Aderlass im Wolfs-Rudel

Merzig · Beim Handball-Oberligisten HSV Merzig-Hilbringen tut sich was: Nach dem unerwarteten Wechsel von Tamas Nemeth und Gabor Karap zum luxemburgischen Erstligisten HC Berchem kommt nicht minder überraschend gleichwertiger Ersatz von der HG Saarlouis, dem neuen Kooperationspartner.

 Zuwachs für das Rudel: Lars Pfiffer (links) und Tom Paetow von der HG Saarlouis verstärken in der neuen Saison per Zweitspielrecht die Merziger Wölfe. Foto: Rolf Ruppenthal

Zuwachs für das Rudel: Lars Pfiffer (links) und Tom Paetow von der HG Saarlouis verstärken in der neuen Saison per Zweitspielrecht die Merziger Wölfe. Foto: Rolf Ruppenthal

Foto: Rolf Ruppenthal

Die Oberliga-Handballer des HSV Merzig-Hilbringen trainieren auf Hochtouren. Vier bis sechs Mal pro Woche ackern und schwitzen die Wölfe aktuell in der Vorbereitung auf die neue Saison, die am 6. September mit dem Heimspiel-Knaller gegen die TSG Haßloch beginnt.

Dass die Saarländer auch künftig in der vierthöchsten deutschen Spielklasse mitmischen dürfen, entschied sich nach nervenaufreibendem Abstiegskampf erst kurz vor Rundenende und war Anfang des Jahres noch nicht klar. Klar schien da allerdings das Gesicht des künftigen Kaders. Ein Trugschluss, wie sich nun herausstellte. "Wir haben im Januar und Februar mit der Mannschaft gesprochen und von allen Spielern Zusagen bekommen, auch von Gabor Karap und Tamas Nemeth", erinnert sich Jens Peter Schlingmann an gegebene Versprechen.

Der Lockruf des Geldes

Heute ist der HSV-Vorsitzende auf die 20 und 24 Jahre alten Ungarn sauer, denn sie brachen ihr Wort. Beim luxemburgischen Erstligisten HC Berchem werden die Rückraumspieler als Neuzugänge gefeiert, in das HSV-Aufgebot rissen ihre fluchtartigen Abgänge hingegen Lücken. Der Ärger des HSV-Bosses ist somit verständlich. "Für mich ist es eine Frage des Charakters, Zusagen einzuhalten. Der Verein hat sich an alle Vereinbarungen gehalten, sei es bei der Beschaffung von Arbeitsplätzen oder Wohnungen. Wenn ich mein Wort gebe, dann stehe ich dazu", sagt Schlingmann. Doch das finanzielle Angebot aus dem Großherzogtum war für die jungen Spieler zu verlockend. Sein Verein hätte da nicht mithalten können und wollen, betont der HSV-Vorsitzende.

Die Entscheidung der Ungarn sei enttäuschend gewesen - und der Zeitpunkt mehr als unglücklich. "Sie haben uns erst Anfang Juni zum Auftakt der Vorbereitung über mögliche Wechselwünsche informiert. In Bezug auf unsere Kaderplanung war dies eine Katastrophe", wettert Schlingmann. Endgültige Klarheit sorgte kurz darauf eine von den Ungarn gemeinsam verfasste SMS. Ungefährer Wortlaut: "Wir wollen die Chance unseres Lebens nutzen."

Mit den Neuzugängen Marius Merziger, Lucian Scheid, Norbert Petö und Christian Jung hatte sich der HSV mit jungen Spielern bereits gut verstärkt. Trotzdem musste der Klub auf den unerwarteten Aderlass reagieren und tat es ziemlich schnell. Ergänzt wird das HSV-Team mit den Rückraumspielern Tom Paetow und Lars Pfiffer. Beide spielten zuvor in der A-Jugend sowie der Saarlandliga-Mannschaft der HG Saarlouis , dem frischgebackenen Kooperationspartner des HSV (siehe Hintergrund). Die Position von Linkshänder Karap im rechten Rückraum ist noch nicht besetzt. "Wir sondieren den Markt eifrig und es laufen Verhandlungen. Wir hoffen, bald adäquaten Ersatz zu finden", sagt Jens-Peter Schlingmann und wirkt dabei ziemlich optimistisch.

Zum Thema:

Hintergrund Die saarländischen Handball-Hochburgen HSV Merzig-Hilbringen und HG Saarlouis wollen enger zusammenarbeiten. Der HSV-Vorsitzende Jens Peter Schlingmann und HSV-Trainer Marcus Simowski sowie HG-Manager Richard Jungmann und HG-Jugendleiter Klaus Ecker vereinbarten eine Kooperation, die besonders die Anschlussförderung der Jugendlichen beim Übergang in den Aktiven-Bereich zum Ziel hat. Erster Schritt: Die mit einem Zweitspielrecht ausgestatteten HG-Talente Lars Pfiffer und Tom Paetow werden künftig das Merziger Team verstärken und in der Oberliga Erfahrungen sammeln. Schlingmann: "Wir sind froh über diese Unterstützung, weil uns nach der Trennung vom TuS Brotdorf im Aktiven-Bereich und dem plötzlichen Wechsel der Ungarn ein gewisser Unterbau fehlte. Die Saarlouiser Talente können bei uns in einer starken Liga Spielpraxis sammeln für vielleicht höhere Aufgaben. Beide Vereine werden von dieser Partnerschaft profitieren." ros

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort