Erdrutsch Rissenthal von Schlammlawinen heimgesucht

Rissenthal · Überschwemmungen nach Dauerregen verwüsten den Losheimer Ortsteil. Die Feuerwehr hat alle Hände voll zu tun.

 Unter einer dicken Schlammschicht bedeckt: der Bereich des Dorfplatzes in Rissenthal.

Unter einer dicken Schlammschicht bedeckt: der Bereich des Dorfplatzes in Rissenthal.

Foto: Werner Krewer

Gegen Mittag muss Matthias Becker zusätzliche Gerätschaften besorgen: Der Löschbezirksführer in Rissenthal, hauptberuflich Chef einer Garten- und Landschaftsbaufirma, fährt mit dem Feuerwehrauto zu seinem Firmengelände, um weitere Schaufeln beizuschaffen. Die werden auch gebraucht an diesem Freitag, denn am Abend zuvor war der Ort von Naturgewalten böse erwischt worden: Nach anhaltenden Regenfällen hatten sich am Donnerstag gleich an mehreren Stellen mächtige Ströme aus Wasser, Schlamm und Geröll in den Ort hinein ergossen. Straßen wurden überspült, Keller geflutet – insgesamt sieben Anwesen waren betroffen, sagt Becker: „Es gab ja schon am Mittwochabend im Bereich des Dorfplatzes Überschwemmungen, aber die waren harmlos im Vergleich zu dem, was am Donnerstag runterkam.“ Mehrere 100 Tonnen Schlamm, so schätzt er, haben die herbeigerufenen Helfer vom Gemeinde-Bauhof und einer ortsanssäsigen Baufirma mit Radladern und Baggern seit Donnerstag auf Laster verladen und fortgeschafft. „Ich stand in der Dorfmitte bis zu den Hüften in der Pampe“, beschreibt Becker das Ausmaß der Überflutungen, die er als die schwersten seit langem bezeichnet. „Das ist kein Wunder, es regnet schon seit Anfang November in einem fort“, meint der Feuerwehrchef.

Gegen 18.30 Uhr waren Becker und seine Mannen am Donnerstagabend in den Einsatz gerufen worden, neben 18 Einsatzkräften aus der Rissenthaler Wehr war auch der Löschbezirk Losheim zur Unterstützung angerückt. Unter einer 50 bis 80 Zentimeter hohen Schicht aus Schlamm und Geröll waren einige Straßen im Ort verschwunden. Besonders betroffen waren die Peter-Wust-Straße, die Straße Im Kellerchen sowie in der Folge die Rissenthaler Straße, die Hauptdurchgangsstraße. „Die Hauptstraße musste wegen der Überflutungen am Donnerstag bis Mitternacht gesperrt bleiben“, sagt Becker. Von der nahe gelegenen Wahlener Platte hatten sich die Regenmassen über mehrere Wasserläufe (Gräte) in den Ort hinab gestürzt, die Kanaleinläufe am Ende der Gräte waren angesichts der riesigen Menge nicht mehr in der Lage, alles aufzunehmen. Die Anwohner schritten selbst zur Tat, um der Überflutung Herr zu werden. „Der Einsatz vieler Privatpersonen hat geholfen, noch schlimmere Schäden zu verhinden. Die Leute  haben verstopfte Gullis freigeschippt oder Geröll beseitigt“, erklärt der stellvertretende Ortsvorsteher Michael Klasen. Dennoch sei das, was über den Ort hereingebrochen sei, „eine Katastrophe“.

In der Garageneinfahrt an einem Wohnhaus ganz am Ende der Straße ist ein Wäschetrockner abgestellt. Den unteren Teil des Gehäuses umgibt ein 20 bis 30 Zentimeter hoher, schmutziger Rand. Bis dorthin hatten sich Wasser und Schlamm im Keller des Hauses gestaut, in dem das Gerät noch am Abend zuvor gestanden hatte. „Ich habe zum Fenster rausgeschaut, das Wasser kommen sehen, und da lief es schon ins Haus rein“, sagt Kevin Fehr. Das Gebäude ist eines der ersten, das der schmutzige Sturzbach an dieser Stelle auf seinem Weg in die Tiefe erreichte. Am Donnerstag habe er mit zwei weiteren Helfern allein sechs Stunden im Keller Schlamm und Wasser herausgeschippt, am Freitag hätten sie zu fünft wieder drei Stunden weiter gemacht, erzählt Fehr, der erschöpft wirkt. Übel erwischt hat es auch einen weiter unten gelegenen Betrieb für Landwirtschafts- und Erdarbeiten: Die Schlammlawine ergoss sich auf das Firmengelände, das unterhalb des Straßenniveaus liegt, und flutete Werkstätten und Gerätehallen.

 Am Donnerstagabend begann das Unheil: Wasser und Schlammmassen in der Peter-Wust-Straße.

Am Donnerstagabend begann das Unheil: Wasser und Schlammmassen in der Peter-Wust-Straße.

Foto: Werner Krewer
 Ebenfalls schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde der Sportplatz am Ortsrand von Rissenthal.

Ebenfalls schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde der Sportplatz am Ortsrand von Rissenthal.

Foto: Ulrich Becker

Matthias Becker und seine Mitstreiter von der Feuerwehr müssen an diesem Tag all ihre Kräfte zusammennehmen: „Am Mittwoch waren wir mit zwölf Leuten sechs Stunden lang im Einsatz. Am Donnerstag ging es bis halb zwei in der Nacht. Und heute sind wir auch  seit halb acht wieder dran“, resümiert der Löschbezirksführer. Seit dem Vormittag ist eine wuchtige Kehrmaschine damit beschäftigt, die Straßen und Gehwege wieder von Dreck und Schlamm zu befreien. Auch ein Kanalreinigungs-Unternehmen ist im Einsatz. „Hoffentlich war es das mit dem Regen“, meint Becker mit einem sorgenvollen Blick in den grauen Himmel, ehe er sich mit seinen gut 40 Helfern wieder den Aufräumarbeiten widmet.

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