Nach dem Plan der Sanierer des Krankenhauses, das finanziell schwer angeschlagen ist, sollen in der Abteilung in Merzig vorübergehend 20 Betten für leichte Fälle bereit gehalten werden. Die schwerwiegenderen sollen in Völklingen behandelt werden. Der Gedanke, dass diese Abteilung verkleinert werden soll, kritisiert der langjährige Chefarzt der Psychiatrie aufs Schärfste: „Gerade diese Patienten brauchen feste Bezugspersonen und ihre gewohnte Umgebung. Sie da rauszureißen, ist eine Sünde“, sagt Werner. „Man darf gerade diese Patienten nicht aussondern“, fordert der Vater der Psychiatriereform. „Die Patienten müssen in ihren Gemeinden wohnortnah versorgt werden“, fordern er sowie Gruhn und Schmitt unter dem Beifall ihrer Zuhörer. „Dazu ist für psychisch kranke Menschen in Wohnortnähe ein vielfältiges Hilfsangebot vorzuhalten – stationär, teilstationär und ambulant. Das ist unser gemeinschaftlicher Auftrag.“ Einer Pflanze tut es nach Ansicht des 83-jährigen Mediziners gar nicht gut, wenn sie auf einen anderen Platz gesetzt wird – viel weniger noch einem Patienten „mit einer solchen Krankheit“. Er nennt es eine Katastrophe, die Menschen auf zwei Orte zu verteilen – Merzig und Völklingen.

Vor wenigen Monaten hatte Werner für sein Konzept, psychisch kranke Menschen wohnortnah zu versorgen, das Bundesverdienstkreuz erhalten. Er hatte dafür gesorgt, dass für die psychiatrische Versorgung der Betroffenen in jedem Landkreis eine Fachabteilung eingerichtet wurde – begleitet von ambulanten Einrichtungen. Wenige Stunden vor der Demo war er in Neustadt an der Weinstraße vom Paritätischen Wohlfahrtsverband mit der goldenen Ehrennadel ausgezeichnet worden. „Diese Resonanz auf unseren Aufruf ist mehr wert als Auszeichnungen“, strahlt er mit Blick auf die rund 200 Teilnehmer der Menschenkette.

Derweil treibt seine Mitstreiterin Rosi Gruhn eine andere Frage um: „Warum werden die Fehler eines Managements auf dem Rücken der Schwächsten ausgetragen? Warum werden nicht Ross und Reiter genannt?“, moniert sie mit Blick auf die vielen Honorarärzte, die in Merzig Dienst verrichten. Nach den Worten des Generalhandlungsbevollmächtigten Jens Lieser ist das Merziger Klinikum in der Psychiatrie in großem Maß auf nicht fest angestellte Kräfte angewiesen sind. Sie würden über Personaldienstleister zugekauft und seien kostenträchtig. Die Summe bezifferte er auf 1,5 Millionen Euro im Jahr. Die personellen Lücken müssten nun geschlossen werden, was nicht kurzfristig gelingen könne. Die Zusage von Rechtsanwalt Lieser, dass die Psychiatrie in die Kreisstadt zurückverlegt werden soll, sobald diese sich stabilisiert habe, sehen Werner, Schmitt und Gruhn skeptisch und nennen das Angebot eine „Light-Version“. Mit der Demo kommt nach Ansicht von Mediziner Thomas Rehlinger von der Kassenärztlichen Vereinigung endlich Bewegung in die Sache.

Kritik am Ausdünnen der Psychiatrie üben auch Mitarbeiter der Abteilung. Es sei nicht richtig, von 40 Betten zu sprechen. Im Notfall könne man diese auf 70 aufstocken. Nach der ersten Ankündigung der Sanierer Mitte Oktober, die Psychiatrie temporär nach Völklingen auszulagern, habe man 60 Patienten gezählt. „Polizei und Rettungsdiensten, ohnehin überlastet, mutet man zu, Patienten bis Völklingen zu fahren – eine Strapaze, unter der die Betroffenen leiden“, sind sich die Pfleger einig.