Geistlicher Besuch in Merzig Bischof Ackermann zu Gast bei Josefswallfahrt

Merzig · 150 Pilgerinnen und Pilger besuchten am vergangenen Samstag den Festgottesdienst mit Bischof Ackermann in Merzig.

 Bischof Stephan Ackermann feiert mit 150 Pilgerinnen und Pilgern in der Pfarrkirche St. Josef die Josefswallfahrt.

Bischof Stephan Ackermann feiert mit 150 Pilgerinnen und Pilgern in der Pfarrkirche St. Josef die Josefswallfahrt.

Foto: Ute Kirch/Bistum Trier

Wie kann der heilige Josef uns Menschen des 21. Jahrhunderts angesichts der heutigen Krisen und Nöte ein Vorbild sein? Diese Frage stand im Zentrum der Predigt des Trierer Bischofs Stephan Ackermann am Samstag, 19. März, dem Hochfest des heiligen Josef, in der Merziger Pfarrkirche St. Josef. 150 Pilgerinnen und Pilger – mehr waren aufgrund der geltenden Corona-Beschränkungen nicht erlaubt – besuchten den Festgottesdienst anlässlich der traditionellen Merziger Josefswallfahrt, die zum zweiten Mal in Folge wegen der Pandemie nur in kleinerem Rahmen stattfinden konnte.

„Wir verstehen den heiligen Josef als Mann für die Krisenzeiten“, sagte Ackermann. Er habe Maria in einer schwierigen Situation geholfen, das Kind zur Welt zu bringen, und sie und das Kind vor der Verfolgung und Gewalt durch König Herodes gerettet. „Wir können nicht daran vorbei, heute ihm die Krisen unserer Zeit vorzutragen.“ So seien die Coronakrise, die Krise der Kirche und die Flüchtlingskrisen Nöte unserer Zeit, zu denen uns das Leben Josefs etwas zu sagen habe.

„Gerade die Corona-Pandemie zeigt uns, wie sehr wir mit unseren Gesellschaften von gewöhnlichen Menschen leben, die gewöhnlich leicht übersehen werden“, sagte Ackermann. Ob in der Pflege, der Betreuung, bei der Versorgung der Menschen in Geschäften und Supermärkten. Sie könnten sich in der Gestalt des Zimmermanns Josef wiederfinden, der Gottes Auftrag annahm und einen wesentlichen Beitrag für die Heilsgeschichte leistete.

 Josefsstatue in der Pfarrkirche St. Josef in Merzig

Josefsstatue in der Pfarrkirche St. Josef in Merzig

Foto: Ute Kirch/Bistum Trier

Die gegenwärtige Krise der Kirche liege zum einen in der säkularen Welt, die sich frage, ob es überhaupt Gott brauche, aber auch an Menschen, vor allem Amtsträgern, die die Verantwortung, die ihnen übertragen wurde, missbraucht hätten, zitiert das Bistum Ackermann in einer Pressemitteilung. Das Leben des heiligen Josef sei hier das Gegenbild: Josef habe Verantwortung übernommen mit dem Bewusstsein, dass ihm etwas anvertraut ist, das ihm nicht selbst gehört und das ihn übersteigt. „Das muss auch allen in der Kirche bewusst sein, vor allem denen, die ein Amt haben: Wir sind Verwalter etwas viel Größeren, wir haben es zu tun mit Ehrfurcht und Respekt vor Gott und den Menschen“, sagte Ackermann.

In den Flüchtlingskrisen von 2015 und der aktuellen angesichts des Krieges in der Ukraine hätten sich Familien auf die Flucht begeben. Die Fluchterfahrung habe auch Josef als junger Familienvater mit Maria und dem Kind am eigenen Leib erfahren. „Wir können nur im Ungefähren erahnen, was das bedeutet an Schmerz, Leid und Traumatisierung, dass Familien so auseinandergerissen werden. Wir können nur die Fürsprache des heiligen Josef anrufen, dass diese Familien wieder zusammenfinden. Dass ihnen Zukunft geschenkt wird. Das ist eine besondere Bitte dieser Wallfahrt“, betete der Bischof. Er versprach: „Wenn ich wieder eingeladen werde, komme ich sehr gerne wieder zu Ihnen nach Merzig!“

Die Verehrung des heiligen Josef hat in Merzig eine lange Tradition: 1677 wurde in Merzig die Josefskapelle errichtet. „Merziger Bürger hatten sie zum Dank nach dem überstandenen Krieg und zum Dank nach überstandenen Plünderungen und Brandschatzungen im Saartal gestiftet“, berichtet Pfarrer Bernd Schneider. 166 Jahre später wurde die Kapelle eine Wallfahrtsstätte.

Am 19. März 1843 betete der sogenannte krumme Nekla in der Kapelle und wurde auf wundersame Weise von seinen Leiden geheilt. „Dieser Nekla wurde ein aufrecht Gehender, ein gesunder, frommer Mensch, der noch Jahrzehnte hier in Merzig lebte“, sagte Schneider. Seit 1844 kamen jedes Jahr tausende Pilgerinnen und Pilger zum Josefstag nach Merzig mit Ausnahme der Jahre 1940, 1944 und 2020.

Viele Pilgerinnen und Pilger kamen zur Festandacht um 14 Uhr in die Pfarrkirche und machten sich ab 15 Uhr auf den Weg zur alten Josefskapelle (Gabelung Trierer Straße und Waldstraße), um dort zu beten. Einen Kreuzweg von der Josefskapelle an die Kreuzbergkapelle hoch über Merzig bildete den Abschluss des Wallfahrtstages. Die Gottesdienste wurden musikalisch gestaltet von Organist und Chorleiter Jürgen Diedrich sowie dem Chor der Pfarreiengemeinschaft.

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