Abschied mit etwas Wehmut

Merzig · In der 45-jährigen Geschichte von „Jugend trainiert für Olympia“ ist das Peter-Wust-Gymnasium bei den Berliner Bundesfinals seit langen Jahren Dauergast. Etliche Kapitel der Merziger Erfolgsstory schrieb Sportlehrerin Gabriela Husung mit, die nun Abschied nimmt.

 Gabriela Husung in ihrem Metier: Jahrzehntelang war die Sporthalle des PWG ihr Arbeitsplatz. Im Januar wird die Sportlehrerin nach 40 Jahren am Peter-Wust-Gymnasium aufhören. Foto: Ruppenthal

Gabriela Husung in ihrem Metier: Jahrzehntelang war die Sporthalle des PWG ihr Arbeitsplatz. Im Januar wird die Sportlehrerin nach 40 Jahren am Peter-Wust-Gymnasium aufhören. Foto: Ruppenthal

Foto: Ruppenthal

Sie hat viel erlebt in Berlin . Doch wenn Gabriela Husung in ihren Erinnerungen kramt, fällt ihr ein Jahr sofort ein: Vor 25 Jahren, nur wenige Wochen vor der Maueröffnung, erlebte sie einen der schönsten Momente ihrer beruflichen Karriere: Die Sportlehrerin des Merziger Peter-Wust-Gymnasiums (PWG) reiste mit ihren Teams zum Bundesfinals von "Jugend trainiert für Olympia" (JTFO). "Wir waren mit vier Leichtathletik-Teams da und wollten mit den Mädchen nach dem zweiten Platz im Vorjahr Bundessieger werden. Am Ende wurden wir Dritter", sinniert die 62 Jahre alte Pädagogin und sieht in Gedanken die alten Bilder: Silber 1988 war ihr größter, Bronze 1989 der vielleicht emotionalste Erfolg. "Wir haben wie immer das Brandenburger Tor besucht. Die Mauer stand ja noch", erzählt Husung vom unvergessenen Berlin-Trip im historischen Herbst 1989. "Vom Umbruch spürte man noch nichts. Aber wenige Wochen später war die Grenze offen." Dort, wo sie mit ihrer Mannschaft noch Bilder von der Mauer gemacht hat, lagen sich die Menschen in den Armen.
Heutige Ministerin holt Bronze

 Abschied aus Berlin: Gabriela Husung (hinten rechts) bei ihrem letzten Bundesfinale 2014. Fotos: Husung (2), Ruppenthal

Abschied aus Berlin: Gabriela Husung (hinten rechts) bei ihrem letzten Bundesfinale 2014. Fotos: Husung (2), Ruppenthal

 Die Leichtathletik-Mädchen des PWG holten 1989 Bronze.

Die Leichtathletik-Mädchen des PWG holten 1989 Bronze.

35 Mal war Husung mit PWG-Teams in der Hauptstadt. Seit 1969 nahm ihre Schule mit 49 Leichtathletik-, 24 Skilanglauf-, elf Tischtennis-, vier Handball-, drei Volleyball-Mannschaften und einer Judo-Riege an den Bundesfinals teil. Eine Erfolgsgeschichte, an der Husung kräftig mitschrieb.

Neue Kapitel wird sie nicht mehr beisteuern, im Januar wird sie in Pension gehen. Mit gemischten Gefühlen. "Ich bin gerne Lehrerin. Die Kinder liegen mir am Herzen. Aber es gibt auch gesundheitliche Baustellen", seufzt die Frau, die ihr Hobby zum Beruf gemacht hat.

Sport hat ihr Leben schon immer bestimmt. Bereits nach dem ersten Turn-Training wollte die damals Fünfjährige Sportlehrerin werden. Mit zwölf Jahren wechselte sie zur Leichtathletik. Über 800 Meter und im Mehrkampf räumte sie Pokale ab. Später, in den "Dreißigern", lief sie Marathons. Zwischendurch spielte die begeisterte Skilangläuferin auch Volleyball beim TV Saarlouis .

Seit sie 1974 am PWG die Stelle antrat, betreute sie dort auch Tischtennis-, Volleyball-, und Skilanglauf-Gruppen nd heimste mit ihnen mehrere JTFO-Final-Tickets ein. Seit 36 Jahren leitet Husung an der Schule auch die Tanzgruppe, die in der Region viele Auftritte hat. "Die Tanzgruppe hat für mich den gleichen Stellenwert", betont die Allrounderin.

Die meisten Berlin-Starts erreichte Husung mit Teams aus ihrer Kernsportart. Saarländische Leichtathletik-Größen wie Langstrecken-Ass Raphael Schäfer oder Kugelstoßerin Anke Moos halfen mit. Letztere heißt jetzt Rehlinger, ist saarländische Wirtschaftsministerin und hält mit 16,03 Metern immer noch den Landesrekord.

Moos stand auch im Aufgebot, das 1988 Silber und 1989 Bronze holte. "Anke hatte ich damals der Tischtennis-Gruppe abgeluchst", verrät Husung grinsend. Auch ZDF-Sportmoderatorin Anja Fröhlich (800-Meter-Staffel), Lara Latz (DM-Gold Siebenkampf W 14), Sprinter Jonas Lotz, Silvana Thinnes (DM-Bronze U16, Hürden) oder Stella Clemens (DM-Gold Hallen-Mehrkampf, U18) liefen unter Husungs Fittichen in Berlin zur Höchstform auf. "Der sechste Platz der Mädchen 2011 mit Stella und Silvana war sportlich am hochwertigsten", sagt Husung, die die PWG-Leichtathleten heute mit ihrem Kollegen Michael Berndt betreut. Der finale Coup gelang im November. Mit den Tischtennis-Spielerinnen gewann sie den Landesentscheid gegen das Gymnasium am Stefansberg (wir berichteten).

Im Mai wird die Mannschaft zum Finale nach Berlin fahren. "Dann leider ohne mich", schluckt Husung kurz, dann lächelt sie: "Die Mädels haben mir noch einmal eine große Freude gemacht. Es ist das schönste Abschiedsgeschenk."

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