Animalische Ironie in Bildern

Merzig. "Die großen Badenden" - wer diesen Titel hört, denkt sofort an dralle Frauen, wie sie Renoir in seinem gleichnamigen Bild gemalt hat. Matthias Brock hat eines seiner großformatigen Gemälde ebenso genannt: Doch bei dem Kölner Maler sind es dicke Kröten, die übereinander gerollt an einem Ufer liegen

 "Gipfeltreffen" nennt sich dieses Heuschreckentandem auf einem Himbeer-Berg. Fotos: Kathrin Werno

"Gipfeltreffen" nennt sich dieses Heuschreckentandem auf einem Himbeer-Berg. Fotos: Kathrin Werno

Merzig. "Die großen Badenden" - wer diesen Titel hört, denkt sofort an dralle Frauen, wie sie Renoir in seinem gleichnamigen Bild gemalt hat. Matthias Brock hat eines seiner großformatigen Gemälde ebenso genannt: Doch bei dem Kölner Maler sind es dicke Kröten, die übereinander gerollt an einem Ufer liegen. Sehr häufig prallen Titel und Motiv bei Brock auf solch ironische Weise aufeinander. So auch bei "Gipfeltreffen", auf dem sich zwei Heuschrecken auf einem Berg frischer Himbeeren treffen. "Animalia" heißt die Ausstellung im Museum Schloss Fellenberg, bei der sich alles um Schönheit, Sinnlichkeit, Kampf, Erotik und Tod dreht. Die Vernissage findet am kommenden Freitag, 12. September, um 19 Uhr statt. Kein Zweifel, Matthias Brock kann malen, das sieht man sofort, wenn auf seinen Bildern Himbeeren, Pfirsiche oder Birnen so naturalistisch-appetitlich ins Auge springen, dass man sie am liebsten vernaschen würde - wären da nicht Mäuse, Spinnen, Eidechsen oder anderes Getier, das ebenfalls Gefallen an den Früchtchen gefunden hat. Kunstvoll arrangierte Früchte, aufgeschnitten, aufgebrochen, aufgetürmt, überdimensional dargestellt, beherrschen die Leinwand. Durch leuchtende Lokalfarben und helles Kunstlicht ist ihr Ausdruck bis aufs Höchste gesteigert. Verführerisch lacht das Goldgelb des Pfirsichs, die Trauben sind schwarzblau, prall und plastisch - ein Fest der Sinne. Aber: Ungeziefer, Räuber nähern sich dem Sinnlich-Schönen. Insekten, Schlangen, Mäuse schleichen sich an das Objekt der Begierde. Matthias Brock ist während der Ausstellungseröffnung anwesend. Bei der Vernissage sprechen Dr. Susanne Reichrath, Staatssekretärin im Kultusministerium, und die Kunstkritikerin Dr. Sabine Graf. Die musikalische Gestaltung übernehmen Michael Wild (Violine), Markus Schön (Klarinette) und Seiko Tsukamoto ( Klavier) mit der Uraufführung eines eigens für diese Ausstellung komponierten Stücks des Nürnberger Komponisten Uwe Strübing: "Drei KlangBilder" nach Bildern von Matthias Brock, op. 93. Daneben erklingen Werke von Alban Berg, Claude Debussy und Robert Schumann. Die Ausstellung ist geöffnet bis 26. Oktober, Dienstag bis Sonntag von 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung unter Telefon (06861) 793030.

 Brocks Bilder vereinen Früchte mit gierigen Räubern.

Brocks Bilder vereinen Früchte mit gierigen Räubern.

Zur PersonMatthias Brock ist 1962 in Bielefeld geboren und studierte an der Kunstakademie Münster, 1988 wurde er Meisterschüler, und nach dem Staatsexamen lebt und arbeitet Brock seit 1995 in Köln. Sein künstlerisches Wirken wurde mit unterschiedlichen Preisen und Stipendien ausgezeichnet. 1995 erhielt er den Kunstpreis des Landesverbandes Lippe, 1999 den Förderpreis der Darmstädter Sezession und 2000 ein Stipendium Cité des Arts, Paris. In zahlreichen Ausstellungen waren seine Arbeiten zu sehen wie 2005 im Kunstkreis Hameln und in Düsseldorf im Landtag von Nord-Rhein-Westfalen. kaw

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