Auf der Suche nach dem Anreiz für die Integration

Merzig · Kein Thema bewegt seit längerer Zeit die Gemüter im Land so sehr wie die durch die Flüchtlingskrise bedingte Masseneinwanderung nach Deutschland. In unserer Serie wird die Zuwanderung in die Merziger Region während der vergangenen 200 Jahre dargestellt.

Menschen aus anderen Ländern dieser Erde können ihre kulturellen Prägungen nicht an der Garderobe ihrer neuen Heimat abgeben. Sie mögen vor Gewalt und Unfreiheit geflohen sein; das bedeutet jedoch keineswegs automatisch, dass ihr Begriff von Freiheit der gleiche wie der unsere ist. Deshalb brauchen wir einen nüchternen Blick, um zu erkennen, wer da zu uns kommt und was er nicht nur an Bereicherndem, sondern auch an kulturellem Ballast mitbringt.

Es stellt sich daher die Frage, wie man sicherstellen kann, dass die von der Mehrheitsgesellschaft als unabdingbar angesehenen Grundvoraussetzungen für ein friedliches und gedeihliches Zusammenleben sichergestellt werden können. In diesem Zusammenhang muss man sehen, dass Deutschland in den letzten 60 Jahren bereits eine hohe Zuwanderung zu verzeichnen hatte.

Heute geht man davon aus, dass ungefähr jeder Fünfte in Deutschland einen Migrationshintergrund besitzt, das heißt entweder selbst Migrant ist oder von Migranten abstammt. 2014 hatten rund 16,4 Millionen Menschen in Deutschland einen Migrationshintergrund . Auf Basis des Mikrozensus 2014 entsprach dies einem Anteil von 20,3 Prozent an der Gesamtbevölkerung. Die meisten davon stammen aus der Türkei (2,86 Millionen), gefolgt von Polen und Ex-Jugoslawien (je 1,6 Millionen), Russland (1,18 Millionen), Kasachstan (0,92 Millionen) und Italien (0,76 Millionen). Das bedeutet gleichzeitig aber auch, dass rund 80 Prozent der Einwohner Deutschlands immer noch der seit Jahrhunderten hier ansässigen Bevölkerung entstammen.

Gerade weil man sehr skeptisch sein muss, ob das Modell des Multikulturalismus das von ihm Erhoffte tatsächlich leisten kann, werden mittlerweile wieder Forderungen nach einer wie auch immer gearteten Leitkultur laut. Bereits vor etwa 15 Jahren gab es Überlegungen und Debatten hinsichtlich der Frage, was in Deutschland für das gedeihliche Zusammenleben von Einheimischen und neuen Einwanderern in einer von vielfältigen Kulturen und Teilkulturen geprägten Gesellschaft nötig ist. Es wurde das Wort von der "deutschen Leitkultur" geprägt. Schon damals kamen die Fragen nach nationaler Identität und zu bewahrenden, zu revidierenden und zu erweiternden Traditionsbeständen neu auf. Leitkultur-Debatten zielten auf die Frage, ob es verbindliche Traditionen gebe, die man den Neubürgern als Integrationsanreiz anbieten könne oder aber abverlangen müsse.

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