Merzig „Es ist wichtig, auf die Frauen zuzugehen“

Die neu gewählte, 28 Jahre junge Kreisvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF) spricht im Interview über ihre Aufgaben, Chancengleichheit und wie man mehr Frauen in die Kommunalpolitik bekommt.

 ASF-Kreisvorsitzende Annabelle Welsch.

ASF-Kreisvorsitzende Annabelle Welsch.

Foto: Josef Bernardi

Frau Welsch, Sie sind die Kreisvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF). Wer genau ist die ASF, und was sind Ihre Aufgaben?

ANNABELLE WELSCH Die Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen ist die Frauenorganisation der SPD und hat die Gleichstellung von Frauen und Männern in der Partei und vor allem in der Gesellschaft zum Ziel. Zu unseren wichtigsten Aufgaben zähle ich die Interessen, Forderungen, Bedürfnisse und Erfahrungen von Frauen so zur Geltung zu bringen, dass die politische Willensbildung in der SPD von Frauen und Männern zu gleichen Teilen getragen wird. Der Landesverband der ASF ist im dauerhaften Austausch mit den Gewerkschaften, Verbänden, Organisationen und Vertreterinnen der deutschen und internationalen Frauenbewegung, um gemeinsame Forderungen zu gestalten und durchzusetzen. Gerade der Vernetzungsgedanke ist uns sehr wichtig. Deswegen bieten wir den Frauen den Raum, sich offen auszutauschen und sich gegenseitig zu unterstützen.

Wann hat Ihr politisches Engagement angefangen?

WELSCH Das Interesse entwickelte sich bei mir 2010, als ich im Landtag ein Praktikum bei unserer jetzigen stellvertretenden Ministerpräsidentin des Saarlandes, Anke Rehlinger, absolvierte. Da ich im Anschluss an dieses Praktikum aus dem Saarland wegzog, um in Heidelberg zu studieren, engagiere ich mich konstant seit 2015 in der SPD und besonders gerne in der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen.

Was hat Sie dazu bewegt, sich politisch zu engagieren?

WELSCH Ich habe mich bewusst dafür entschieden, mich in der SPD zu engagieren, da sich mit der SPD für mich die meisten Standpunkte decken. Ich stehe mit meinem politischen Ehrenamt in der SPD und der ASF für die Chancengleichheit. Es ist mir wichtig, dass Deutschland mehr Solidarität erfährt. Für mich steht vor allem die Entlastung von jungen Familien im Vordergrund. Gemeinsam mit der SPD setze ich mich dafür ein, dass neue Freiräume für Eltern, insbesondere für Mütter, geschaffen werden. Ein weiteres Herzensanliegen ist mir die Chancengleichheit. Ich fordere die Abschaffung der Kita-Gebühren und faire Löhne im pflegerischen, erzieherischen und sozialen Bereich. Aufgrund meiner Interessen an diesen Themen wollte ich selbst mit anpacken. Was bedeutet, dass ich bestimmte Dinge mitgestalten und entscheiden kann. Wichtig ist mir auch über meine politischen Ehrenämter neue Menschen kennenzulernen und im Austausch zu bleiben, um neue Strukturen zu erlernen und umzusetzen.

Erzählen Sie etwas von Ihrer Arbeit als Kreisvorsitzende.

WELSCH In meinem Kreisverband kommen unterschiedliche Frauen einmal im Monat zusammen. Die Frauen in der ASF sind aus verschiedenen Generationen, und jede Einzelne bringt eine unterschiedliche Lebenserfahrung mit. Alle Frauen setzen sich schon über einen gewissen Zeitraum für die Gleichstellung der Geschlechter ein. Als Kreisvorsitzende formuliere ich mit den Frauen gleichstellungspolitische Ziele und spreche über die aktuelle politische Lage. Innerhalb der SPD bringen wir uns mit neuen Ideen für Programme und Positionen ein.

Wie unterstützt die ASF die Kreise?

WELSCH Die ASF Merzig-Wadern unterstützt den Kreis durch eine Zusammenarbeit mit dem SPD-Kreisverband Merzig-Wadern, aber auch mit den anderen Arbeitsgemeinschaften wie den Jusos, der AfA und der Arbeitsgemeinschaft 60 plus. Die ASF Merzig-Wadern unterstützt natürlich auch unsere Spitzenkandidaten für die anstehende Kommunalwahl im Mai (Sonntag, 26. Mai, Anm. der Redaktion). Dieses Jahr gestaltete die ASF im Februar ein politisches Frühstück für alle Frauen und Interessierte mit der Kreisverbandsvorsitzenden der SPD Merzig-Wadern, Martina Holzner, und der Bundestagsabgeordneten Josephine Ortleb in der Awo-Begegnungsstätte in Merzig. Jedes Jahr am Weltfrauentag (8. März, Anm. der Redaktion) findet einen Rosenverteilaktion in der Innenstadt von Merzig statt. Unser Ziel liegt vor allem darin, Frauen und Männer für noch bestehende Ungleichheiten zu sensibilisieren und auf die Arbeit unserer Arbeitsgemeinschaft aufmerksam zu machen.

Welche Themen sind Ihnen besonders wichtig?

WELSCH Wie bereits erwähnt, liegt mir die Chancengleichheit besonders am Herzen. Chancengleichheit bedeutet für mich das Recht auf gleiche Lebensmöglichkeiten für alle, egal welcher Nationalität, welcher Religion oder welcher Sexualität man angehört. Nicht nur die Chancengleichheit zwischen Mann und Frau im beruflichen und alltäglichen Kontext, sondern auch Chancengleichheit im Bildungssektor – angefangen bei den Kita-Gebühren bis hin zu einer fairen Ausbildungs- und Studienwahl und einer gerechten Forderung und Förderung aller Kinder.

Wie bekommt man mehr Frauen in die Kommunalpolitik?

WELSCH Es ist wichtig, auf die einzelnen Frauen zuzugehen und ihnen die Möglichkeit zu geben, sich zu beteiligen. Wir möchten in den offenen Austausch kommen. Gerade junge Frauen sollen so selbst erleben, dass Politik eine Aktionsfläche frischer, neuer und diverser Themen bietet. Wir möchten ihnen zeigen: Politik ist spannend, sie geht uns alle an, und hier hat jede Frau die Möglichkeit, aus ihrer Passivität heraus zu kommen und selbst aktiv mitgestalten zu können. Dies versuchen wir in Aktionen und durch Öffentlichkeitsarbeit an die Basis zu bringen.

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