300 Jahre Schulgeschichte auf dem Bietzerberg

Bietzen. Grund zum Feiern hatte der Heimatkundliche Verein Bietzerberg eigentlich nicht mit bei seiner Fotoausstellung in der Grundschule in Bietzen am Wochenende. Weil die Schule nur noch als auslaufende Dependance der Merziger Kreuzbergschule geführt wird, endet zu Beginn der Sommerferien eine 300 Jahre alte Dorfschultradition auf dem Bietzerberg

 Harlingens Ortsvorsteherin Christa Berg (Mitte) beim Rundgang durch die Ausstellung. Foto: Ruth Müller

Harlingens Ortsvorsteherin Christa Berg (Mitte) beim Rundgang durch die Ausstellung. Foto: Ruth Müller

Bietzen. Grund zum Feiern hatte der Heimatkundliche Verein Bietzerberg eigentlich nicht mit bei seiner Fotoausstellung in der Grundschule in Bietzen am Wochenende. Weil die Schule nur noch als auslaufende Dependance der Merziger Kreuzbergschule geführt wird, endet zu Beginn der Sommerferien eine 300 Jahre alte Dorfschultradition auf dem Bietzerberg. Daran wollten die Heimatkundler jetzt mit ihrer Fotoausstellung erinnern. "Das Aus auf dem Bietzerberg wäre möglicherweise schon früher gekommen. Hätten sich die Menninger 1972 nicht für eine gemeinsame Grundschule in Bietzen entschieden, wären schon damals alle drei Schulen auf den Bietzerberg aufgelöst worden", erinnerte sich der Vereinsvorsitzende Hubert Kerwer zurück. Auch Harlingen hatte seine Schule 1970 nach nur zehnjährigen Betrieb wieder geschlossen. Biografien der Lehrer, erste Zeugnisse schulischen Lebens und viele Klassenfotos mit gut gelaunten Schülern präsentierte die Ausstellung jetzt nochmals zum Schluss, und bei manchen der Gästen kam schon ein wenig Wehmut auf beim Blick auf die Erinnerungen aus der eigenen Kindheit. "Ist das nicht", ein Satz, der beim Rundgang durch die Ausstellung öfters zu hören war. Und selbst Hubert Kerwer musste bei manchem Foto mehr als ein Mal hinsehen, um den ein oder anderem "Bietzerberger" zu identifizieren. Uwe Jockers, Projektleiter der Ausstellung, erhielt von den Gästen viel Lob für seine monatelange Arbeit im Hintergrund. Die Fotoausstellung ging dank der Recherchen ganz weit in die Schulhistorie zurück. Die Besucher erfuhren beispielsweise, dass der erste Schulmeister in Bietzen Johannes Bitano hieß und von 1695 bis 1710 unterrichtete. In Menningen stand 1842 das erste Schulgebäude, in Harlingen gab es 1817 erstmals Unterricht in Vollzeitform. Die Schulschließung selbst hatten die Ortsvorsteher des Bietzerbergs unterschiedlich bewertet. "Sie hat starke Emotionen hervorgerufen", kommentierte die Menninger Ortsvorsteherin Rosi Gruhn die Entscheidung des Kultusministeriums. Ihr Bietzener Kollege Manfred Klein hätte die Schule zwar lieber gerne weiter im Ort gesehen, hieß die private Schule, die jetzt in das Bietzner Schulgebäude einzieht, herzlich willkommen, gab aber zu bedenken, dass sie kein Ersatz für die Dorfschule sei. Deutliche Worte kamen von OB Alfons Lauer. Er kritisierte, dass auf der einen Seite eine Schule geschlossen werde und dann der Staat auf der anderen Seite eine Privatschule finanziere. mür

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