Aale beobachten und schützen

Merzig · Im Saarland wird ein Stück Aalschutz-Geschichte geschrieben: Umweltminister Jost und Hans Bünting, RWE-Vorstand für Erneuerbare Energien, unterzeichneten nun ein entsprechendes Abkommen in Merzig.

 Aalschutz praktisch: Umweltminister Jost (Mitte), Hans Bünting (l.) und Sebastian Hoffmann entleeren die Reusen. Foto: Ruppenthal

Aalschutz praktisch: Umweltminister Jost (Mitte), Hans Bünting (l.) und Sebastian Hoffmann entleeren die Reusen. Foto: Ruppenthal

Foto: Ruppenthal

Es klingt paradox, aber zukünftig werden Aale aus der Saar gefischt, um sie zu schützen. Umweltminister Reinhold Jost und Hans Bünting, Vorstand Erneuerbare Energien bei "innogy SE", dem "grünen Zweig" der RWE, machten es vor. Bei Merzig fischten sie am Freitag jede Menge beeindruckend großer Aale mittels Reusen aus der Saar, um sie nach genauer Registrierung aller relevanter Daten per "Shuttle-Service" nach Linz am Rhein zu transportieren und auszusetzen. Von dort können sie ihre weite Reise in die Sargasso-See bei den Bahamas fortsetzen, wo sie sich fortpflanzen und dann sterben.

Chance auf Fortpflanzung

Wie der Präsident des Fischereiverbandes Saar Andreas Schneiderlöchner bei der Unterzeichnung einer Aalschutzkooperation zwischen dem Saarland und der innogy SE auf dem historischen Treidelschiff Anna-Leonie im Merziger Yachthafen erklärte, hätten die geschlechtsreifen Aale ansonsten keine Chance, sich fortpflanzen zu können. In den letzten neun Jahren hat der Fischereiverband Saar alljährlich rund 14 000 Jungaale in der Saar ausgesetzt.

Sebastian Hoffmann, Diplom-Biologe des Fischereiverbandes Saar, stellte noch einmal den komplexen Fortpflanzungszyklus des Aals vor. Der, einst Massenfischart, ist heute vom Aussterben bedroht. Warum die Aale die weite Reise aus den Flüssen quer durch den Atlantik bis hin zur Sargasso-See antreten, um sich nur dort vor Mittelamerika zu paaren, fortzupflanzen und dann zu sterben, ist nicht geklärt. Die Aallarven treten dann den Rückweg in Richtung Europa an, um über Glas-, Gelb- und Blankaal den gleichen Entwicklungs- und Wanderzyklus zu durchlaufen. Überfischung, Krankheiten, Querverbau, neuerdings auch die Turbinen von Wasserkraftwerken haben die Aalbestände inzwischen erheblich dezimiert und die einstige Massenfischart auf die "Rote Liste" der vom Aussterben bedrohten Tierarten katapultiert.

Bedrohung durch Wasserbau

Wie Hans Bünting in Merzig betonte, wolle die innogy SE als wichtiger Produzent von klimafreundlichen Strom durch Wasserkraft den Einfluss auf die Umwelt dabei so gering wie möglich halten. Mittels an vielen Stellen umgesetzter pragmatischer und wirkungsvoller Maßnahmen soll der Tod von Aalen in Wasserturbinen verhindert werden. Die innogy SE betreibt an der Saar vier Wasserkraftwerke und fördert in vielerlei Form bundesweit unterschiedliche Fischschutzprojekte. Umweltminister Jost wertete die jetzt unterzeichnete Aalschutzinitiative als einen wichtigen Beitrag zum Arten- und Tierschutz.

Wichtige Erkenntnisse

Wie Hoffmann erklärte, zeigten die Erkenntnisse der letzten Wochen sehr positive Ergebnisse. Das mache deutlich, dass man auf dem richtigen Weg sei. Die große Anzahl von gefangenen Blankaalen, wenig Beifänge und so gut wie keine Schäden durch die Reusen wiesen eine hohe Effizienz aus. Da alle Daten exakt erfasst und protokolliert werden, erhofft man sich weitere wichtige Erkenntnisse über die Aalwanderungen und den Aalschutz.

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