Kurse in Losheim am See Sich in Notsituationen helfen können - „Survival betrifft jeden“
Losheim am See · Daniel Bäumler vermittelt in der Umgebung von Losheim, wie man sich in einer Notsituation in der Natur behelfen kann.
„Frühstück?“, fragt Daniel Bäumler auf dem Weg zu seinem Camp in einem Wald im Warndt und hält der verdutzten Autorin einen Strang mit Brennesselsamen hin, frisch gepflückt von Pflanzen, die am Rand des Pfades wuchern. Beim Zerreiben einiger Samen zwischen den Fingern wird die Masse ölig. Der Rest, unzerrieben, schmeckt ganz gut. „Die Samen sind sehr proteinreich“, erklärt Bäumler, der mit seinem Unternehmen „Plan-B – Wildnis (er)leben“ Kurse und Aktionen in der Natur anbietet. Darunter Survival-Kurse, die Bäumler in Losheim durchführt.
„Survival betrifft jeden und wird nur dann unangenehm, wenn es einen unvorbereitet auf dem falschen Fuß erwischt“, sagt Bäumler, im Camp angekommen. Den Begriff Survival begreift er umfassend. Jedes Lebewesen versucht jeden Tag zu überleben, so auch der Mensch. „In der Gesellschaft ist mittlerweile aus dem Blickfeld gewandert, dass wir als Lebewesen ein Teil der Natur sind. Wir haben uns sehr stark von der Natur entfernt.“ Viele kommen in Situationen nicht zurecht, in denen die Zivilisation mit all ihren Ressourcen wegbricht. „Dabei stellt die Natur selbst Ressourcen in Hülle und Fülle zur Verfügung.“
Dass man in eine solche Situation kommt, kann schnell passieren. Wenn Daniel Bäumler mit Teilnehmern über mögliche Szenarien spricht, geht es vom Flugzeugabsturz über einen andauernden Stromausfall bis hin zur Zombieapokalypse. Auch wenn zumindest Letzteres unwahrscheinlich erscheinen mag – das Überleben in der Natur ist nicht an Katastrophenszenarien geknüpft. Auch im Alltag kann man schnell an einen Punkt kommen, an dem man sich überschätzt, betont Bäumler. Wenn etwa ein unerfahrener Wanderer eine zu lange Strecke plant und nicht genug Wasser hat.
„Wenn man sich dann auch noch den Knöchel verstaucht und das Handy keinen Empfang hat, geht es schon los.“ Oder wenn Wanderer in den Bergen unterschätzen, dass es deutlich früher dunkel wird, das Wetter umschlägt, vielleicht Nebel aufzieht. Oder, noch alltäglicher: Wenn man mit dem Hund Gassi geht, dieser im Gebüsch verschwindet, der Besitzer folgt und die Orientierung verliert. „Wenn es anfängt, dunkel zu werden, ist es dreimal schlimmer.“ Zum Problem wird eine solche Situation aber erst, wenn man nicht weiß, was man tun kann, um trinkbares Wasser, den Weg zurück oder einen Unterschlupf zu finden.
Wichtig ist Bäumler, dass es nicht um ein reines Überlebens-Training geht, sondern um das vernünftige Leben mit der Natur. „Wir haben nur eine Natur, wenn wir diese zugrunde richten, machen wir uns selbst kaputt.“ Es sei bedeutsam, sie wieder schätzen zu lernen. Neben Naturverbundenheit nennt Bäumler einen weiteren Aspekt, den er aufgreift: Persönlichkeitsentwicklung. „Nach ein paar Tagen in der Wildnis sortiert man die Prioritäten gerne mal neu.“ Viele hinterfragen Gewohnheiten oder bewerten anders, was ihnen wichtig ist. Vor vier Jahren hat Bäumler in einer beruflichen Neuorientierungsphase selbst an einem Survival-Kurs im Schwarzwald teilgenommen. Seine Arbeit im Marketing gab er auf und er begann kurz vor Beginn der Corona-Pandemie, sein Unternehmen aufzubauen, das er aktuell nebenberuflich führt. Die Zeit der pandemiebedingten Einschränkungen hat er genutzt, um sein Camp im Warndt herzurichten, das er auch für Kurse nutzt. Jüngst hat er eine Weiterbildung zum Natur- und Wildnispädagogen abgeschlossen. Auf die Frage, wie er auf Losheim als Standort gekommen ist, sagt er: „Losheim ist zu mir gekommen.“
Beim ersten „Draußen am See“-Festival hat er ein Survival-Angebot präsentiert, woraufhin ihn der Bürgermeister Helmut Harth gefragt habe, ob er hier auch Kurse durchführen würde. Nach weiterer Abstimmung, unter anderem mit dem Förster, hat er zwei passende Plätze gefunden.
Anfang des Jahres hat Bäumler den ersten Survival-Kurs in Losheim geleitet. Bei „Survival Basic“ vermittelt er grundlegende Fertigkeiten und Wissen. Die Teilnehmer lernen, wie sie Feuer machen, trinkbares Wasser und Nahrung finden, eine Unterkunft bauen und Grundlagen der Survival-Psychologie. Denn, sagt Bäumler: „Überleben ist Kopfsache.“
Dem Bild, das viele beim Thema Survival im Kopf haben – ein Rambo, der sich mit Machete durch die Wildnis schlägt und überall Feuer macht – widerspricht er. „Mir ist daran gelegen, einen sinnvollen und verantwortungsvollen Umgang auch mit Feuer zu vermitteln.“
Der nächste Kurs ist von Freitag bis Sonntag, 23. bis 25. September, der Treffpunkt wird vorab mitgeteilt. Mitmachen kann jeder, der sich körperlich fit und bereit dafür fühlt, sagt Bäumler.
Wer kürzer aus dem Alltag ausbrechen will oder ein kleines Abenteuer sucht, kann an einem „Micro Adventure“ teilnehmen, mit nur einer Übernachtung im Freien. Der nächste Termin ist am 15. und 16. Oktober, ebenfalls in Losheim.