Am Anfang stand ein altes Gasthaus

Merzig · Die Anfänge eines Kindergartens in Weiten gehen auf die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen zurück. Damals wurde erstmals in Weiten ein Kindergarten im ehemaligen Gasthaus Meier untergebracht.

 Der Kindergarten feiert 1956 vor dem damaligen Gasthaus Hubert Welter Fastnacht. Fotos: Kurt Petry

Der Kindergarten feiert 1956 vor dem damaligen Gasthaus Hubert Welter Fastnacht. Fotos: Kurt Petry

Die ungünstigen Umstände (Räume im zweiten Stockwerk) verlangten aber bald nach einer neuen Bleibe. Nach dem Wegzug der Familie Funk in der heutigen Hubertusstraße wurde dort ein Raum angemietet. Wie lange diese Einrichtung dort bestand, ist heute nicht mehr bekannt. Der Betreiber war damals vermutlich die Zivilgemeinde.

Nach dem Zweiten Weltkrieg besuchten die Weitener Kinder dann zunächst den Kindergarten in Freudenburg. An einem Seil aufgereiht machten sich die Kinder in Begleitung einer Erzieherin zu Fuß auf den etwa drei Kilometer langen Weg nach Freudenburg. Als Pfarrer Nikolaus Demmer 1951 in die Pfarrei St. Hubertus Weiten kam, setzte er sich sofort für einen Bau eines eigenen Kindergartens ein, obwohl die damaligen Kirchenratsmitglieder der Pfarrei dagegen waren. "Und er wird gebaut, obwohl ihr Kirchenfürsten dagegen seit", soll Demmer in einer Sonntagsmesse von der Kanzel gerufen haben.

Einweihung mit JoHo

Er erreichte schließlich, dass mit staatlicher Finanzierung ein neuer Kindergarten neben der Kirche in den Jahren 1953/54 erstellt wurde. Die feierliche Einweihung fand 1955 unter Beisein des damaligen saarländischen Ministerpräsidenten Johannes Hoffmann statt. Pfarrer Demmer erlebte diese Einweihung allerdings nicht mehr, denn er verstarb während der Fußball-Weltmeisterschaft im Juli 1954 an einem Herzanfall.

Damals galt der Kindergarten St. Hubertus Weiten als der modernste des Saarlandes, war er doch als Demonstrationsbau unter Beteiligung von Studenten der Architektur der Uni Saarbrücken mit Unterstützung des Innenministeriums gebaut worden. Schon damals besuchten ihn über 50 Kinder aus Weiten. Bei einem Brand im Januar 1975 wurde das Gebäude stark beschädigt. Dank des tatkräftigen Einsatzes des damaligen Pfarrgemeinderatsvorsitzenden, Schulrektor Philipp Kiefer, konnte der Wiederaufbau mit Erweiterung der Räume und der Außenanlagen hinter der Kirche in sehr kurzer Zeit erfolgen. Anfang der 80er Jahre kamen dann auch die Kinder aus Faha nach Weiten in den Kindergarten. Im Jahre 1984, als Weiten mit einer großen Festwoche sein 1350-jähriges Bestehen feierte , besuchten nach Informationen aus der damaligen Festschrift 50 Kinder aus Weiten und Faha den St.-Hubertus-Kindergarten. Diese Kinderzahl blieb dann über lange Jahre auch konstant.

Um die Jahrtausendwende mussten aber wegen Platzmangels und Einrichtung einer zusätzlichen Krippe drei Gruppen in Räume der ehemaligen Volksschule ausgelagert werden. Nachdem die Kirchengemeinde St. Hubertus , Eigentümerin des Kindergartengebäudes an der Kirche, nun vor einigen Jahren den Renovierungsbedarf des Gebäudes thematisiert hatte, ging es seither in sehr intensiven Gesprächen zwischen Kirchen- und Zivilgemeinde um bauliche Lösungen. Letztendlich stellte sich heraus, dass das bestehende Gebäude mit dem erkannten Sanierungsbedarf, aber auch auf Grund der Erfordernisse an ein geändertes pädagogisches Betreuungsangebot, den Ansprüchen einer zeitgemäßen Kindertagesstätte nicht mehr gerecht wurde.

Nach einer mehrjährigen und zeitweise zähen Planungsphase, bei der, wie so oft, die Frage der Projektfinanzierung eine maßgebliche Rolle spielte, wie auch Gemeinderatsmitglieder bestätigen, einigten sich schließlich Kirche, Gemeinde, Kreis und das Saarland auf ein Neubaukonzept.

Ein Multifunktionsbau sollte unter einem Dach nicht nur eine moderne Kindertagesstätte mit Kinderkrippe, sondern auch neue Räume für Weitener Vereine und die Dorfgemeinschaft bieten. Deshalb wurde von der Gemeinde das ehemalige Schulgebäude in der Luxemburger Straße abgerissen und das Architekturbüro Otmar Mohr aus Perl mit der Planung eines Neubaus für dieses Multifunktionsgebäude beauftragt.

Im März 2015 fand der Spatenstich statt. Der Neubau ging zügig voran und im Oktober 2015 wurde schon das Richtfest gefeiert. Im Juni 2016 konnte dann der Kindergarten in seine neuen Räume einziehen. In der viergruppigen Einrichtung werden insgesamt 22 Krippenkinder und 50 Tagesstättenkinder gemeinsam spielen, lernen und sich weiterentwickeln. Die Kinder haben nun ein großes Platzangebot mit sechs Gruppenräumen plus Bistro und einer geräumigen Turnhalle. Im Bistro mit Theke, das zum gemütlichen Frühstücken und Mittagessen einlädt, oder dem riesigen Atelier, das viel Raum für Kreativität bietet, halten sich die Kinder gerne auf, wie die neue Leiterin Julia Bischof verriet. Auch die anderen Räume, wie das Bauzimmer mit seinen riesigen Bauelementen, bieten den Kindern ganz andere und vielseitigere Möglichkeiten. Das Musik- und Rollenspielzimmer oder das Zimmer für Sprachen und Schrift zeigen den Kindern durch neue Anreize in Material und Ausstattung ganz andere und vielfältige Möglichkeiten auf. Was leider noch fehlt, ist ein funktionsfähiger Spielplatz, aber die Außenanlagen sind, wie man sich beim Tag der offenen Tür überzeugen konnte, in Arbeit.

22 Krippenplätze

Wie Julia Bischof weiter ausführte, ist auch das erweiterte Betreuungskonzept der Krippe, welches nun Platz für 22 Kinder in zwei Gruppen bietet, sehr gut angelaufen, die Kinder fühlten sich wohl und die pädagogischen Fachkräften begleiteten die Kleinsten sehr liebevoll und individuell bei ihren ersten Schritten in die Kita. Die jüngste Besucherin ist zur Zeit 13 Monate alt. In der neuen Einrichtung sind sechs Erzieherinnen (drei Vollzeit- und zwei Teilzeitkräfte), zwei französische Fachkräfte, zwei Hauswirtschaftsfachkräfte und zwei Praktikanten beschäftigt.

Die Trägerschaft über den St.-Hubertus-Kindergarten hat die Katholische KiTa gGmbH Saarland übernommen. Das Gesamtvolumen der Baumaßnahme beläuft sich auf 3,1 Millionen Euro, wobei 2,1 Millionen auf den Kita-Teil des Gebäudes entfallen. Diese 2,1 Millionen Euro für die KiTa wurden finanziert zu zwei Dritteln durch Zuschüsse vom Saarland, vom Bund, vom Kreis Merzig-Wadern und der Kirchengemeinde Weiten und zu einem Drittel von der Gemeinde Mettlach als Bauträger. Der Kindergarten und der Förderverein des Weitener Kindergartens unter seinem Vorsitzenden Jörg Rohles nahmen den Einzug ins neue Gebäude nun zum Anlass, einen Tag der offenen Tür und das 60-jährige Bestehen des Kindergartens zu feiern, obwohl der Kindergarten St. Hubertus Weiten bereits seit 1955, also 61 Jahre besteht.

 Die Kinder nehmen den Holzzug am neuen Kindergarten in Beschlag.

Die Kinder nehmen den Holzzug am neuen Kindergarten in Beschlag.

 Die ersten Kinder, die den Weitener Kindergarten 1955 besuchten.

Die ersten Kinder, die den Weitener Kindergarten 1955 besuchten.

Aber man wollte, wie der Vorsitzende des Fördervereins betonte, das 60-Jährige nicht mehr im "alten" Gebäude feiern. Eine gute Entscheidung, denn so konnten viele ehemalige Kindergartenkinder, heute schon im etwas gesetzteren Alter, die neuen Räumlichkeiten in Augenschein nehmen und sich vom Musikverein Weiten, den jetzigen Kindergartenkindern, der Weitener Kindertanzgruppe und von Clownin Tilotamma unterhalten lassen. Bei dieser Gelegenheit überreichte Marita Maas im Namen des zwischenzeitlich aufgelösten Pflegevereins Weiten/Faha eine Spende von 3000 Euro für den Kindergarten. Auch Agnes Maas von der Frauengemeinschaft Weiten (die übrigens für Kaffee und selbst gebackenen Kuchen sorgten) überreichte einen Scheck.

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