"Politisches Kabarett war immer eine Sache von Minderheiten"

Herr Venske, als politischer Kabarettist muss es für Sie doch eine Freude sein, ins Saarland zu kommen. Oskar Lafontaine und seine Partei Die Linke sind für Kabarettisten sicherlich ein gefundenes Fressen.Henning Venske: Mit diesen kleinkarierten Grabenkämpfen halte ich mich nicht auf

 Henning Venske steht gern vor Publikum. Fotos: SZ

Henning Venske steht gern vor Publikum. Fotos: SZ

Herr Venske, als politischer Kabarettist muss es für Sie doch eine Freude sein, ins Saarland zu kommen. Oskar Lafontaine und seine Partei Die Linke sind für Kabarettisten sicherlich ein gefundenes Fressen.Henning Venske: Mit diesen kleinkarierten Grabenkämpfen halte ich mich nicht auf. Was mich als politischer Kabarettist interessiert, sind die großen philosophischen Fragen, zum Beispiel Globalisierung, Krieg und Frieden oder die Schere zwischen Arm und Reich. Das ist das Material für politisches Kabarett und es hat sich in den letzten 40 Jahren nicht geändert. Neu ist lediglich der Deutungsansatz, also wie man an die Fragen herangeht. Wenn die Fragen immer die gleichen sind, langweilt es Sie nicht, auf der Bühne zu stehen?Venske: Vor Publikum zu spielen macht mir immer noch Spaß. Doch es ist manchmal frustrierend zu sehen, wie wenig sich die Dinge verändern beziehungsweise wie langsam alles geht.Vor kurzem stand in einer großen deutschen Tageszeitung geschrieben: Die meisten Politiker sind heute besser zu ertragen als ihre Clowns. Mit Clowns sind die Kabarettisten gemeint. Wie würden Sie den Zustand des deutschen Kabaretts beschreiben?Venske: Das ist eine schwierige Frage. Politisches Kabarett war immer eine Sache von Minderheiten mit einer oppositionellen Ausrichtung - es war nie massenkompatibel, weder heute noch vor 20 Jahren. Im Fernsehen ist dafür kein Platz. Leichter ist es für die Kabarettisten nicht geworden, schließlich hängt der Erfolg auch davon ab, wie sprachmächtig ein Kabarettist ist. Das hält jedoch nicht viele Flaschen davon ab, sich daran zu versuchen. Worin sehen Sie die größte Herausforderung für sich?Venske: Für mich ist Kabarett gespielte Satire, eine Mischform aus Journalismus und Theater. Es gibt mir die Möglichkeit, meine Gedanken mitzuteilen und ist eine nicht-entfremdete, wunderbare Arbeit, die mich befriedigt.Ihr Kollege Jochen Busse und Sie sind immer wieder auch im Fernsehen zu sehen und kennen das TV-Geschäft. Nach dem Eklat mit Marcel Reich-Ranicki bei der Verleihung des deutschen Fernsehpreis: Wie beurteilen Sie das Niveau im deutschen Fernsehen?Venske: Ich sehe ganz wenig Fernsehen, weil ich weder ein Fan von Tatort, Rosamunde Pilcher oder Volksmusik bin. Das Niveau im Fernsehen ist ziemlich erbärmlich. Wenn Sie wenig fernschauen: Woher nehmen Sie die Anregungen für Ihre Bühnenprogramme?Venske: Ich bin schon gut informiert, im Fernsehen schaue ich gerne die Nachrichtensendungen oder Dokumentationen. Im Internet lese ich zwischen acht bis zehn Zeitungen pro Tag: Kommentare, Leserbriefe und Glossen sind gute Ideengeber. Derzeit sind Sie mit dem Programm "Legende trifft Urgestein" unterwegs, fürs nächste Jahr planen Sie bereits das nächste Programm. Ist ein Kabarettist überhaupt jemals in der Lage, in Rente zu gehen oder ist er dazu qua Natura verdammt, immer auf der Bühne zu stehen?Venske: Ich habe es noch nicht ausprobiert, in Rente zu gehen, aber ich stelle es mir ziemlich schön vor: Ich würde viel lesen, schreiben und reisen. Aber im Moment denke ich noch nicht ans Aufhören. www.venske.de

 Busse und Venske.

Busse und Venske.

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