Afrikanische Majestät besucht FreundeMonika Hoffeld freut sich über den hohen Gast aus Togo

Merzig/Lebach. So ein echter König ist nicht alle Tage in Merzig. Schon gar keiner aus dem fernen Togo, der obendrein einen deutschen Spitznamen hat: König "Eben, eben, genau". Das sagt seine Majestät, König Togbe Michel Gafan-Segbéna II., immer, wenn ihm ein Vorschlag besonders gut gefällt

 König Togbe Michel

König Togbe Michel

Merzig/Lebach. So ein echter König ist nicht alle Tage in Merzig. Schon gar keiner aus dem fernen Togo, der obendrein einen deutschen Spitznamen hat: König "Eben, eben, genau". Das sagt seine Majestät, König Togbe Michel Gafan-Segbéna II., immer, wenn ihm ein Vorschlag besonders gut gefällt. Obwohl seine 2500 Untertanen die deutsche Sprache nicht verstehen, "Eben, eben, genau" ist ihnen bekannt. Dann sind sie sich hundertprozentig sicher, mit einer Offerte beim König von Hangoumé ins Schwarze getroffen zu haben. "Eben, eben, genau" hat König Michel, wie er sich selbst am liebsten nennt, auch erfreut geantwortet, als die Forderung nach einer neuen Grundschule in Hangoumé im Raum stand. Umgerechnet utopische 20000 Euro mussten dazu her, und König Michel verschickte, um das Geld unbürokratisch zusammenzubekommen, Briefe an Freunde. Einige Schreiben flatterten ins ferne Saarland. Dort konnte sich der Togolese auf Hilfe verlassen - für die 831 Kinder seines Dorfes. In einer alten brüchigen Hütte wurden manche von ihnen bisher unterrichtet, einige, wie beispielsweise die Waisenkinder, häufig aber auch gar nicht. Hilfsorganisationen hätten Togo zwar in der Vergangenheit unterstützt, dennoch herrsche nach wie vor große Armut, kritisiert Michel, der aus einer alten Königsfamilie stammt. "Das System der Hilfe muss neu überdacht werden, ohne größere Organisationen und Papierfluten im Hintergrund", forderte er in Merzig. Gelebte DemokratieBei den zahlreichen Spendern und Helfern, die zum Bau der Schule beigetragen hatten, bedankte sich Hoheit persönlich - mit einem "Afrikanischen Abend" in der Sparkasse. Dr. Helmut Etti, Vorsitzender der Kinderhilfe Merzig, die den Schulbau in Hangoumé finanziell unterstützte, fasste das Projekt Grundschule in einem Märchen zusammen, das König Michel mit Kindern aus Merzig an dem Abend aufführte. Dabei erfuhren die Zuschauer, dass König Michel selbst beim Schulbau demokratische Grundzüge walten ließ. Die Verwaltung der Schule hat er einem Komitee übertragen, in dem sich Dorfbewohner in ihrer Freizeit ehrenamtlich engagieren. Die Schulgebäude wurden erstmals nicht aus Argile, dem roten Lehm der afrikanischen Erde, gebaut, sondern aus Beton, damit die Häuschen bei Regen nicht davonschwimmen. Es entstanden in den vergangenen zwei Jahren sechs Schulhäuser mit je 42 Sitzplätzen samt befestigten Zuwegen und Toiletten. Die Schule trägt den Völker verbindenden Namen "école primaire de l'amitié Merzig-Hangoumé", was übersetzt "Grundschule der Freundschaft zwischen Merzig und Hangoumé" bedeutet. "Ich freue mich, hier in Merzig sein zu dürfen. Sie sind alle ganz herzlich zu einem Gegenbesuch nach Togo eingeladen", bedankte sich der sympathische König bei allen Spendern. Nur eines hatte die afrikanische Majestät in Merzig in seinem Vortrag vermissen lassen: sein legendäres "Eben, eben, genau". Lebach. König Michel fühlt sich sichtlich wohl in Lebach. Zum zweiten Mal ist er zu Besuch im Saarland. Er wohnt bei Monika Hoffeld, die nicht nur in Lebach bekannt ist durch ihr Engagement bei der Kinderhilfe Chillan. Sie hatte vor Jahren Michels Schwester beim Aufbau einer Schule in Togo unterstützt. Aus dem Kontakt zu seiner Schwester, die auch eine Woche in Lebach war, entstand eine Freundschaft zu ihrem Bruder, der nun seit vier Wochen in Lebach weilt. Unter anderem besuchte er seine Freunde (siehe nebenstehenden Artikel). König Michel bestätigt, dass er immer wieder gerne nach Lebach kommt. Monika Hoffeld unterstützt ihn, wo sie nur kann. Michel kann bei ihr wohnen, essen und sie hat für ihn die Termine, wie in Merzig, organisiert. Und das, obwohl Monika Hoffeld mit ihrem Projekt der Kinderhilfe Chillan genug zu tun hat. Aber sie freut sich, wenn sie Besuch aus Afrika bekommt. Besuch aus WeselUnd bevor der König wieder nach Togo abreist, bekam er sogar Besuch von Freunden aus Wesel. Ein Ehepaar mit seinen zwei Kindern sind extra gekommen, um ihren Freund zu sehen. Schließlich ist die Reise von Wesel nach Lebach bei weitem nicht so weit wie die Reise von Wesel nach Togo. Auch diese Familie darf bei Monika Hoffeld wohnen. Man sieht ihr an, dass sie es gerne tut. Im Übrigen war Monika Hoffeld auch schon zwei Mal in Togo und wird dort ebenso mit offenen Armen empfangen. Es wird also nicht das letzte Mal gewesen sein, dass Lebach Besuch von einem afrikanischen König, der übrigens sehr gut deutsch spricht, bekommt. ab

