgemeine Zufriedenheit, dass es jetzt mit der Wiederbelebung der Bietzerberg-Schule endlich losgehen soll. Bürgermeister Marcus Hoffeld sagte: „Wir haben alle das Ziel, eine Dependance der Kreuzbergschule auf dem Bietzerberg zu errichten.“ Trotz der jetzt notwendigen gewordenen Einsparungen werde die Schule in Bietzen „das modernste Grundschulgebäude in Merzig“, sagte Hoffeld.
„Ich hätte mir nie träumen lassen, dass das wieder möglich ist“, sagte Manfred Klein, Bietzer Ortsvorsteher und Mitglied der CDU-Stadtratsfraktion. Er hatte sich seinerzeit vehement, aber letztlich erfolglos gegen die Schließung der Schule gewehrt. Jetzt freue er sich über ein „tolles Projekt“, wie Klein sagte. Dass die Wiederbelebung der Schule kostspielig werde, müsse man in Kauf nehmen: „Die Kostensteigerungen geben eine Marktsituation wieder, der wir uns stellen müssen.“
„Der ganze Stadtrat hat sich für die Wiederbelebung der Schule stark gemacht“, betonte die SPD-Fraktionsvorsitzende Martina Holzner. Sie sprach von „gut investiertem Geld“, zumal die stark belegte Kreuzbergschule durch die neue Dependance spürbar entlastet werde. Auf eben jene Kreuzbergschule wurden die Kinder vom Bietzerberg seit Schließung der Bietzer Schule eingeschult. Wie Christian Wurzer vom städtischen Fachbereich Bildung erläuterte, werde die Dependance genug Platz bieten, um alle Kinder aus den Bietzerberg-Stadtteilen aufzunehmen. „Mehr Schule ist mehr Bildung ist mehr gut“, erklärte Hannah Spanier für die Linksfraktion und signalisierte deren Zustimmung.
Für die Grünen-Fraktion schlug Klaus Borger vor, doch nicht auf den Einbau einer zentralen Lüftungsanlage zu verzichten. „Diese Pandemie wird nicht die letzte sein“, mahnte Borger, der sich dafür aussprach, eine stationäre Lüftung doch umzusetzen, aber die Baukosten für das Vorhaben auf vier Millionen Euro zu deckeln. Unterstützung für den Vorschlag kam von Hermann Schuh (Freie Wähler): Er halte eine feste Lüftungsanlage auch wegen der Frischluftzufuhr für begrüßenswert, sagte Schuh – wiewohl er sich der sonstigen Planung anschloss.
Zum Grünen-Antrag gab der städtische Beigeordnete Christian Bies zu bedenken, dass eine stationäre Lüftungsanlage aus Gründen der Gebäudetechnik nicht erforderlich sei. Mobile Lösungen erfüllten mit Blick auf den Corona-Infektionsschutz ihren Zweck ebenso gut. Zudem warne er davor, Baukosten zu deckeln. „Wir schreiben die Arbeiten an der Schule nicht in einem Stück aus, sondern anhand verschiedener Gewerke.“ Da könne es zu erheblichen Kostensteigerungen kommen, was im Falle einer Deckelung fatale Folgen haben könne. Ähnlich äußerte sich Manfred Klein (SPD-Fraktion): „Wir sollten keinen Querbalken hinsichtlich der Finanzierung einziehen, es sind zu viele Unbekannte in den ganzen Planungen drin.“ Und CDU-Fraktionschef Jürgen Auweiler sprach sich dagegen aus, eine „Bremse in die angestrebte Umsetzung“ einzubauen.
Bürgermeister Marcus Hoffeld ergänzte, es gehen „nicht eben um wenig Geld“, das die Stadt habe einsparen müssen. Die Stadt stehe auch noch in der Verantwortung gegenüber allen anderen Schulgebäuden, die sie zu unterhalten habe. Gegenüber der SZ bezifferte er die Kosten für eine stationäre zentrale Lüftungsanlage auf geschätzt 225 000 Euro insgesamt – davon entfallen 145 000 Euro auf den Neubau, 80 000 Euro auf den Altbau. Damit war die Lüftungsanlage der größte Kostenblock bei den Kürzungen, die in der Planung vorgenommen worden sind. Der Stadtrat lehnte den Grünen-Antrag auf Festhalten an einer stationären Lüftungsanlage mit 19 Nein-Stimmen bei neun Ja-Stimmen und drei Enthaltungen ab. Anschließend wurde die Entwurfsplanung einstimmig gebilligt.