Merzig Schüler übernehmen für eine Woche die Station

Merzig · Angehende Krankenpfleger haben gelernt, wie es in der Praxis zugeht. Sieben Tage lang haben sie am SHG-Klinikum eine komplette Station betreut.

 Arbeiten Hand in Hand (von rechts): Schülerin Verena Zimmer, Schwester Nicole Weis, Schülerin Katharina Graf und Schwester Sandra Schuler, stellvertretende Stationsleitung der Neurologie.

Arbeiten Hand in Hand (von rechts): Schülerin Verena Zimmer, Schwester Nicole Weis, Schülerin Katharina Graf und Schwester Sandra Schuler, stellvertretende Stationsleitung der Neurologie.

Foto: Ruppenthal

Ohne Schutzkleidung läuft bei dem Patienten, der sich mit dem gefürchteten Erreger MRSA infiziert hat, nichts. Seit Tagen liegt der Mann, bei dem die höchst ansteckenden Bakterien diagnostiziert worden sind, isoliert in einem Zimmer. Für die künftigen Krankenpfleger, die ihn betreuen, ist beim Betreten des Patientenzimmers Schutzkleidung Pflicht. Zu hoch ist die Gefahr, sich, ihre Kollegen und andere Patienten anzustecken. Haube, Kittel und Handschuhe werden übergestreift. Dann geht es ins Zimmer zur Versorgung des Patienten, um ihn mit antibakterieller Nasensalbe zu behandeln, seine Haut und Haare mit einem speziellen Mittel zu desinfizieren, für Mundpflege zu sorgen und ihm Medikamente zu verabreichen. Mit freundlichem Gesicht und aufmunternden Worten nehmen sich die künftigen Pflegekräfte sehr viel Zeit.

„Ich denke, dass wir die Isolierung in drei Tagen aufheben können“, sagt Verena Zimmer. Mit ihren Kollegen hat sie gerade die Mittagsschicht in der Station 1 der Neurologie am SHG-Klinikum übernommen – eine Aufgabe, die ihr Spaß macht, wie sie erzählt. „Auf diese Weise lernen wir, Verantwortung zu übernehmen“, kommentiert die angehende Gesundheits- und Krankpflegerin das Praxis-Projekt, bei dem 24 Schüler für eine Woche die Leitung einer Station übernehmen – 21 junge Frauen und drei Männer. Zur Frühschicht am Premieretag ist Lisa-Marie Weinmann zu Besuch gekommen. Die Praxisanleiterin, zurzeit in Mutterschutz, hatte die Idee, ein solches Projekt zu starten. Die Schüler lernen nach ihren Worten nicht nur, selbstständig zu arbeiten und Verantwortung zu übernehmen, sondern sie bereiten sich auch optimal auf ihre Abschlussprüfung vor – eine Aussage, die Celina Braun und Anika Gasper nur bestätigen können. „In dieser Woche haben wir die Möglichkeit, eigenständig zu arbeiten, wie es in der Prüfung gefordert wird. Jetzt ist im Notfall immer einer da, den wir fragen können“, verraten beide mit Blick auf Sandra Schuler, die stellvertretende Stationsleiterin, und Schwester Nicole Weis.

Für sieben Tage haben 24 Krankenpflegeschüler die Leitung der Station übernommen – mit allem, was dazugehört. Dienstplan ausarbeiten, Patienten aufnehmen, Pflegepläne erstellen und Pflegemaßnahmen dokumentieren, ärztliche Verordnungen umsetzen, mit Patienten und Angehörigen kommunizieren. Zum Arbeitsalltag auf den Stationen gehört nicht nur die Pflege am Bett, sondern auch jede Menge Bürokratie. „Sonst erhalten wir Anweisungen, dieses oder jenes zu tun“, sagt Verena Zimmer. „Dieses selbstständige Arbeiten ist eine perfekte Vorbereitung für die Prüfung.“ Zum wiederholten Male übernehmen am SHG-Klinikum Schüler der Abschlussklasse Verantwortung – in der Früh-, Mittag- und Nachtschicht.

Während Katharina Graf die Medikamente herrichtet, machen sich Verena Zimmer und Anne Schuler, die Schwester der stellvertretenden Stationsleiterin, sich für die Behandlung des Patienten im Isolierzimmer startklar. Das Ausziehen der Schutzkleidung bedarf ebenfalls besonderer Beachtung und Übung – eine Prozedur, die die jungen Leute im dritten und letzten Ausbildungsjahr gekonnt meistern und sich gegenseitig helfen.

Die Arme werden aus dem Schutzkittel gezogen, der Kittel der Länge nach mit der kontaminierten Seite nach innen gefaltet, er wird zusammengerollt – auf der nicht-kontaminierten Seite gegriffen und danach in einen Spezialeimer geworfen. Die Hände werden desinfiziert – mindestens 30 Sekunden lang.

Mit Argusaugen beobachtet Sandra Schuler die Handgriffe des Duos und nickt zufrieden. „Die Gruppe arbeitet sehr selbstständig“, lobt sie. „Ob beim Herrichten von Medikamenten, beim Lagern eines Patienten oder bei anderen Aufgaben – wir brauchen nur noch drüber zu gucken.“

Was ist gelaufen? Was steht noch an? Immens wichtige Fragen, über die sich die jungen Kollegen informierten, wenn sie die Schichtdienste übernehmen würden. Auf dem Dienstplan stehen auch Gespräche mit Angehörigen, sagt sie. „Wir haben mehr Sicherheit und Routine bekommen“, freuen sich die Schüler. Ihr Fazit fällt sehr positiv aus: „Wir haben viele neue Erfahrungen gemacht, die für die Prüfung und unseren späteren Beruf wichtig sind.“

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