 Sechs solcher Schulgebäude sind mit Spenden aus dem Saarland entstanden. 328 Kinder besuchen seither den Unterricht.

Sechs solcher Schulgebäude sind mit Spenden aus dem Saarland entstanden. 328 Kinder besuchen seither den Unterricht.

 Leonhard Hoffmann, Laura Jenner, König Michel und Dr. Helmut Etti (von links nach rechts) führten in Merzig das Märchen vom "König Eben, eben, genau" auf. Fotos: Ruth Müller/Sparkasse Merzig/SZ

Leonhard Hoffmann, Laura Jenner, König Michel und Dr. Helmut Etti (von links nach rechts) führten in Merzig das Märchen vom "König Eben, eben, genau" auf. Fotos: Ruth Müller/Sparkasse Merzig/SZ

StichwortTogo liegt in Westafrika und hat 5,7 Millionen Einwohner. Bis zum Ersten Weltkrieg war das Gebiet deutsche, danach französische Kolonie. Geprägt wurde das Land 40 Jahre vom autokratisch regierenden Präsidenten Gnassingbé Eyadéma. Nach dessen Tod wurde sein Sohn Faure Gnassingbé zum Präsidenten ernannt. Internationaler Druck und Unruhen im Lande führten allmählich verfassungsgemäße Zustände herbei. König Michel arbeitet als Arzt in der Hauptstadt Lomé. Er lebte zwölf Jahre im Saarland und wurde nach seiner Rückkehr nach Togo zum König von Hangoumé gewählt, eine Art Dorfchef. Die Verbindung zu König Michel kam über Monika Hoffeld zustande, eine Lehrerin an der Blindenschule in Lebach. Hoffeld unterstützte König Michels Schwester beim Aufbau einer Blindenschule in Togo. Zudem ist Dr. Helmut Etti persönlich mit König Michel befreundet. Dank ging auch an Andrea Barbian und Otto Brill, die mit dem Förderverein des Schwemlinger Kunsthandwerkermarktes Geld für Togo zusammentrugen. mür

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort