Girls Day Schlagschrauber fest in weiblicher Hand

Losheim am See · Am Donnerstag erlaubte der Girl’s Day Schülerinnen  eine Art „Zeitsprung“ in ihre bevorstehende Berufsausbildung.

 Beobachtung am Girl’s Day: Der Nagellack nahm keinen Schaden.

Beobachtung am Girl’s Day: Der Nagellack nahm keinen Schaden.

Foto: Dieter Ackermann

Organisiert wird der Girl’s Day bereits seit 2001 von der Initiative ALWIS. Der Name steht für „Arbeitsleben, Wirtschaft, Schule“ und wurde von einer Reihe von Partnern als Verein gegründet, um die Verzahnung zwischen Schule und Wirtschaft zu verstärken.

Als ALWIS-Ansprechpartnerin wies Anna Maria Pranke im SZ-Gespräch darauf hin, dass seit 2011 im Saarland jeweils am vierten Donnerstag eines Aprils auch ein Boys’ Day ausgerichtet wird. Nach den guten Erfahrungen mit dem Girls’ Day, bei dem schon seit 2001 Schülerinnen ab der Klassenstufe 5 die Möglichkeit bekommen, einen Tag lang Berufe zu entdecken, die immer noch bevorzugt von Jungs gewählt werden, unterstütze dieses Angebot seit sieben Jahren entsprechend auch die männlichen Schüler dieser Altersklasse bei ihrer Berufswahl.

So weit die „graue Theorie“. Damit bei diesem Thema auch die Praxis nicht zu kurz kommt, besuchte die SZ den Bosch-Service Schulligen in Losheim, wo der Begriff „Facharbeitermangel“ wie allgemein im Handwerk längst kein Fremdwort mehr ist. Das Familienunternehmen beschäftigt aktuell 14 Mitarbeiter, darunter vier Auszubildende. Markus Schulligen: „Wir bieten jedes Jahr ein bis zwei jungen Leuten einen Ausbildungsplatz an – und einige junge Damen haben hier auch schon ihre Ausbildungszeit als Kfz-Mechatronikerin oder Bürokauffrau erfolgreich abgeschlossen.“

Der Firmeninhaber  begrüßte anlässlich des Girls’ Days wieder einige Schülerinnen, die sich möglicherweise für eine Berufsausbildung in dieser zwar technischen, trotzdem auch für weibliche Bewerber reizvollen Branche interessieren. Nach dem ersten Kennenlernen war zunächst die Rede von der dualen Berufsausbildung, die sich Betriebe und Berufsschulen teilen. Auf die Frage seiner jungen Gäste, ob die Arbeit in seiner Kfz-Werkstatt für den weiblichen Berufsnachwuchs nicht vielleicht körperlich zu anstrengend sein könnte, reagierte Schulligen gelassen. „Davon kann wirklich nicht die Rede sein“, und der Firmenchef fuhr fort, „ihr werdet überrascht sein, wie viele moderne Instrumente uns heute in einer modernen Werkstatt den körperlichen Einsatz erleichtern oder sogar ganz abnehmen. Viele davon werden euch an die vertrauten Laptops oder Smartphones erinnern.“

Dann ging‘s in die große Werkstatt. Der Firmenchef hatte da für seine jungen Besucherinnen schon einiges vorbereitet. Auf einer Arbeitsbühne wartete bereits ein Pkw, bei dem die Winter- gegen die aktuell eher gefragten Sommerreifen ausgetauscht werden sollten. Jetzt wurde es auch richtig laut. Beim Rattern eines Schlagschraubers wurde den Schülerinnen schnell klar, dass sich die kleine, aber kräftige Maschine deutlich leichter handhaben lässt als etwa der Kreuzschlüssel, mit dem sich ihr Vater schon mal bei einer Reifenpanne herumquälen musste. Dabei bestätigte die Praxis die vorherige Theorie, wonach in einer modernen Werkstatt weiblichen Auszubildenden tatsächlich keine rohen Kräfte abverlangt werden. Und notfalls stehen ihnen ja auch die männlichen Kollegen als ausgewiesene Kavaliere zur Seite.

 Markus Schulligen erklärt den Teilnehmerinnen den Aufbau eines Pkw-Rades. Foto: Dieter Ackermann

Markus Schulligen erklärt den Teilnehmerinnen den Aufbau eines Pkw-Rades. Foto: Dieter Ackermann

Foto: Dieter Ackermann

Beim Girls’ Day bereitete jedenfalls die Praxis im Umgang mit modernen Maschinen den Besucherinnen unübersehbar viel Spaß. So flogen etwa beim Metallbohren nur so die Späne, wobei Schulligen immer wieder auf die für alle geltenden Sicherheitsvorkehrungen hinwies, die in seiner Werkstatt Arbeitsunfälle ausschließen sollen. Gerade dieser praktische Teil ihres Girls’ Days, der mit dem obligatorischen Händewaschen – die roten Fingernägel blieben übrigens tatsächlich unbeschadet – abgeschlossen wurde, vermittelte den jungen Damen über den Spaß hinaus einen anschaulichen Eindruck von der Berufsausbildung in einer modernen Kfz-Werkstatt. Ob das jetzt aktuell ihre individuelle Berufswahl beeinflussen wird, konnte oder wollte abschließend noch keine der Teilnehmerinnen sagen. Aber interessant sei es auf jeden Fall gewesen. Schulligen würde sich auf jeden Fall freuen, wenn ihm demnächst eine Ausbildungsbewerbung von einer der Teilnehmerinnen am Girl’s Day auf den Tisch flattern würde.

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