Losheim/Nunkirchen Weltladen in Losheim bekam prominenten Besuch – und der war nicht wasserscheu
Losheim/Nunkirchen · Erstmals seit ihrer Begründung vor 20 Jahren führt die Rad-Rundfahrt Tour de Fair durchs Saarland. das hat einen guten Grund: Denn in Losheim feiert der älteste Weltladen des Landes ebenfalls einen runden Geburtstag. Und darum fuhr auch ein ganz bekanntes Gesicht auf den letzten Kilometern im Tourtross mit.
Eines muss man den Teilnehmern der Tour de Fair 2023 lassen: Sie sind hart im Nehmen. Im strömenden Regen kamen sie am Mittwochmorgen zum Zwischenstopp in Schloss Münchweiler an. Von St. Wendel aus waren die gut 25 Radfahrer am Morgen gestartet und der Regen war stets ihr Begleiter. Nass bis auf die Haut wurden sie am herrlichen Barockschloss nahe Nunkirchen Ministerpräsidentin von Anke Rehlinger in Empfang genommen. Nach einem Gruppenfoto in dem selbst bei Dauerregen schönen Ambiente von Schloss Münchweiler ging es in Begleitung der Regierungschefin, die auch unter Beweis stellte, nicht wasserscheu zu sein, weiter nach Losheim, zum dortigen Weltladen.
Der Weltladen Losheim feiert in diesen Wochen sein 40-jähriges Bestehen. Mitbegründerin war Gertrud Selzer und sie ist heute noch mit dabei. „Mir ist es wichtig, dass bei der Tour de Fair die beiden entwicklungspolitischen Landesnetzwerke, die Aktion 3. Welt Saar und das Netzwerk Entwicklungspolitik, an einem Strang ziehen und sich mit ihrem Knowhow einbringen“, teilte Selzer in einer Pressemitteilung mit. Sie war auch selbst vor Ort und nahm die Radfahrer mit Warmgetränken und später mit einer heißen Suppe, sowie Kuchen in Empfang.
„Ich freue mich, dass die Tour de Fair 2023 zu Gast im Saarland ist und die Weltläden dort unterstützt und sichtbarer macht“, sagte Selzer und betonte die Wichtigkeit der Radtour durch das Saarland, die in diesem Jahr drei Jubiläen vereint. Neben dem Jubiläum des Weltladens Losheim werden in diesem Jahr die Tour selbst 20 Jahre sowie der Faire Handel im Saarland und Deutschland 50 Jahre alt. Seit 2002 startet die Tour jeden Sommer in eine andere Region Deutschlands. Im Saarland werden in diesem Jahr Homburg, St. Wendel, Losheim, Merzig, Dillingen, Saarbrücken und St. Ingbert angefahren. Am Ende werden die Radfahrer rund 300 Kilometer mit dem Fahrrad durch das Saarland gefahren sein. Organisiert haben die Tour Gerhard Werum vom Weltladen Dieburg und Peter Weichardt von der Fair-Trade-Initiative Saarland.
Die Teilnehmer konnten sich vor Ort mit den regionalen Gegebenheiten und mit der Geschichte der Aktion 3. Welt Saar informieren. Diesen Part übernahm Roland Röder, Geschäftsführer der Aktion 3. Welt Saar. Er begrüßte die Tourteilnehmer und hieß die durchnässten Radfahrer in den Räumlichkeiten des Weltladens willkommen. Bevor Röder die Gründungsjahre bis heute Revue passieren ließ, bat er die Ministerpräsidentin, die im übrigen auch Mitglied bei der Aktion 3. Welt ist, um ein paar Grußworte. „Die Verbundenheit mit der Aktion 3. Welt gibt es seit vielen, vielen Jahren und in der Arbeit begleiten wir uns seit dieser Zeit konstruktiv kritisch“, sagte Anke Rehlinger. Das Thema Fairer Handel berühre uns alle. „Ich will aber schon noch darauf hinweisen, dass wir als erstes Bundesland Faires Bundesland werden möchten“, erklärte die Regierungschefin. Man könne bereits auf viele Initiativen in Kommunen und Regionen zurückgreifen, aber dennoch müsse es gemacht werden. Die Weltläden im Saarland seien in diesem Prozess ein wichtig Partner, wenn es darum gehe, das Label mit Leben zu füllen.
Röder gab einen kleinen geschichtlichen Rückblick zur Aktion 3. Welt Saar. Im Jahr 1982 sei der Weltladen gegründet worden, aus dem diese Initiative hervorgegangen sei. „Heute macht der Weltladen rund fünf Prozent der Aktivitäten aus. In der Weihnachtszeit sind es etwa zehn Prozent“, umriss Röder die Arbeit, die von dem Aktionsbündnis abgedeckt wird. Weitere 14 Themenfelder würden von dem Verein behandelt. Unter anderem sind dies: Landwirtschaft, Antisemitismus, Islamismus, Umwelt, Energiepolitik, Klima, Migration (Asyl, Rassismus), Entwicklungsvorstellungen und Nationalsozialismus. Der Verein sei bundesweit vernetzt und verfüge über 300 Mitglieder, von denen 60 aktiv seien. Mit zwei Halbtagsstellen und den aktiven Mitgliedern würden die Themen inhaltlich aufbereitet und nach außen transportiert. Zudem verwies Röder auf das Problem, „auf dem Land zu arbeiten“. „Wenn es darum geht, Zuschüsse zu bekommen, habe ich den Eindruck, dass wir gegenüber Initiativen und Vereine, die in einer Stadt agieren, benachteiligt werden“, richtete er einen Appell an die Politik. „Wenn wir hier mehr berücksichtigt würden, könne die Arbeit noch effektiver gestaltet werden.“
Von Losheim aus bewegte sich der Tross nach Merzig zur Buchhandlung Rote Zora. Dort wurden die Radfahrer von Oberbürgermeister Marcus Hoffeld begrüßt. Anschließend las „der letzte linke Kleingärtner“ (Roland Röder) aus seinen Kolumnen. Dabei gab der Experte für Nachhaltigkeit und Landwirtschaft wertvolle Tipps zur Erreichung einer faireren Welt.