Rückblick auf ein politisches Lebenswerk 50 Jahre voller Expansion und Fortschritt

Losheim am See · Vor einem halben Jahrhundert begann die dynamische Entwicklung der Gemeinde Losheim am See – und sie ist insbesondere mit einem Namen verbunden: Raimund Jakobs, 20 Jahre Bürgermeister der Stausee-Kommune.

 Raimund Jacobs

Raimund Jacobs

Foto: Ute Keil

Vor einem halben Jahrhundert begann ein eher unscheinbarer Marktflecken im Hochwald mit einer Entwicklung, die damals niemand für möglich gehalten hätte, und die auch in der Gegenwart mit voller Kraft weiter voranschreitet. Den Anstoß dazu gab ein Mann, der 1968 zum ehrenamtlichen Bürgermeister von Losheim gewählt worden war. Parteiübergreifend hatten sich 21 von 23 Ratsmännern für Raimund Jakobs entschieden, und sie sollten dieses Votum nicht bereuen.

Jakobs, von 1970 bis 73 hauptberuflicher Amtsvorsteher und nach der Gebietsreform im Jahre 1974 Bürgermeister der neuen Großgemeinde Losheim, stürzte sich mit Feuereifer in die Arbeit. „Sowohl im Gemeinderat als auch bei der Bevölkerung gab es ein spürbares Bestreben, Losheim aus dem Windschatten der Entwicklung im Saartal herauszuholen“, erzählt der heute 91-jährige Altbürgermeister.

Also begann man mit einer Reihe von Maßnahmen zur Strukturverbesserung, um die Wirtschaft anzukurbeln und die der Gemeinde innewohnenden Ressourcen zu mobilisieren. Einer der ersten Schritte war die Erschließung von Industrie- und Gewerbegebieten. Ausgehend von Losheim-Süd I umfasst das Gelände heute 27 Hektar, und im Laufe der vergangenen fünf Jahrzehnte haben sich zahlreiche Firmen hier niedergelassen und beleben die Wirtschaft mit ihren Produkten und Dienstleistungen. Parallel dazu wurde die Baulanderschließung vorangetrieben. Es gab 20 Bebauungspläne, aus denen mehr als 1000 neue Wohnhäuser resultierten.

Weitere wichtige Sektoren waren die Bereiche Schule, Bildung und Kultur. Im September 1969 nahm die Realschule ihren Betrieb auf, „zwar vom Landkreis gebaut, aber von der Gemeinde zäh erkämpft“, wie Jakobs schmunzelnd berichtet. Etwas zäh zu erkämpfen, war ohnehin eine seiner Spezialitäten. Er fuhr oft nach Saarbrücken und trat den übergeordneten Gremien so lange auf die Füße, bis er für seine Gemeinde erreicht hatte, was er erreichen wollte. Heute lobt er die Bereitschaft von Kreis und Land, viele Projekte mitgetragen und mit finanziert zu haben, die aus der eigenen Haushaltskasse niemals hätten bezahlt werden können.

So wurden im Laufe der Jahre die Schulen in Bachem und Wahlen ausgebaut, es entstanden neue Kindergärten in Losheim, Britten und Niederlosheim, ein Stadion in Losheim und neue Sportplätze in Hausbach, Mitlosheim, Niederlosheim, Rimlingen, Rissenthal, Wahlen und Waldhölzbach. 1970/71 wurde der Saalbau geschaffen, vor Inbetriebnahme der Eisenbahnhalle das Zentrum der kulturellen Veranstaltungen im Kernort.

Alte Schulen wurden zu Bürgerhäusern umgebaut, so geschehen in Hausbach, Mitlosheim, Rissenthal und Scheiden, vielerorts gab es neue Sporthallen wie die Dr.-Röder-Halle im Kernort oder die Mehrzweckhallen in Wahlen, Britten, Niederlosheim und Rimlingen. In Bergen und Waldhölzbach entstanden sogar komplett neue Bürgerhäuser.

