50 Jahre Behördensitz in der Wilhelmstraße

Herr Kockler, seit wann gibt es in Merzig ein Amtsgericht? Kockler: Seit 1879. Das Amtsgericht hat das Friedensgericht abgelöst, das seit 1798 bestand. Damit gibt es jetzt in Merzig seit genau 210 Jahren ununterbrochen ein Gericht. Das Dienstgebäude in der Wilhelmstraße 2 wird jetzt 50 Jahre alt

 Das Merziger Dienstgebäude gehört zu den moderneren im Land. Foto: SZ

Das Merziger Dienstgebäude gehört zu den moderneren im Land. Foto: SZ

Herr Kockler, seit wann gibt es in Merzig ein Amtsgericht? Kockler: Seit 1879. Das Amtsgericht hat das Friedensgericht abgelöst, das seit 1798 bestand. Damit gibt es jetzt in Merzig seit genau 210 Jahren ununterbrochen ein Gericht. Das Dienstgebäude in der Wilhelmstraße 2 wird jetzt 50 Jahre alt. Was gibt es zu feiern? Kockler: Die erstmalige Unterbringung in einem landeseigenen Gebäude. Vorher war das Amtsgericht Merzig immer nur in anderen Gebäuden ansässig. Außerdem ist hier eine zweite Behörde, das Katasteramt, untergebracht. Warum dies? Kockler: Das ist bürgerfreundlich. So etwas gab es und gibt es nirgendwo anders im Saarland. Vom Grundbuch- bis zum Katasteramt kann man bei uns im Haus alles einsehen. Was zeichnet das Gebäude besonders aus? Kockler: Es ist ein relativ neues Justizgebäude. Die im Land sind weitaus älter; sie wurden teilweise am Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut. Weil unser Gebäude vergleichsweise modern ist, hatten wir es bei der Umstellung auf EDV wesentlich einfacher. Wofür genau ist Ihr Amtsgericht zuständig? Kockler: Das Amtsgericht ist ein Gericht der ersten Instanz. Behandelt werden Zivilsachen bis zu einem Streitwert von 5000 Euro, Strafsachen bis zu einer Freiheitsstrafe von vier Jahren und Familienangelegenheiten. Für die gibt es keine Beschränkungen. Außerdem kümmern wir uns um Betreuungsverfahren, Erbsachen, Zwangsvollstreckungen und Versteigerungen. Unter unserem Dach befindet sich auch die Grundbucheinsichtsstelle. Wie viele Fälle wurden im vergangenen Jahr behandelt? Kockler: 2007 waren es 1585 Zivilverfahren, 858 Familiensachen, 741 Strafsachen, 198 Jugendstrafsachen und 289 Bußgeldverfahren. Mit wie vielen Mitarbeitern bewältigen Sie das Pensum? Kockler: Mit den Gerichtsvollziehern sind es derzeit 61.Was war Ihr bislang lustigster Fall? Kockler: Anfang der 1990er Jahre hatte ein uns bekannter Kunde versucht, bei Hela, dort, wo heute Kaufland ist, einzubrechen. Zwar ist es ihm gelungen, die Schiebetüren aufzudrücken, aber sie ging wieder zu. Der Einbrecher blieb dazwischen stecken - bis der Hausmeister ihn fand. Kurz davor hatte er schon einmal versucht, in ein Haus einzusteigen. Übers Dach. Allerdings war das aus Glas und brach ein. Zwei Versuche innerhalb kürzester Zeit also, die absolut misslangen. Wo steht das Amtsgericht Merzig 2058? Kockler: Wir wissen nicht, ob es das Amtsgericht Merzig 2058 noch gibt. Mit dem Rückgang der Bevölkerungszahlen müssen auch wir uns die Frage gefallen lassen, ob eine Zentralisierung notwendig wird. Das 50-jährige Bestehen soll am Freitag, 12. September, ab 13 Uhr mit einem Tag der offenen Tür begangen werden. Was steht auf dem Programm? Kockler: Im Erdgeschoss ist eine Ausstellung aufgebaut, die die Geschichte und die aktuelle Arbeit des Amtes widerspiegelt. An Ständen informieren Mitarbeiter darüber, wie etwa ein Betreuungsverfahren eingeleitet wird oder wo man einen Erbschein bekommt. Außerdem stellt das Katasteramt moderne Vermessungsmethoden vor. Wer möchte, kann mit digitalen Messgeräten sogar seine Körpergröße ermitteln lassen. Außerdem hat sich das Katasteramt einen Gag einfallen lassen. Es soll der Merzig-Waderner Fuß als neues Längenmaß ermittelt werden. Und das geht wie? Kockler: Zehn Promis aus dem Landkreis stellen sich nebeneinander auf, die Länge der Reihe wird von Fußspitze zu Fußspitze gemessen und durch zehn geteilt.

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