Sie haben den Schlagschrauber fest im Griff

Losheim · Mehr als graue Theorie macht der Girls' Day möglich: Drei junge Frauen schnuppern in den Berufsalltag in einer Kfz-Werkstatt.

 Volle Konzentration auf die Arbeit in der Werkstatt, in der sie auch mit anpacken dürfen: Carina Großmann, Vanessa Thiel, Emilia Riemenschneider und Firmenchef Markus Schulligen (von links). Foto: Dieter Ackermann

Volle Konzentration auf die Arbeit in der Werkstatt, in der sie auch mit anpacken dürfen: Carina Großmann, Vanessa Thiel, Emilia Riemenschneider und Firmenchef Markus Schulligen (von links). Foto: Dieter Ackermann

Foto: Dieter Ackermann

Die zarten Hände mit den frisch lackierten Fingernägeln haben den Schlagschrauber fest im Griff - und schon rattert die Maschine den ersten Radbolzen los. Der Chef des Kfz-Betriebs M. Schulligen GmbH, Markus Schulligen, achtet genau darauf, dass bei dem Radwechsel an einem Mini bloß nichts nichts schief geht.

Die Einladung, sich anlässlich des Girls' Days einen praxisnahen Eindruck von einer zukünftigen Berufsausbildung zu verschaffen, wollen sich Emilia Riemenschneider (14) von der Eichenlaubschule in Weiskirchen, Vanessa Thiel (15) und Carina Großmann (15), beide von der Peter-Dewes-Schule in Losheim am See, nicht entgehen lassen. Dafür nimmt das junge Trio auch klaglos schmutzige Hände in Kauf.

Das bereits 1964 gegründete Unternehmen an der Saarbrücker Straße 227 in Losheim bietet aktuell 14 Mitarbeitern, darunter vier Auszubildenden, sichere Arbeitsplätze. Für Markus Schulligen ist als Chef des Familienunternehmens der Begriff "Facharbeitermangel" durchaus kein Fremdwort: "Deshalb bieten wir seit langem jedes Jahr ein bis zwei jungen Leuten einen Ausbildungsplatz an." Auch manches Mädchen habe in seinem Betrieb bereits seine dreieinhalbjährige Ausbildung als Kfz-Mechatroniker oder Bürokauffrau erfolgreich abgeschlossen.

Am Girls'Day 2017 begrüßt Schulligen die drei Schülerinnen, um ihnen getreu den Zielvorgaben dieser bereits zum 14. Mal im Saarland ausgerichteten Veranstaltung einen Einblick in die Berufsausbildung seines Unternehmens auch und insbesondere für junge Mädchen zu vermitteln.

Nach dem ersten Kennenlernen gibt`s zunächst eher trockene, dennoch wichtige Theorie. Da ist die Rede von der dualen Berufsausbildung, die sich die Betriebe und die Berufsschulen teilen. Der Kfz-Meister vergisst dabei natürlich auch die überbetriebliche Ausbildung in Saarbrücken nicht. Auf die Frage seiner jungen Gäste, ob die Arbeit in seiner Kfz-Werkstatt nicht vielleicht körperlich zu anstrengend sein könnte, reagiert er mit einem Schmunzeln.

"Davon kann wirklich nicht die Rede sein", und Schulligen fährt fort, "ihr werdet überrascht sein, wie viele moderne Instrumente uns heute in einer solchen Werkstatt körperlichen Einsatz abnehmen. Viele davon werden euch an die vertrauten Laptops oder Smartphones erinnern."

Sobald die "graue Theorie" erledigt ist, geht's in die große Werkstatt. Der Firmenchef hat da für seine jungen Besucherinnen schon einiges vorbereitet. Auf einer Arbeitsbühne steht ein schmucker Mini, bei dem die Winter- gegen die aktuell eher gefragten Sommerreifen ausgetauscht werden sollen. Jetzt wird's laut. Beim Rattern eines Schlagschraubers wird den Schülerinnen schnell klar, dass sich die kleine aber kräftige Maschine deutlich leichter handhaben lässt als etwa der Kreuzschlüssel, mit dem sich ihr Vater schon mal bei einer Reifenpanne herumquälen musste. Dabei bestätigt die Praxis die vorherigen Infos, wonach in einer modernen Werkstatt weiblichen Auszubildenden keine rohen Kräfte abverlangt werden. Bei diesem Girls'Day bereitet die Praxis im Umgang mit modernen Maschinen den Besucherinnen erkennbar viel Spaß.

So fliegen etwa beim Metall Bohren nur so die Späne, wobei Schulligen immer wieder auf die Sicherheitsvorkehrungen hinweist, die in seiner Werkstatt Arbeitsunfälle ausschließen sollen. Gerade dieser praktische Teil ihres Girls' Days, der mit dem obligatorischen Händewaschen abgeschlossen wird, vermittelt den Besucherinnen über den Spaß hinaus einen anschaulichen Eindruck von der Berufsausbildung in einer modernen Kfz-Werkstatt.

Ob das jetzt aktuell ihre individuelle Berufswahl beeinflussen wird, kann abschließend noch keine der drei jungen Damen sagen. Aber interessant sei's auf jeden Fall gewesen. Carina Großmann beim Abschied: "Schauen wir mal."

Zum Thema:

Seit 14 Jahren gibt es den Girls' Day Im Jahr 2017 koordinierte ALWIS e.V. im Saarland den Girls' Day - Mädchenzukunftstag - bereits zum 14. Mal. Der Verein wurde Juni 2003 gegründet, um die Verzahnung zwischen Schule und Wirtschaft zu verstärken. Unternehmen, Betriebe und Hochschulen in ganz Deutschland öffnen am Girls' Day ihre Türen für Schülerinnen ab der 5. Klasse. Die Mädchen lernen dort Ausbildungsberufe und Studiengänge in IT, Handwerk, Naturwissenschaften und Technik kennen, in denen Frauen bisher eher selten vertreten sind. Der Girls' Day - Mädchenzukunftstag ist das größte Berufsorientierungsprojekt für Schülerinnen weltweit. Seit dem Start der Aktion im Jahr 2001 haben insgesamt etwa 1,8 Millionen Mädchen teilgenommen.

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