„Es soll nun auf keinen Fall so aussehen, als hätte ich das alles alleine gemacht“, gibt Jakobs sich bescheiden. Er lobt die Tatkraft und Einsatzbereitschaft von Gemeinderat und Ortsräten, aber auch die Aufgeschlossenheit der Bürger, wenn es um den Ankauf von Landflächen ging oder auch um eigene Beiträge zur Verschönerung des Ortsbildes.

Raimund Jakobs war 22 Jahre lang im Amt. Als er 1990 sein Büro räumte, hinterließ er seinen Nachfolgern ein gut bestelltes Feld. Es geschahen in seiner Amtszeit auch viele Dinge, die von der Öffentlichkeit nicht unmittelbar wahrgenommen wurden. Dazu gehört vor allem die Ver- und Entsorgung. Das Losheimer Wasserwerk bezieht sein qualitativ sehr hochwertiges Wasser aus Tiefenbohrungen und verteilt es über zwei Hochbehälter an alle Ortsteile. Alle Abwässer der Gemeinde passieren eine Kläranlage.

Eine Gemeinde zu verwalten ist schon eine große Herausforderung, wenn alles glatt läuft, aber auch Losheim blieb nicht von Rückschlägen verschont. 1985 schloss die Fertigbaufirma Streif ihre Tore und mit einem Schlag verloren rund 1000 Menschen ihre Arbeit. Da war es ein Glück, dass durch den noch relativ jungen Stausee der Tourismus zu erblühen begann.

Wenn man Jakobs fragt, was in seiner Arbeit die größte Bedeutung hatte, kommen unweigerlich die Stichworte Stausee und Krankenhaus. Schon in den 60er Jahren hatte das saarländische Wasserwirtschaftsamt Staumöglichkeiten im nördlichen Saarland eruiert. Genial war der Schachzug, den Damm in die B 268 zu integrieren. 400 Landparzellen mussten von insgesamt 600 Eigentümern erworben werden. Allmählich wuchs die Infrastruktur und als 1981 der Campingplatz eröffnet wurde, war der See bereits ein gerne und viel frequentiertes Naherholungsziel.

Parallel dazu verliefen Sanierungs- und Verschönerungsarbeiten in Losheim und den dazugehörigen Ortsteilen. Das Rathaus wurde modernisiert und ausgebaut, verbunden mit einer Passage zur Saarbrücker Straße und einem großen Parkplatz hinter dem Gebäude. In Britten, Mitlosheim, Scheiden und Waldhölzbach wurden die Dorfplätze neu gestaltet. Auch das Schlösschen, Losheims schönstes historisches Gebäude, erfuhr eine umfangreiche Sanierung.

Zum Schluss das Thema Krankenhaus, das zwar nun eine Bestandsgarantie bis 2023 genießt, für dessen Erhalt jedoch nach wie vor gekämpft werden muss. Eine maßgebliche Rolle spielt dabei der Krankenhausförderverein, den Jakobs bis zu seinem 90. Lebensjahr als Vorsitzender leitete. Die Mitglieder dieses Vereins haben Jahrzehnte lang für das Krankenhaus geworben und viele Gelder bereitgestellt, um Ausstattung und Effizienz zu verbessern.

„Es ist mir ein großes Anliegen“, sagt Jakobs heute, „mich bei all den Menschen zu bedanken, die mich bei meiner Arbeit unterstützt haben: bei meinen Verwaltungsmitarbeitern, den Bürgerinnen und Bürgern, aber auch bei den Kreis- und Landesgremien für ihre finanzielle Unterstützung.“ Dennoch bedarf es auch bei sehr guten Fahrzeugzeilen eines Motors, der die ganze Sache antreibt. Ein solcher Motor ist Raimund Jakobs während seiner Amtszeit und auch darüber hinaus stets gewesen. Helmut Harth, der neue Bürgermeister der Gemeinde Losheim am See, fasst es mit den folgenden Worten zusammen: „Viele Hände haben an der Gemeinde gebaut, aber Raimund Jakobs war der Architekt.“

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